AboAbonnieren

„Wenn es Kölsch gibt – perfekt“Rüdiger Hoffmann über Kölner Humor und sein Best-Of

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Kabarettist Rüdiger Hoffmann tritt im Kölner Gloria auf.

Köln – „Ja hallo erstmal! Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten…“ – es gibt wohl nur wenige Menschen, bei denen man anhand von ein paar charakteristischen Sätzen direkt weiß, um wen es sich handelt. Rüdiger Hoffmann ist einer davon. Der 58-jährige Kabarettist war in den 90er-Jahren einer der ersten, der Stand-Up-Comedy in Deutschland etablierte. Nach rund 30 Jahren hat Hoffmann nun ein Best-Of-Programm geschrieben, das er am 9. Juni im Kölner Gloria präsentiert. Mit Köln verbindet ihn seit Jahrzehnten aber noch viel mehr, wie er im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ verraten hat.

„Rheinländer sind humorbegeistert“

Bereits 1997 verarbeitete der gebürtige Paderborner Hoffmann gemeinsam mit dem Ur-Kölner Jürgen Becker im Buch „Es ist furchtbar, aber es geht“ die Unterschiede zwischen Westfalen und Rheinländern. Bis heute bemerkt Hoffman die unterschiedlichen Mentalitäten an den Reaktionen seines Publikums.

„Die Rheinländer sind sehr humorbegeistert und gesprächig. Hier brauchst du nur so zu reden, wie es in Paderborn normal ist – und schon liegen die Leute auf dem Boden. Wenn es dann auch noch ein Kölsch dazu gibt – perfekt. Der Westfale dagegen ist extrem wortkarg. Ich sage immer: Wenn Jesus Ost-Westfale gewesen wäre, hätte das Neue Testament auf eine Din-A4-Seite gepasst.“

Fans konnten über Best-Of-Programm abstimmen

Eine Liste seiner eigenen besten Stücke hätte dagegen kaum auf ein Blatt Papier gepasst. Für sein Best-Of-Programm habe er sich rund 50 Nummern herausgesucht. Per Abstimmung auf Facebook konnten die Fans dann mit darüber entscheiden, welche 20 Stücke es ins Set schaffen. „Im Prinzip ist das jetzt ein ganzes Programm nur aus Zugaben“, sagt Hoffmann.

Neuer Inhalt (3)

Rüdiger Hoffmann ist seit rund 30 Jahren in der Comedy-Branche aktiv.

„Mir hat es immer gefallen, am Ende der regulären Show drei alte Geschichten zu erzählen. Nach so langer Zeit habe ich gedacht, da kann man jetzt auch etwas Eigenes draus zusammenstellen.“ Sich die Nummern wieder „draufzuschaffen“, sei erstaunlich leicht gewesen. „Irgendwo auf der Festplatte liegt es noch rum.“

Nummern passen noch in die Zeit

Nach einigen Jahrzehnten und viele gesellschaftliche Debatten rund um Sexismus und Rassismus später stellt sich allerdings gerade für die Comedy-Branche die Frage, ob Witze, die früher bedenkenlos erzählt wurden, noch in die Zeit passen. Hoffmann meint, viele seine Nummern hätten teils auch 30 Jahre später noch nicht an Relevanz verloren. „Vieles passt – leider – noch sehr gut in die Zeit, darunter Stücke über Rassismus, wie ‚Anonyme Ausländerfeinde‘. Und auch die typisch deutsche Mentalität, wie in den ‚8 Kostbarkeiten‘.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Die meisten seiner Themen seien aber sowieso zeitlos. Im aktuellen Programm „Alles Mega“ gehe es beispielsweise um Wohnungsnot oder Nachhaltigkeit. Corona kommt bei Hoffmann nicht vor, außer zu Beginn der Show, wenn er darüber spreche, wie „schön es ist, wieder vor Leuten zu spielen“.

Podcast und Buch herausgebracht

In der Pandemie war der Paderborner allerdings nicht untätig. Zusammen mit dem Kölner Fernseh-Autor Andreas Hutzler, mit dem er auch den Podcast „Hallo erstmal“ aufnimmt, hat er vor einigen Wochen im Ullstein-Verlag das Buch „Die menschliche Tragödie“ veröffentlicht. Darin geht es laut Beschreibung des Verlags um „Liebe, Sex, Beziehung, Kinder und was noch so alles schiefgehen kann“. „Wenn man so will, ist das ein Anti-Familienratgeber. Alles was wir schreiben, sollte man lieber nicht machen“, sagt Hoffmann und lacht. In der Pandemie sei Zeit für die Verwirklichung von Projekten abseits der Bühne wie Buch oder Podcast gewesen.

Live-Shows vor Publikum und TV-Auftritte sollen aber auch weiterhin Hoffmanns Schwerpunkt bilden. Neben den regelmäßigen Auftritten in der SWR-„Spätschicht“ war Hoffmann bereits zweimal in der Neuauflage von „7 Tage, 7 Köpfe“ bei RTL zu Gast. Dort trat er bereits in den 90er-Jahren auf – das Revival der Show findet er aber ebenso gut. „In einer Zeit mit so vielen Talkshows gibt es dagegen nur wenige Sendungen, die das Weltgeschehen humoristisch aufrollen“, sagt Hoffmann. „Dabei gibt es gerade jetzt einen großen Bedarf danach zu lachen.“

Tickets für die Show am 9. Juni im Gloria gibt es für 35,50 Euro unter diesem Link.