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Corona-KriseKölner Konzernen und Behörden fehlen klare Ansagen im Schnelltest-Chaos

Lesezeit 5 Minuten
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Ein WDR-Mitarbeiter wird vor einer Pressekonferenz der Stadt Köln getestet. 

Köln – Drei Tage, bevor jeder Bürger in Deutschland die Möglichkeit haben soll, mindestens einmal pro Woche auf das Coronavirus getestet zu werden, rätseln Kölner Schulen, Behörden und Unternehmen, was auf sie zukommt. Bund und Land planen umfassende Schnelltests, um eine dritte Welle einzudämmen — für die Umsetzung der Teststrategie sind die Kreise und Städte verantwortlich. Noch ist aber unklar, wie das umgesetzt werden soll. Wer erhält wie viele Tests? Wie soll in Behörden oder Unternehmen getestet und dokumentiert werden? „Es gibt dazu leider noch keine einheitliche Strategie für alle Ressorts“, sagte ein Sprecher des Landesinnenministeriums am Mittwoch.

Das Innenministerium ist für die Koordinierung und Vergabe der Bedarfe zuständig, das Landesgesundheitsministerium für die Teststrategie — über die bislang indes niemand Genaueres weiß.

„Zu einer Schnelltest-Strategie können wir aktuell keine Aussage treffen. Um die Beschlüsse der Ministerkonferenz umzusetzen, fehlt es an einer Konkretisierung der Corona-Arbeitsschutzverordnung durch das Bundesarbeitsministerium. Ein geplantes Treffen zwischen Ministerium und Arbeitgebern wurde unserer Kenntnis nach abgesagt, sodass wir nicht damit rechnen, dass eine durchführbare Verordnung in dieser Woche in Kraft tritt“, sagt ein Sprecher der Stadtverwaltung Köln. Sobald im Rathaus mehr als fünf Personen zusammentreffen, würden dort verpflichtend zuvor Schnelltests durchgeführt.

Einige zahlen selbst, andere warten ab

In Kölner Schulen ist die Situation bislang chaotisch, sie wissen nicht, was auf sie zukommt und gehen davon aus, zum Schulstart am Montag nicht zu testen. Zahlreiche Apotheken, die Tests durchführen könnten und sollen, verweisen darauf, dass das logistisch nicht möglich sei, für Behörden und Unternehmen sind viele Fragen offen. Einige setzen proaktiv Tests ein und finanzieren sie erstmal selbst, andere warten ab. Vor dem Hintergrund einer drohenden dritten Welle und einem erneuten Lockdown im Frühjahr eine bizarre Gemengelage.

Polizei setzt keine Schnelltests ein, Landgericht schon

„Wir wissen noch nichts von einer Teststrategie oder wie flächendeckende Tests bei uns umgesetzt werden sollen“, sagt Ralf Remmert, Sprecher der Kölner Polizei. Schnelltests gebe es bei der Behörde bislang noch nicht, „es sei denn, sie werden privat durchgeführt. Wir sind Landesdiener und warten darauf, was der Dienstherr macht und vorgibt. Uns sind da die Hände gebunden“.

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Im Kölner Landgericht können sich Bedienstete dagegen schon länger schnelltesten lassen. „Seit Dezember sind wir in der Lage, Schnelltests für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzubieten, die viel Kontakt zu Menschen haben, wir sehen uns da in einer Vorbildrolle und haben das proaktiv organisiert“, sagt Landgerichtssprecher Jan Orth. Dazu zählten Richterinnen und Richter, aber auch Wachtmeister und Referendare.

Am Dienstag habe das Landgericht Post vom Innenministerium erhalten: „Demnach sollen wir ab dem 15. März allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pro Woche einen Schnelltest anbieten können“, so Orth. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen würden das bestehende Angebot schon jetzt wahrnehmen. „Wir hatten seit Sommer 2020 bei 1200 Mitarbeitern in der Justiz nur sechs positive Corona-Fälle. Das spricht dafür, dass unser Hygienekonzept sehr gut funktioniert.“

Selbsttest-Verkauf bei Rewe und Penny startet

In Rewe-Supermärkten werde ab kommender Woche „sukzessive mit dem Verkauf von Selbsttests begonnen. Penny wird mit dem Eintreffen weiterer Teillieferungen ebenfalls bundesweit mit dem Verkauf von Selbsttests beginnen“, teilt Rewe-Sprecher Thomas Bonrath mit. Seinen rund 250.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werde die Rewe-Gruppe „so schnell wie möglich kostenlose Selbsttests zur Verfügung stellen, die sie freiwillig nutzen.

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„Das nun vorgeschlagene Testkonzept dürfte in einem industriellen Großunternehmen wie Lanxess einen eher überschaubaren Zuwachs an Sicherheit bringen“, sagt ein Konzernsprecher. „Wir schützen unsere Beschäftigten durch ein sehr wirksames Hygiene-, Abstands- und Sicherheitskonzept. Umfangreiche Testmöglichkeiten über den betriebsärztlichen Dienst gehören bereits heute dazu. Gleichwohl unterstützen wir die Teststrategie von Bund und Ländern und werden unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schnellstmöglich Selbsttests kostenlos zur Verfügung stellen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Politik das Impfprogramm beschleunigt: Wenn genug Impfstoff bereitsteht, um auch die Betriebsärzte breit in die Impfkampagne mit einzubeziehen, würde dies den Schutz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch mal deutlich voranbringen."

Auch die Ford-Werke verweisen auf ihr Hygienekonzept, das sich bislang bewährt habe. „Die Schnellteststrategie von Bund und Land werden wir unterstützen – das in einem Unternehmen mit 15.000 Beschäftigten personell, zeitlich und logistisch umzusetzen, wird natürlich schwierig – wir werden gemeinsam überlegen, wie wir den größtmöglichen Schutz vor Infektionen sicherstellen können“, sagt ein Sprecher.

Bis Ende dieser Woche erwartet das Land NRW größere Lieferungen an Schnelltests, die dann sofort verteilt werden sollen. Ob tatsächlich ab kommender Woche jeder in NRW mindestens einmal pro Woche getestet werden kann, ist völlig offen.