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Kölner Band Erdmöbel gegen Umbau„Der Ebertplatz ist jetzt der beste Platz von Köln“

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Markus Berges (l.) und Ekki Maas von der Kölner Band Erdmöbel über ihr neues Album.

Köln – Ein Glas Wein, dazu ein Brötchen – so einfach kann das Glück sein. Das behaupten jedenfalls die italienischen Schlagersänger Albano und Romina Power, die mit ihrem Song „Felicità“ 1982 weltberühmt wurden. Die Grenzen zwischen Schönheit und Kitsch verschwimmen, und dennoch ist das Lied auch ein Vehikel für deutsche Italiensehnsucht. „Es wäre unvorstellbar, so einen Text ins Deutsche zu übertragen. In unserem Song „Felicità“ geht es zwar auch um die Sehnsucht nach dem Glück“, so Markus Berges, Sänger der Kölner Band Erdmöbel, die in ihrem neuen Album „Guten Morgen, Ragazzi“ den italienischen Hit zitieren.

Neues Album von Kölner Band Erdmöbel: Anderer Sound

Doch der Schlagertraum vom perfekten Alltag wird bei den Kölnern gebrochen. Berges singt etwa von einem schönen Treffen – das aber im Regen stattfindet. Passend zum italienischen Touch des Albums fielen dem Sänger und seinem Bandkollegen und Bassisten Ekki Maas die Wahl für den Gesprächsort nicht schwer: das Eiscafé Cortina am Hohenzollernring. Für das pinke Blumenarrangement vor der Tür und den neuen rosa Anstrich des Lokals seien sie extra quer durch die Innenstadt geradelt.

Das neue Album sei das Ergebnis von über zwei Jahren Arbeit. Hier und da werden Streicher eingesetzt, mal ertönt ein Chor im Hintergrund, insgesamt wirkt es orchestraler. „Das hat sich so ergeben, dass es deutlich prächtiger ist als die Alben vorher. Saxophon zum Beispiel ist ein Instrument, das ich nicht gerade schätze, und bei „Beherbergungsverbot“ meinte Markus, dass da ein Saxophon-Solo rein muss und jetzt spielt Paul Heller von der WDR Bigband eins und es ist Weltklasse“, sagt Maas. Auch thematisch ist das Spektrum breit: „Beherbergungsverbot“ ist etwa ein ironischer Kommentar über ein Unwort, das die Corona-Pandemie hervorgebracht hat – Hotelübernachtungen waren Ende 2020 verboten. In „Bernoulli-Effekt“ besingen sie auf witzig-charmante Art das physikalische Phänomen. Auch politische Statements enthält es: In „Wir sind nicht das Volk (Lass sie rein)“ positionieren sie sich gegen Nationalismus mit Blick auf den Ukraine-Krieg.

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Erdmöbel-Song gegen Nationalismus

Dabei war der Song vor zwei Jahren im Kontext der Debatte um unmenschliche Bedingungen im griechischen Flüchtlingslager Moria entstanden. Ekki Maas konstatiert im Vergleich zu damals jedoch einen entscheidenden gesellschaftlichen Unterschied: „Die Leute sind nicht dagegen, dass die Flüchtlinge herkommen, sondern jetzt ist die Solidarität sehr groß. In den sozialen Medien bekommen wir keinen Widerspruch“, so Maas. Hetzerisch ging es zu, als das Video zu „Hoffnungsmaschine“, einem Song zusammen mit Judith Holofernes, erschien.

Dieses wurde 2017 am damals berüchtigten Ebertplatz gedreht. „Da hatten wir so viel Ärger mit Nazis, und mussten täglich sehr viele Kommentare löschen“, erinnert sich Maas. Apropros Ebertplatz: Die positiven Entwicklungen sind für Erdmöbel der Beweis, dass bürgerschaftliches Engagement sich lohnt – auch in „einer schwierigen Stadt wie Köln, wo man häufig ausgebremst wird“, sagt Berges. „Als ich das erste Mal das Café und den neu aktivierten Springbrunnen gesehen habe, da war ich stolz darauf, dass wir auch ein kleiner Teil dessen waren, dass da was passiert“, so der Sänger.

Erdmöbel über Ebertplaz: Kein Umbau nötig

„Ich finde, der Ebertplatz muss gar nicht umgebaut werden“, ergänzt Maas. Er „fand ihn ja schon immer gut, auch als er noch verachtet wurde. Jetzt mit den Maßnahmen ist er der beste Platz Kölns, wieso hat das vorher niemand gesehen?“. Das Stadtgeschehen, das merkt man, beschäftigt die Erdmöbel, die sich primär als Kölner Band verstehen. Ungetrübt ist nach fast 30 Jahren auch die Lust, Neues hier auszuprobieren. „Vor ein paar Jahren haben wir auf den Kranhäusern gespielt, das war total toll. Falls jemand uns an einen ungewöhnlichen Ort einladen will, kann er sich sicher sein: Wir kommen.“

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Rückblickend würde die Band noch stärker auf ihre musikalische Unabhängigkeit pochen, ihre Mir-doch-egal-Mentalität durchsetzen. „Früher mit den Plattenfirmen war es immer etwas komisch, niemand hat so richtig Geld verdient, dafür haben wir diskutiert, was wir machen dürfen, was wahnsinnig viel Energie gekostet hat. Jetzt haben wir eine eigene Plattenfirma, was komfortabel ist, obwohl wir immer noch nicht so gut verdienen“, sagt Maas. Doch mit dem Status Quo sind sie zufrieden, auch wenn der große, kommerzielle Erfolg ausgeblieben ist. Selbst wenn sie es wollten, wären sie laut Maas womöglich gar nicht in der Lage, sich für den Mainstream zu verbiegen.

Im Rahmen ihrer Tour treten die Erdmöbel am Freitag, 3. Juni um 20 Uhr auf. Tickets kosten 25 Euro, zzgl. Gebühren.