Exklusive ZahlenSo hat sich das Coronavirus in Köln verbreitet
- Zuerst erkrankten vor allem jüngere Kölner an Covid-19, im weiteren Verlauf veränderte sich das jedoch.
- Doch welche Altergruppe und welches Geschlecht ist am häufigsten erkrankt? Welchen Einfluss hatten die großen Demonstrationen in Köln?
- Zur Frage, wo und bei wem sich die Kölnerinnen und Köln angesteckt haben, liegen der Gesundheitsbehörde ebenfalls Informationen vor.
- Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ stellt den für den Krisenstab erstellten Bericht mit vielen Grafiken exklusiv vor.
Köln – Nach weit mehr als 100.000 Corona-Tests im Stadtgebiet hat der Krisenstab eine Auswertung über Alter und Geschlecht der mit dem Virus infizierten Kölnerinnen und Kölner erhalten. Laut der Bilanz des Gesundheitsamtes wurden im Zeitraum vom 25. Februar bis zum 23. Juni insgesamt 129.989 Abstriche vorgenommen. Davon waren 3190 positiv, das entspricht 2,45 Prozent. Von allen Untersuchten trug demnach jeder 40. das Covid-19-Virus in sich.
52 Prozent der positiv Getesteten sind weiblich. Damit ist der Anteil der Frauen um knapp einen Prozentpunkt höher als der gesamte Anteil der Frauen in der Stadt.
„In Köln liegt der gleiche Wert vor, der deutschlandweit zu beobachten ist“, sagt Gesundheitsamtsleiter, Johannes Nießen. Was die Sterblichkeit im Zusammenhang mit Corona angeht, sind Männer stärker gefährdet.
Hoher Altersdurchschnitt bundesweit
Laut Lagebericht des Robert-Koch-Institutes vom 29. Juni sind 55 Prozent der 8961 Gestorbenen, die infiziert waren, männlich. Als eine mögliche Erklärung für den meist schwereren Verlauf der Erkrankung und die höhere Sterblichkeitsrate gilt die insgesamt ungesündere Lebensweise von Männern. Der Altersdurchschnitt aller Todesfälle liegt bundesweit bei 81 Jahren.
Die Zahlen des Gesundheitsamtes zeigen, dass der Anstieg der Fallzahlen anfangs über drei Wochen vergleichsweise rasant verlief. In der zweiten Aprilwoche ließ die tägliche Zunahme neuer Infektionen dann deutlich nach. Seit dem 17. April wurden abgesehen von zwei Ausnahmen an keinem einzigen Tag mehr als 20 neue Fälle gemeldet. Der Corona-Erreger breitet sich seitdem in einer Weise aus, die man für eine Stadt mit mehr als einer Millionen Einwohnern als verschwindend gering bezeichnen kann.
Auswirkungen von großen Demonstrationen in Köln
Der wenn auch eingeschränkte Schulbetrieb nach den Osterferien, das Ende der Zwangspause für Restaurants, Friseurläden, Kinos und Fitnessstudios im Mai haben die Infektionszahlen ebenso wenig in die Höhe getrieben wie Demonstrationen mit tausenden Teilnehmern oder nächtliche Ansammlungen an beliebten Treffpunkten. In der Beziehung unterscheidet sich die mit Schutzregeln bekämpfte Corona-Pandemie kaum von einer Grippe. Deren Ausbreitung verlangsamt sich üblicherweise im April, spätestens jedoch im Mai erheblich. Für eine Entwarnung sieht die Stadt keinen Anlass. „Wir werden uns auf Abstand begegnen müssen, bis es einen Impfstoff gibt und alle geimpft wurden“, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker Anfang dieser Woche. Niemand wisse, „ob derjenige, der einem gerade begegnet, zu den Infizierten gehört oder nicht“.
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Welche Erkenntnisse lassen sich anhand der Verteilung der Fallzahlen auf die unterschiedlichen Altersgruppen gewinnen? „In der ersten Phase waren die Fälle jüngere, mobile Menschen zwischen 20 und 60 Jahren, deren Infektionsketten sich nach Österreich und Heinsberg zurückverfolgen ließen“, sagt Nießen. „Im weiteren Verlauf traten verstärkt Fälle in den Seniorenheimen auf, die teilweise durch daraufhin veranlasste Reihentestungen aufgefallen sind.“
Wo haben sich die Kölner mit Corona angesteckt?
Zur Frage, wo und bei wem sich die Kölnerinnen und Köln angesteckt haben, liegen der Gesundheitsbehörde ebenfalls Informationen vor. Amtschef Nießen zufolge haben sich „die Menschen in unterschiedlichen Szenarien angesteckt – über private Kontakte, über Kontakte am Arbeitsplatz, in gemeinschaftlicher Unterbringung oder im Ausland als Reiserückkehrer“. Allerdings lasse sich der Weg der Viren nicht immer zurückverfolgen. Es gebe Fälle, „in denen die Infektionsquelle unbekannt ist“.
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Anfangs wurde nur getestet, wer Anzeichen einer Krankheit aufwies und zuvor Kontakt zu einem bereits Infizierten hatte oder sich in Risikogebiet aufgehalten hatte. Am 23. März veränderte der Krisenstab die Kriterien. Um mögliche Infektionsketten zu verhindern, wurde Pflegepersonal vorsorglich untersucht; unabhängig von Krankheitssymptomen und Kontakt zu einem positiven Fall.
In jüngster Zeit wurden dem Gesundheitsamt durch die Laborbetriebe im Durchschnitt täglich rund 1200 Testergebnisse übermittelt. Die Abstriche stammen von Beschäftigten in Kliniken, Pflegeberufen sowie in Werkstätten für Menschen mit Behinderung ebenso von Kita-Personal, Lehrern, Mitarbeitern fleischverarbeitender Betriebe und Rückkehrern aus Ländern mit höherer Ansteckungsrate als Deutschland. Für Nießen geht es darum, „die erfolgreiche Strategie“ fortzusetzen. Und das bedeute unter anderem: „An 7 Tagen in der Woche bei Bekanntwerden einer neu infizierten Person die Kontaktpersonen innerhalb weniger Stunden ermitteln, informieren, unter Quarantäne stellen.“