Corona-KriseWas bedeutet die Absage des Zollstocker Zugs für den Kölner Karneval?
- Wegen der Corona-Krise steht die kommende Karnevalssession auf der Kippe. Am Samstag ist in Zollstock der erste Zug abgesagt worden.
- Für die Absage gibt es nun im Veedel viel Verständnis, aber das Festkomittee wartet noch mit einer Entscheidung.
- Der aktuelle Stand der Debatte um den Karneval in Köln.
Köln – Trotz der ersten Absage eines Veedelszochs in Zollstock bleibt das Festkomitee Kölner Karneval (FK) bei seinem Standpunkt, die mit der Landesregierung abgesprochenen Termine Mitte September abzuwarten. FK-Präsident Christoph Kuckelkorn erklärte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage: „Wir befinden uns nicht nur mit den Gesellschaften, sondern auch mit vielen Zugleitern der kleineren Veedelszüge im regelmäßigen Austausch und unterstützen, soweit wir können. Für finale Entscheidungen müssen wir aber auf die Rückmeldung der Landesregierung zu unserem Konzept für karnevalistische Veranstaltungen warten.“
Trotzdem habe er Verständnis für Funktionäre und Vereine, die so lange nicht warten wollen. „Wenn sich eine Gesellschaft oder ein Veedelszoch vorab zu einer Entscheidung gezwungen sieht, dann ist das traurig, aber verständlich. Fast alle Vereine und Veedelsveranstaltungen basieren auf ehrenamtlichem Engagement ohne große finanzielle Rücklagen, da ist der Wunsch nach Sicherheit nur all zu verständlich“, so Kuckelkorn.
Auf der Internetseite der Freunde des Zollstocker Dienstagszugs läuft der Countdown weiter. Noch 167 Tage bis zum Startschuss, doch der wird nicht fallen. Der Zug findet 2021 nicht statt, die Freunde hatten ihn am Wochenende abgesagt. „Wir können es gegenüber den 800 beteiligten Kindern und Jugendlichen nicht verantworten, noch länger mit einer Entscheidung zu warten“, sagt Vorstandsmitglied Michael Siegenbruck. Die gesundheitlichen und finanziellen Risiken seien zu hoch, um den Zug weiter zu planen. „Wir müssten jetzt alles bestellen. Aber in diesen Zeiten ist jeder Euro, der nicht in den Karneval fließt, in den Familien besser aufgehoben“, so Siegenbruck. Feiern will er trotzdem. „Wir bekommen von einer großen Karnevalsgesellschaft einen Musik-Lkw gesponsert. Mit dem fahren wir vielleicht vor ein Seniorenzentrum.“ Im November trifft sich ein Runder Tisch, an dem auch die Gastronomen sitzen. „Wir suchen andere Formate. Vielleicht feiern wir an mehreren Standorten. Im Park und auf den Kirchenvorplätzen etwa.“
Verständnis und Bedauern
Im Veedel mischen sich Verständnis und Bedauern. Bodo Schmitt, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Pius, kann die Entscheidung nachvollziehen, den Zug abzusagen. „Das ist vernünftig. Ohne Planungssicherheit kann man jetzt keine Verträge machen und Kosten produzieren.“ Die Pfarrsitzung von St. Pius ist noch nicht final abgesagt, „aber im Grunde warten doch alle darauf, dass da mal was kommt vom Festkomitee oder der Landesregierung“. Schmidt kann sich jedenfalls nicht vorstellen, eine Sitzung mit 270 Leuten auf 200 Quadratmetern Pfarrsaal zu organisieren. Beim Zug war die Gemeinde regelmäßig mit einer Gruppe am Start.
Ulrich Bauer, Vorsitzender des Bürgervereins Zollstock, nennt die Absage eine „vernünftige Reaktion“. „Wir schätzen das genauso ein wie die Freunde des Zollstocker Dienstagszugs. Wir halten das für eine kluge Entscheidung. Auch was den Zeitpunkt betrifft.“
Weitere Absagen wahrscheinlich
Bei Peter Schütterle, Leiter der St.-Nikolaus-Grundschule, mischen sich Enttäuschung und Verständnis. „Das ist wirklich schade. Aber das Risiko ist einfach zu hoch. Zum einen finanziell, zum anderen, weil dort unglaublich viele Kinder und Jugendliche dabei sind.“ Die Kinder der St.-Nikolaus-Grundschule sind doppelt betroffen. „Wir sitzen noch auf den Kamelle von den Schull- und Veedelszöch der vergangenen Session. Die wurden ja auch abgesagt“, berichtet Schütterle. Mit den Vorbereitungen auf die neue Session habe man aber noch nicht begonnen. „Die Kostüme basteln wir immer erst nach St. Martin.“
Patrick Mittler spricht für „Zollstock lääv“, einer Vereinigung der ortsansässigen Vereine. „Ich halte die Absage für 100 Prozent richtig. Wir Zollstocker Vereine sind uns unserer Verantwortung bewusst. Die Freunde des Dienstagszugs müssen ja auch gucken, dass sie finanziell nicht den Bach runtergehen.“ Es ist davon auszugehen, dass die Zollstocker nicht die einzigen bleiben, die ihren Zoch absagen.