- Seit Ausbruch der Pandemie hat sich das Coronavirus auch in Köln verbreitet.
- Bislang war jedoch unklar, wie sich die positiven Fälle auf die einzelnen Stadtteile verteilen.
- Wir berichten exklusiv, wie viele Infektionen es bislang in jedem Veedel gab.
Köln – 116 nachgewiesene Corona-Infektionen in Rodenkirchen, gerade mal drei Fälle in Weiß; 72 positive Testergebnisse in Müngersdorf und lediglich neun im kaum weniger großen Stadtteil Stammheim. Die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegenden Daten über die Verbreitung des Coronavirus, soweit sie durch Laboruntersuchungen belegt sind, werfen Fragen auf, die derzeit niemand verlässlich beantworten kann.
Das Gesundheitsamt, das die Übersicht zu den Infektionszahlen in den 86 Stadtteilen erstellt hat, plant deshalb eine Zusammenarbeit mit externen Wissenschaftlern. „Wir werden jetzt mit dem Fraunhofer Institut diese Zahlen wissenschaftlich aufbereiten“, kündigte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Leiterin des städtischen Krisenstabs, am Freitag an. Die Verwaltung hoffe, „bessere Erkenntnisse zur Ausbreitung zu erhalten und den Zahlen auch eine stärkere Aussagekraft zuweisen zu können, die sie so auf den ersten Blick natürlich nicht haben können“.
Die Zahlen erfassen den Zeitraum bis zum 6. Juli. Bis dahin waren dem Gesundheitsamt 2629 Ansteckungen bekannt. Derzeit sind es 2777 (Freitag, 15.30 Uhr). Hat sich das Virus in einigen Stadtteilen tatsächlich stärker verbreitet als in anderen, wie sich aus den Zahlen folgern lassen könnte? Nicht einmal das lässt sich mit Gewissheit sagen. Die Gesundheitsbehörde hat keine Informationen darüber, wie viele Bewohner eines Stadtteils jeweils getestet wurden, da die Analyse der Abstriche überwiegend in privaten Labors erfolgt.
Es liegt nahe, dass die vergleichsweise höheren Infektionszahlen in Lindenthal, Mülheim, Ehrenfeld, Nippes und der Südstadt im Zusammenhang mit der Einwohnerzahl stehen. Dort leben jeweils mehr als 30.000 Menschen, in Mülheim mehr als 40.000. Der Bevölkerungsdurchschnitt eines Stadtteils beträgt 12.700. Gemessen an der Größe lässt sich zumindest das erkennen: Stadtteile mit geringer Einwohnerzahl haben generell höhere Werte.
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Bezogen auf 1000 Einwohner gab es die meisten Infektionsfälle in Müngersdorf (8,15) , Rodenkirchen (6,67), Braunsfeld (6,34), Volkhoven/Weiler (4,63) und Riehl (3,89). Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Zahlen für Rodenkirchen, Braunsfeld und Riehl maßgeblich durch Häufungen von Infektionen in Seniorenwohnheimen beeinflusst wurden.
„Mir ist wichtig, dass wir eine immer genauere Kenntnis über die Ausbreitung des neuen Coronavirus bekommen“, sagte Reker. „Oftmals konnten wir in den vergangenen Wochen und Monaten bestimmte Quellen für Infizierungen ermitteln, zum Beispiel Heinsberg oder Ischgl. Dies gelang uns aber nicht in allen Fällen.“ Die nun aufgeschlüsselten Daten für die einzelnen Stadtbezirke könnten „vielleicht dabei helfen, dies besser zu verstehen“.
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Für die Suche nach möglichen Erklärungen für die örtliche Verbreitung von Corona sieht das Gesundheitsamt eine ganze Reihe von Ansätzen. Ansteckungen im Ausland, sich häufende Fälle in Wohnheimen für Senioren und Flüchtlinge und in Firmen dürften ebenso von Belang sein wie das Risikoverhalten Einzelner, die Größe der Haushalte und die jeweiligen Infektionsketten.
Wie das Presseamt mitteilte, waren am Freitag 147 Kölnerinnen und Kölner aktuell mit dem Coronavirus infiziert, einer mehr als am Tag zuvor. Die Zahl der bestätigten Infektionsfälle insgesamt stieg im gleichen Zeitraum von 2766 auf 2777. Der Mitteilung zufolge befinden sich 18 Corona-Patienten im Krankenhaus in stationärer Quarantäne, davon acht auf der Intensivstation. Die Zahl der an Covid-19 Gestorbenen beträgt weiterhin 106.