- Das Coronavirus schränkt unsere Bewegungsfreiheit massiv ein.
- Das bedeutet auch: Es wird weniger gefahren und geflogen. Entstehen darauf auch positive Effekte mit Blick auf den Klimawandel?
- Eine Analyse für Köln und Deutschland zeigt: Die Maßnahmen zur Begrenzung von Covid-19 haben erste Auswirkungen auf die Umwelt, groß sind diese noch nicht. Wird sich das ändern?
Köln – „Megametropolen nach Jahren erstmals wieder ohne Smog“ – parallel zur Corona-Pandemie gibt es immer wieder Meldungen wie diese, die vermeintlich positive Effekte der verringerten Mobilität und eingeschränkten Wirtschaft weltweit auf die Umwelt zum Inhalt haben.
Doch ebenso wie die Auswirkungen von Maßnahmen wie Ausgangssperre und Kontaktverbot für Menschen sich Virologen zufolge erst nach Tagen oder Wochen auf die Infektionsraten von Covid-19 messen lassen, sind tatsächliche Effekte auf die Umwelt im Zusammenhang momentan nur schwer verlässlich zu definieren.
Das trifft nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) auch auf Kölns Straßen zu. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt stellt Birgit Kaiser de Garcia vom Lanuv in Düsseldorf zur Luftverschmutzung durch den Verkehr fest: „Die Luftqualität in Köln hat sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie nicht klar messbar verbessert, die Werte von Stickstoffdioxid und Feinstaub wurden durch den Lockdown nicht erkennbar verringert.“ Das Lanuv betreibt in NRW 162 Messstationen, davon 16 in Köln.
Klimawandel und Corona: „Das alles sind Momentaufnahmen“
Dabei vermuten viele Menschen, dass die Umweltbelastung gesunken ist, angesichts eines momentan niedrigeren Aufkommens des motorisierten Verkehrs. Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zum Beispiel vermeldeten kürzlich eine Auslastung von nur noch 25 Prozent in Bussen und Bahnen seit Beginn der Corona-Krise und hatten den Fahrplan bis vor kurzem noch kräftig ausgedünnt. Auch am Flughafen Köln/Bonn hat sich die Anzahl der Flugbewegungen im Vergleich zum vergangenen Jahr drastisch reduziert. Und nicht zuletzt hat sich Messungen in der Stadt zufolge der Autoverkehr auf Kölns Straßen, gemessen in der Woche vom 23. bis 29. März, insgesamt um 46 Prozent verringert.
„Das alles sind Momentaufnahmen, ob und wie sich das Verkehrsaufkommen jetzt tatsächlich auswirkt, kann und wird erst glaubwürdig, wenn es in einem viel längeren Messzeitraum ausgewertet wird“, so Kaiser de Garcia. An den Stationen des Lanuv würde den Vorgaben der EU entsprechend immer im Zeitraum eines Jahres die mittlere Jahresbelastung etwa für Stickstoffdioxid gemessen, erst dann sei die Abweichung von dem Grenzwert dafür – 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft – erkennbar.
Keine nachhaltigen Verbesserungen
Hinzu kommen laut Kaiser de Garcia zahlreiche weitere Faktoren, die für die Messungen wichtig seien, darunter das Wetter oder Verschiebungen von Verkehrs-Hotspots in der Stadt. „Rund um den Karneval im Februar hat es viel geregnet, in den letzten Wochen sind die Belastungswerte in der Luft trotz Ausgangssperre aufgrund der Trockenheit darum zum Teil deutlich höher“, sagt Kaiser de Garcia. Auch die Anzahl der Lkw auf den Straßen habe sich nicht wesentlich verringert.
Bei Feinstaub, der zwar täglich gemessen werde, und dessen Grenzwert für das Tagesmittel von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemäß EU-Luftqualitätsrichtlinie 35-mal in einem Kalenderjahr überschritten werden, ließe sich nur schwer ein Trend erkennen, so die Lanuv-Expertin. Immerhin haben die Wissenschaftler festgestellt, dass es die Messspitzen so nicht mehr gibt, die üblicherweise durch den Berufsverkehr in der Woche morgens und am späten Nachmittag zwischen 80 und 90 Mikrogramm Schadstoffe pro Kubikmeter Luft erzeugt haben.
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Birgit Kaiser de Garcia schränkt die Erwartung an starke positive Umwelteffekte allerdings ein. „Je länger eine Situation wie jetzt andauert, desto höher ist die Chance, dass sich eine signifikante Veränderung auch im Jahresmittel ablesen lässt“, sagt sie zwar. „So zu tun, als würden sich momentan nachhaltige Verbesserungen für die Umwelt abzeichnen, halte ich aber für gefährlich“, warnt Kaiser de Garcia. Denn auch das Verkehrsverhalten nach der Krise sei dafür entscheidend. Ihrer Meinung nach sei nun eine geeignete Zeit für Maßnahmen, die den Verkehr in Zukunft umstellen oder optimieren würden. „Klar ist jedoch“, versichert die Lanuv-Expertin, „Corona rettet nicht das Klima.“
lanuv.nrw.de