Studie zu Corona in KölnSo hat sich das Virus in den 86 Veedeln ausgebreitet
Köln – Anhand von rund 102.000 Datensätzen haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fraunhofer-Gesellschaft untersucht, wie sich das Coronavirus in Köln seit Beginn der Pandemie im März 2020 ausgebreitet hat. Sie zeigen die Verbreitung des Virus in allen 86 Stadtteilen – durchsuchbar in unseren Kartendarstellungen.
Eines der Ergebnisse: In der frühen Phase bis Juni 2020 befand sich der Schwerpunkt des Infektionsgeschehens im Linksrheinischen, danach verlagerte er sich in das rechtsrheinische Stadtgebiet.
„Einige Stadtteile besonders betroffen"
„In der späteren Phase sind Stadtteile mit hoher Arbeitslosigkeit stärker betroffen“, heißt es in der Fraunhofer-Studie, die an diesem Montag veröffentlicht wurde. Andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Faktoren wie die Höhe der Mieten sowie der Anteil der Migrantinnen und Migranten in einem Stadtteil hätten ähnliche Auswirkungen auf die Ausbreitung des Coronavirus.
Losgelöste Feststellungen über einzelne Faktoren seien nicht möglich, schreiben die Wissenschaftler in ihrer Untersuchung. Durch die hohe wechselseitige Beziehung „der verschiedenen Faktoren und die Analyse auf Gebietsebene, können keine Aussagen über Kausalitäten getroffen werden“, heißt es.
Klicken Sie bei Darstellungsproblemen der Karte hier.
Die Studie lasse lediglich ortsbezogene Aussagen zu, nicht aber Rückschlüsse auf Personen und Gruppen, sagte Stefan Rüping von der Fraunhofer-Gesellschaft bei einer Pressekonferenz am Montag. Denn die Forscherinnen und Forscher werteten lediglich anonymisierte Daten zur Kontaktverfolgung aus, die dem Kölner Gesundheitsamt bis zum Stichtag 20. Januar 2021 vorlagen. Darin einbezogen sind 28.848 Fälle von nachweislich mit Corona infizierten Kölnerinnen und Kölnern, einschließlich der Todesfälle.
Klicken Sie bei Darstellungsproblemen der Karte hier.
Infektionsquelle bei Drittel der Infizierten bekannt
Bei einem Drittel der erfassten Indexpatienten war die Infektionsquelle bekannt. „Die meisten Ansteckungen passieren innerhalb der gleichen Generation“, heißt es in der Studie. Am seltensten trete hingegen der Fall auf, dass sich eine ältere bei einer jüngeren Person anstecke. Zum Vergleich: Haben sich von den 9759 infizierten Personen, bei denen die Infektionsquelle bekannt war, 5726 bei einer Person aus der gleichen Generation angesteckt, waren es nur 1428 Personen, die sich durch jemand jüngeren infiziert haben. Wobei in diesem Zusammenhang auffiel: „72 Prozent der Indexpersonen, die sich bei einer jüngeren Personen angesteckt haben, geben das Virus nicht weiter.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Grundsätzlich sei für infizierte Personen in Stadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit die Ansteckungsquelle „öfter bekannt“. Die Auswertung ergab zudem, dass im gesamten Stadtgebiet seit Dezember 2020 im Falle einer Infektion die Zahl der gemeldeten Kontaktpersonen sinkt. Meldeten Infizierte zu Beginn der Pandemie durchschnittlich mehr als zehn Kontaktpersonen, so sind es seit dem vorigen Dezember nur noch zwei.
Vier Stadtteile frei von Corona
„Eine Erklärung, warum es in bestimmten Stadtteilen ein höheres Infektionsgeschehen gibt als in anderen, geben die Daten nicht her“, betonte Rüping. Sie würden lediglich den Ist-Zustand im jeweiligen Zeitraum darstellen, anhand dessen das Gesundheitsamt Handlungsoptionen entwickeln könne, um weitere Infektionen möglichst zu verhindern.
Welche Folgen ergeben sich durch die Studie für die Stadtverwaltung? Gesundheitsdezernent Harald Rau sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einer ersten Stellungnahme: „Besonders betroffene Stadtteile variieren über die Zeit. Anhand der Fälle wird geklärt, ob es sich um einen eingrenzbaren Ausbruch handelt“. Als Beispiel nannte er die Flüchtlingsunterkunft an der Herkulesstraße in Neuehrenfeld.
Klicken Sie bei Darstellungsproblemen der Karte hier.
Weiter sagte Rau: „Die Intensivierung der Testinfrastruktur in Stadtteilen mit hoher Infektionsdynamik kann eine wesentliche Konsequenz sein und wird derzeit geprüft. Vorhandene Testangebote erfolgen konzentriert im Stadtzentrum und sind eher unterrepräsentiert in besonders betroffenen Stadtteilen.“ Die Fraunhofer-Gesellschaft und das Gesundheitsamt werden ihre Zusammenarbeit auch in Zukunft fortsetzen.