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Kampf ums ÜberlebenViele Kölner Buchhandlungen stellen auf Lieferservice um

Lesezeit 4 Minuten
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Uli Ormanns bringt die Bücher persönlich vorbei.

Köln – lit.Cologne, Philharmonie, Lanxess-Arena – die Coronakrise hat große Leerstellen in der Kulturszene hinterlassen. Aber ohne die vielen Buchhandlungen ist das kulturelle Leben der Stadt genauso wenig denkbar. Und auch diese Geschäfte kämpfen gerade um ihr Überleben.

Glücklicherweise haben Bücher gerade Konjunktur – denn viele Erwachsene und Kinder haben im Moment jede Menge Zeit zum Lesen. Fast alle Läden liefern die Bücher jetzt kostenlos an die Haustür, damit sie ihre Kunden nicht an Amazon verlieren. Uli Ormanns, Inhaber der Agnes-Buchhandlung, steigt auch selbst aufs Rad. Besonders viele Kinderbücher habe er in den vergangenen Tagen schon ausgeliefert, erzählt er: „Weil die Eltern ja jetzt viel zuhause mit den Kindern sitzen.“

Große Herausforderung für die Buchhändler

Meike Rodekamp zum Beispiel, die für ihren kleinen Sohn Henri Bilderbücher bei der Agnes-Buchhandlung bestellt hat. „Wir wurden noch sehr nett am Telefon beraten und ein paar Stunden später lagen die Bücher auch schon auf der Treppe. Ich hoffe sehr, dass die Buchhandlung in unserem Viertel das überleben wird und werde versuchen, alles dazu beizutragen, dass sie durch diese schwierige Phase kommen.“

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„Wir sind sehr glücklich und dankbar, dass uns die Kunden so unterstützen“, freut sich Uli Ormanns. Um die 250 Bücher am Tag liefern er und seine Mitarbeiter im Moment aus. „Die Umstellung auf die Auslieferung von heute auf morgen war schon eine große Herausforderung für uns alle hier“, sagt der Buchhändler. „Das sind ja völlig andere Abläufe als unsere normale Routine“.

Kunden überweisen 500 Euro an Kölner Buchhandlung

Auch Klaus Bittner erzählt von „wahnsinnig netten, wirklich rührenden Begegnungen“ mit den Kunden seiner Buchhandlung in der Innenstadt. „Da rufen Leute an und sagen: »Also, ich überweise Ihnen jetzt mal 500 Euro und irgendwie schreiben Sie mir das gut und im Laufe des Jahres löse ich das dann ein.«“ Von seinen Kollegen höre er Ähnliches, „eine wunderbare Geste der Solidarität.“ Für diese Leute, seien Buchhandlungen definitiv lebensnotwendig – auch wenn die Politik das anders sehen mag.

Doch so schön solche Gesten und die vielen Buchbestellungen auch seien – „das fängt natürlich nur einen Bruchteil unseres normalen Tagesumsatzes auf“. Denn der Lieferservice ist aufwendig: „Wir bringen unseren Kunden auch ein Taschenbuch für 3,95 Euro. Natürlich rechnet sich das nicht. Aber das ist jetzt erstmal vollkommen egal.“

Neben dem Weihnachtsgeschäft sei das Frühjahr mit der Leipziger Buchmesse die wichtigste Zeit für den Buchhandel, sagt Klaus Bittner. „Die Tische sind vollgepackt mit neuen Büchern, aber kein Kunde ist da. Und die Rechnungen werden in den nächsten Wochen fällig. Das ist ein echtes Problem.“

Mitarbeiter müssen in Kurzarbeit gehen

Deswegen mache er sich natürlich Sorgen, wie es weitergeht: „Ich habe jetzt Kurzarbeit für meine sechs Mitarbeiter angemeldet, und bei allen Verlagen die Lieferung für die vorgemerkten Neuerscheinungen gesperrt.“ Zwei Monate könne er so noch etwa durchhalten. „Das letze Mittel wäre dann, einen Kredit aufzunehmen.“

Auch Axel Stadtländer, einer der Geschäftsführer der Bunt Buchhandlung in Ehrenfeld, ist gerade schwer beschäftigt mit Anträgen für Kurzarbeitergeld und Kredite. „Das geht an unsere Existenz, auch wenn wir das überleben werden. Aber wir müssen ganz schön bluten, denn wir kämpfen darum, dass uns jede Kundin und jeder Kunde erhalten bleibt.“Eine Zeit lang könnten sie ebenfalls noch durchhalten, „aber auf Dauer brauchen wir Subventionen oder Kredite. Da ist ja viel im Gespräch, auch die Erstattung der Miete. Wir müssen uns jetzt erstmal durch die ganzen Programme wühlen.“

Genug zu tun gibt es auf jeden Fall noch: „Ich bin über beide Ohren in Arbeit versunken. Wir sind im Moment mit dreieinhalb Stellen im Laden und wir haben den ganzen Tag zu tun: Anrufe, Mails beantworten, unseren Fahrrad- oder Auto-Kurierdienst organisieren, um die Bücher an den Mann oder die Frau zu bringen.“

Schüler übernimmt Lieferdienst

Für den Buchladen Neusser Straße in Nippes fährt Titus Osberghaus die Bücher aus. Der 17-Jährige Gesamtschüler ist immer für die Buchhandlung unterwegs, aber im Moment wird sein Lieferdienst natürlich besonders stark nachgefragt. „Vor allem Kinderbücher und Bücher für die Schule werden gerade viel bestellt“, erzählt Inhaberin Dorothee Junck.

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Titus Osberghaus fährt die Bücher auf dem Rad zu den Kunden.

Für ein bisschen Ablenkung in der Corona-Krise empfiehlt sie „Mit Blick aufs Meer“ der amerikanischen Autorin Elisabeth Strout, die dafür 2009 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.

So schwierig die Zeiten sind – Uli Ormanns von der Agnes-Buchhandlung genießt die frische Luft auf seinen Liefer-Fahrten im Kölner Norden: „Es sind spürbar weniger Autos auf den Straßen – da macht es dann auch Spaß, Fahrrad zu fahren.“

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