„Nachfrage verzehnfacht“Wie Kölner Corona-Testzentren auf den Ansturm reagieren
Köln – Die Infektionszahlen steigen, viele Kneipen und Veranstalter fordern auch von Geimpften einen negativen Test und nun soll auch noch 3G für den öffentlichen Nahverkehr kommen. Durch die Dynamik der vierten Coronawelle steigt auch der Bedarf an Schnell- und PCR-Tests rapide an. „Die Nachfrage hat sich verzehnfacht“, erzählt Lukasz Janiszewski, der mehrere Teststationen in Köln betreibt.
Er und sein Team spüren die Auswirkungen des enormen Testbedarfs schon jetzt deutlich. Am letzten Wochenende sei die Nachfrage so hoch gewesen, dass in der Teststation auf der Heliosstraße in Ehrenfeld die Teststäbchen ausgegangen seien. „Wir bauen jetzt unsere Testkapazitäten wieder aus, indem wir etwa Kabinen erweitern“, sagt er.
„Ich glaube nicht, dass das in Köln funktionieren kann.“
Durch solche und ähnliche Maßnahmen könne Janiszewski und sein Team die Nachfrage aktuell noch abdecken. Was die Zukunft angeht, ist er allerdings skeptisch. Wenn sich die Infektionslage weiter zuspitze und zusätzlich flächendeckende 3G oder 2G+-Maßnahmen eingeführt werden, könne es zu einem Testmangel kommen: „Ich glaube nicht, dass das in Köln funktionieren kann“, sagt Janiszewski.
Auch in anderen Testzentren spitzt sich die Lage zu. Vom Kundensupport des Anbieters Medicare, der über 120 Teststationen in ganz Deutschland betreibt, heißt es, dass man den Bedarf momentan noch decken kann. Doch auch dort mache man sich sorgen, was die Zukunft bringt. Teststellen, die im Sommer geschlossen wurden, werden nun reaktiviert. Ein großes Problem sei aber die Personalsituation.
So auch bei Roman Berg, der zwei Teststationen in Köln betreibt. „Von jetzt auf gleich“ habe sich die Nachfrage nach Tests stark erhöht. Die Kapazitäten in seinen Testzentren am Dom und am Rathenauplatz will er nun erweitern. Momentan sei das Testaufkommen auch bei ihm noch zu bewältigen, aber wenn verschärfte Testregeln beschlossen werden, würde der Bedarf „nochmal deutlich anziehen.“
Tests müssen priorisiert werden
Vor allem PCR-Tests kommen in den letzten Wochen immer öfter zum Einsatz. Dadurch dass sich immer mehr Menschen mit Corona infizieren, blinken aktuell auf vielen Smartphones rote Warnungen der Corona-App auf, weil es zu Kontakt mit Infizierten gekommen ist. Diese Menschen haben Anspruch auf einen kostenlosen PCR-Test. Das wird auch für die Labore zunehmend zu einer logistischen Herausforderung. Diese sind für die Auswertung der PCR-Tests zuständig. Testergebnisse erreichen die Getesteten mittlerweile nicht mehr immer in den versprochenen 24 Stunden, weil die Auslastung rapide ansteigt.
Das lässt sich auch statistisch nachweisen. Die ALM (Akkreditierte Labore der Medizin) zählt in ihrem Wochenbericht deutschlandweit 1.754.751 PCR-Tests in der vergangenen Woche. Das sind über 200.000 mehr als in der Woche zuvor. Innerhalb von vier Wochen hat sich die Anzahl der Tests mehr als verdoppelt. Während die Auslastung der Testlabore vor vier Wochen noch bei 42% lag, ist sie bis diese Woche auf 86% hochgeschnellt.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das Labor Wisplinghoff, eines der größten in Köln, bestätigt das. „Die Anzahl der Tests hat immens zugenommen“, so Dr. med. Fabian Wisplinghoff. Im Labor werden die Tests priorisiert. Krankenhäuser etwa werden bevorzugt behandelt, da die Testergebnisse darüber Ausschlag geben können, ob ein Bett frei wird oder nicht. Menschen, die keine Symptome zeigen und das Ergebnis brauchen, um wieder zur Arbeit zu gehen, müssen deswegen teilweise länger als 24 Stunden auf ihr Testergebnis warten. Ein Versorgungsproblem gebe es derzeit noch nicht, so Wisplinghoff, „aber wir stellen uns darauf ein, dass die Testzahlen weiter steigen werden.“
Auch im Testlabor Qaude ist der Anstieg der Testzahlen deutlich zu spüren, erzählt Dr. med. Carsten Bartling . Noch könne man die 24 Stunden bis zum Testergebnis zwar einhalten, doch auch dort geht man davon aus, dass sich die Lage weiter zuspitzt. Es sei zwar das Ziel, die Testkapazitäten weiter auszubauen, doch das sei nicht einfach. Vor allem geeignetes Personal zu finden sei schwierig. „Wir können ja nicht nur auf Quantität setzen, wir brauchen Qualität“, sagt Bartling.