„Händler in Schockstarre“Bereits jetzt schließen Geschäfte wegen Coronavirus in Köln

Die Hohe Straße ist am Dienstagmittag (17.03.2020) deutlich leerer als sonst. Viele Geschäfte haben bereits geschlossen.
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Köln – Es liegt eine gespannte Ruhe über den Einkaufsstraßen in der Kölner Innenstadt. „Oh, krass, wie leer die Hohe Straße ist“, sagt ein Besucher und zückt sein Handy, um dieses Bild festzuhalten. Dabei hat die überwiegende Mehrzahl der Geschäfte noch offen, obwohl die Bundesregierung eine Schließung der nicht relevanten Läden angekündigt hat.
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Manche der Shops, vielleicht zehn Prozent, sind dem Aufruf bereits gefolgt. So haben Calvin Klein, das Schuhhaus Ecco an der Hohe Straße, Zara, Café Riese und Fitness First an der Schildergasse, Diesel, Dr. Martens und Replay an der Ehrenstraße ihre Türen zugemacht. Zwei Dutzend Geschäft taten es ihnen gleich.
Verständnis für gesundheitliche Maßnahmen
Harte Zeiten für die Händler. Timo Kauz, Inhaber der Bücherei Bunt an der Ehrenstraße, sagt: „Ich habe mich heute morgen gefragt, ob ich aufmache.“ Heute hat er sich noch mal dafür entschieden, aber die Buchhandlung ist wie leergefegt. Besonders die Touristen bleiben aus. Morgen wird auch Kauz seinen Laden schließen. Er hat Verständnis für die gesundheitlichen Maßnahmen, aber Angst um sein Geschäft.
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„Ich weiß nicht, ob wir das durchstehen.“ Susanne Bethke, Inhaberin des Papierwarengeschäfts „Papelito“ an der Zülpicher Straße, sagt: „Am Montag hatte ich 20 Euro in der Kasse. Wenn das fünf Wochen dauert, weiß ich auch nicht weiter.“ Heute hat sie zugemacht, man erwischt sie gerade noch beim Aufräumen.
Händler in der Kölner Südstadt verunsichert
Auch in der Südstadt sind die Händler verunsichert. Für Alice Baker, Sprecherin der Aktionsgemeinschaft rund um die Bonner Straße/Chlodwigplatz, wäre eine komplette Schließung dramatisch. „Unsere Händler sind in Schockstarre.“ Viele hätten schon im Januar und Februar kein gutes Geschäft gemacht, jetzt drohe das Ostergeschäft wegzubrechen. Wenn die Bundesregierung wirklich die meisten Geschäfte schließen lasse, benötigten die meisten Händler massive Hilfen. „Sonst machen 50 Prozent nicht wieder auf.“ Gefordert seien keine Kredite und Kurzarbeitergeld, sondern Barmittel.
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Die Kunden reagieren unterschiedlich auf die Schließungen: „Ich bin überrascht, dass so viele Geschäfte überhaupt noch offen sind“, sagt Stephan Jann. Er unterstützt die präventiven Maßnahmen von Bund und Ländern. „Solange der tägliche Bedarf gedeckt ist, ist alles in Ordnung. Auf den Rest kann man verzichten.“ Ähnlich sieht das Ärztin Doreen Bolz, die man an der Zülpicher Straße in der Pause trifft, ganz ähnlich: „Es ist ein komisches Gefühl, die Straße so leer zu erleben. Aber wir müssen alles tun, um besonders ältere Menschen zu schützen.“
Maria (58), die als Bilddokumentatorin arbeitet, aber ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will, hält die Maßnahmen für übertrieben: „Ich bin fassungslos“, sagt sie. „Ich finde Schließungen völlig unverhältnismäßig.“