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„Es ist schwer zu ertragen“Kölner Strategie für sichere Schulen ist vorerst hinfällig

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Mit der „Lolli“-Testmethode will Köln alle Bildungseinrichtungen besser vor dem Coronavirus schützen.

Köln – Die Stadt will Kölner Kitas künftig besser vor dem Coronavirus schützen. Die bereits in den vergangenen Wochen erprobte Teststrategie soll in Zusammenarbeit mit der Uniklinik nun auf alle Kitas ausgeweitet werden. Auch auf die Schulöffnungen nach den Osterferien hatte sich Köln intensiv vorbereitet. Es stehen flächendeckende Pool-Tests für alle Bildungseinrichtungen zur Verfügung. Ab kommendem Montag sollten alle Schülerinnen und Schüler sowie das gesamte schulische Personal jede Woche regelmäßig getestet werden, wie Stadt und Uniklinik noch am Donnerstagmittag erklärten. Doch nur wenige Stunden später ist klar: Die Schulen bleiben zu. Das teilte die Landesregierung mit.„Es für mich schwer zu ertragen, dass Schule nun erneut nur auf Distanz stattfinden soll“, sagt Schuldezernent Robert Voigtsberger dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Ich bin der Überzeugung, dass auch ein Wechselunterricht möglich wäre, wenn man ihn mit engmaschigem Testen begleiten würde. Mit dem Kölner Schoco-Projekt wollen wir genau dazu einen Beitrag leisten.“ Die neue Teststrategie greift vorerst nur für Kitas und Tagespflege-Einrichtungen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Worauf beruht die Teststrategie?

Auf den beiden Pilotprojekten „Kiko“, kurz für Kita Testung Köln, und „Schoco“, kurz für Schul-Observation auf Corona, die jeweils seit dem 8. März an 22 Schulen sowie 32 Kitas durchgeführt wurden. „Die Teststrategie hat sich in den vergangenen Wochen bewährt“, sagt Robert Voigtsberger. Zudem stelle die Testung ein sehr wichtiges Mittel zur Bekämpfung der Pandemie dar, zumal das am Infektionsgeschehen orientierte Offenhalten von Schulen und Kitas weiterhin oberste Priorität haben müsse, so Voigtsberger weiter.

Wie werden die Tests durchgeführt?

Mit der sogenannten Lolli-Methode. Dafür müssen die Testpersonen 30 Sekunden auf einem Abstrichtupfer lutschen, um eine Speichelprobe abzugeben. Dies ist deutlich angenehmer als ein Nasen-Rachenabstrich, und kann etwa von den Schülerinnen und Schülern zu Beginn des Unterrichts selbst durchgeführt werden. Die Testung erfolgt im sogenannten „PCR-Pool“-Verfahren. Die Speichelproben werden in den einzelnen Schulklassen sowie Kita-Gruppen gesammelt und dann gemeinsam einem PCR-Test unterzogen. Nur wenn ein „Pool“ positiv ausfallen sollte, werden beispielsweise die verschiedenen Proben der Kita-Kinder noch einmal einzeln getestet – da alle Kinder der betroffenen Gruppe in diesem Fall vorerst nicht in die Einrichtung kommen dürfen, erhalten die Eltern ein entsprechendes Test-Kit, um zu Hause eine erneute Speichelprobe entnehmen zu können.

Wer soll getestet werden?

Ziel ist es, ab kommendem Montag alle Kinder und Erzieherinnen regelmäßig zu testen. Das geht aber nur, wenn auch alle Kitas an dem Projekt teilnehmen. Bisher haben sich knapp 640 der insgesamt 700 Einrichtungen dafür entschieden. „Es würde uns freuen, wenn es noch mehr werden“, sagt Voigtsberger: „Wir sind in den Startlöchern.“ Wenn in den Schulen wieder Präsenzunterricht stattfindet, sollen zudem alle Schülerinnen und Schüler sowie das gesamt Schulpersonal ein solches Testangebot erhalten. Von rund 300 Kölner Schulen haben bisher 200 zugesagt, am Projekt teilzunehmen. Auch Tagespflegen können die Tests kostenlos beantragen. Für die Durchführung der Tests und die Verarbeitung der Daten ist eine Einverständniserklärung der Eltern notwendig.

Wie oft wird insgesamt getestet?

Im Idealfall können sich Kita-Mitarbeitende nun vier Mal pro Woche testen lassen. Zwei vom Land angekündigte wöchentliche Selbsttests sollen von der Stadt verteilt werden, hinzu kommen die von Stadt und Uniklinik durchgeführten Pool-Tests. Unklar ist allerdings, ob die Tests des Landes pünktlich zur Verfügung stehen werden. Für Kita-Kinder sind hingegen nur die Tests von der Stadt vorgesehen – zwei Mal pro Woche.

Sobald der Präsenzunterricht an Schulen wieder aufgenommen wird, haben Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte die Möglichkeit, sich gleich drei Mal pro Woche testen zu lassen – hierfür stünden zwei Selbsttests des Landes sowie eine wöchentliche Pool-Testung zur Verfügung. Die Pool-Tests werden durch die Testungen vom Land keinesfalls obsolet, denn „es gibt große Unterschiede zwischen den Testvarianten“, wie Prof. Florian Klein, Virologe an der Uniklinik, betont. „Nach unseren Erkenntnissen ist die Lolli-Methode etwas weniger sensitiv als der Tiefe Nasen-Rachen-Abstrich, aber sensitiver als ein Antigen-Test.“ Es sind also weniger falsch-negative Befunde als bei den Selbsttests des Landes zu erwarten.

Dass bislang unerkannte Infektionen durch das neue Testverfahren erkannt werden, haben die ersten Wochen gezeigt. „Wir haben mehr als 8000 Pool-Proben entnommen“, sagt Fätkenheuer: „Sieben positive Pools haben wir dabei entdeckt. Man muss sich klarmachen: Das sind asymptomatische Infektionen, die sonst nicht entdeckt worden wären.“ Aus den sieben Pools konnte jeweils eine positive Person identifiziert werden. Alle dieser Fälle sind an Grundschulen aufgetreten.

86 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben sich in der ersten Phase testen lassen. „Das ist sehr viel“, betont Fätkenheuer: „Die Schulen waren begeistert, es hat sehr gut funktioniert.“ Die Bereitschaft zur Teilnahme ist innerhalb des Projekts angestiegen. Einen ähnlichen Effekt erhofft man sich nun für die stadtweiten Schul-Testungen - sofern die Schulen überhaupt zeitnah geöffnet werden.

Warum plant die Stadt eine eigene Teststrategie?

Vor den Osterferien waren die Projekte auch eine Reaktion auf das beschränkte Test-Angebot des Landes. „Wir haben von Anfang an gefordert, dass zwei Tests notwendig sind“, sagt Voigtsberger. Auch Prof. Gerd Fätkenheuer, Infektiologe an der Kölner Uniklinik, betont: „Wir wissen aus eigenen Modellierungen, dass mit einer zweimaligen Untersuchung pro Woche sehr viele Infektionen erkannt werden.“ Zunächst stellte das Land aber pro Person nur einen wöchentlichen Test zur Verfügung. Nun sollen vom Land zwei wöchentliche Selbsttests geliefert werden. Es sei wichtig, dass „das Testangebot des Landes jetzt auch verlässlich in den Schulen ankommt“, fordert Voigtsberger.

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Ist die Strategie auf Köln beschränkt?

„Wir haben eine gute Chance auf eine Vorreiterrolle – in Nordrhein-Westfalen und vielleicht sogar darüber hinaus“, meint Fätkenheuer. Das Pool-Projekt wurde vom Land NRW gefördert und ist in ein bundesweites Forschungs-Netzwerk der Unikliniken eingebunden.

„Für uns ist von erheblichem Interesse, inwiefern das Land die Pool-PCR-Tests als Ersatz anerkennt“, sagt Voigtsberger. Denn: Aktuell zahlt die Stadt für die zusätzlichen Tests alleine, für die Umsetzung sind fünf Millionen Euro veranschlagt. Das könnte sich ändern, wenn „Schoco“ und „Kiko“ nachträglich in die Teststrategie des Landes aufgenommen werden. Eine Anfrage hierzu ließ das Schulministerium zunächst unbeantwortet. Laut Fätkenheuer befasst sich das Land „sehr ernsthaft“ mit einer Umsetzung an Grund- und Förderschulen. Es scheint gut möglich, dass die neue Methode in Zukunft auch über Köln hinaus mehr Schutz an Schulen bietet.

Wie geht es weiter?

Das Projekt ist zunächst bis zum 28. Mai angesetzt. Anschließend sollen die Ergebnisse evaluiert werden. „Auf dieser Basis und auf Grundlage der weiteren Entwicklung der Testangebote des Landes wird der Krisenstab über eine eventuelle Fortsetzung beraten“, so Voigtsberger.