Köln – Das tägliche Pendeln zur Arbeit, aber auch die gelegentliche Fahrt in die Innenstadt können bei Benutzung der Stadtbahn sehr viel Geduld fordern. Der Blick auf den Fahrplan hilft nur wenig, denn bei manchen Linien trifft gefühlt ohnehin kaum eine Bahn zum geplanten Zeitpunkt an der Haltestelle ein. Um herauszufinden, ob sich der subjektive Eindruck in der Realität bestätigt, hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Pünktlichkeit aller Stadtbahn-Linien außer der Linie 17 untersucht, indem Stichproben genommen wurden.
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) führen intern zwar eine Pünktlichkeitsstatistik, sind aber nicht bereit, diese zu veröffentlichen. „Es besteht die Sorge, dass Konkurrenzunternehmen die Daten benutzen und Einblicke in die Betriebsabläufe gewinnen könnten, deshalb lehnen wir das ab“, hieß es auf Anfrage.
Linien 3, 4, 16 und 18 sind besonders störanfällig
Die Ergebnisse der Stichprobe verdeutlichen, dass es insbesondere die Linien 3, 4, 16 und 18 sind, die nur selten pünktlich ankommen. Lediglich eine von zehn Bahnen hat im Test des „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Fahrplan eingehalten. Die Linie 13 zwischen Holweide und Sülzgürtel war kaum besser unterwegs. Nur zwei von zehn Bahnen waren im Messzeitraum pünktlich. Die höchste durchschnittliche Verspätung fuhren die Fahrzeuge der Linie 4 zwischen Bocklemünd und Schlebusch mit mehr als sieben Minuten ein. Die größte Gesamtverspätung fiel bei der Linie 18 zwischen Thielenbruch und Bonn mit insgesamt 315 Minuten an.
Die Linien 9 und 15 schnitten in Sachen Pünktlichkeit am besten ab. Sechs beziehungsweise sieben von zehn Fahrzeugen kamen zuverlässig an den Haltestellen an. Die Linie 12 zwischen Merkenich und Zollstock nimmt den Spitzenplatz bei der durchschnittlichen Verspätung ein, die bei nur 47 Sekunden verschwindend gering war. Die Linie 15 zwischen Chorweiler und Ubierring reiht sich mit 49 Sekunden knapp dahinter ein.
Nur jede zweite Bahn der Linien 1, 5 und 7 hielt den Fahrplan ein, dafür fielen die durchschnittlichen Verspätungen mit Werten von etwas mehr als einer Minute moderat aus. Die Linie 17, die zwischen Severinstraße und Sürth auf einem Teilstück der künftigen Nord-Süd-Stadtbahn verkehrt, wurde im Test nicht berücksichtigt, weil die Strecke relativ kurz ist und von vergleichsweise wenigen Fahrgästen genutzt wird.
Ein Blick auf den Netzplan der KVB-Stadtbahnen zeigt, wie komplex das System ist. Sämtliche Linien kreuzen sich an einer oder sogar an mehreren Stellen. Das ist praktisch, wenn ein Kunde umsteigen will, sorgt aber eben auch für Verzögerungen, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Das gilt ebenso für die Tatsache, dass sich mehrere Linien einen U-Bahn-Tunnel teilen müssen.
Dass die Linien 3, 4, 16 und 18 im Test am schlechtesten abschnitten, hängt unter anderem an den langen Streckenverläufen, aber auch daran, dass alle vier an der Haltestelle Poststraße im Innenstadt-Tunnel aufeinandertreffen. Jede Störung in diesem Bereich sorgt dafür, dass der Fahrplan aus dem Takt gerät.
Als weitere Faktoren für Verspätungen nennt die KVB Falschparker, Türen, die von Fahrgästen blockiert werden, Verkehrsunfälle, Signal- und Weichenstörungen, Fahrzeugschäden und generell ein hohes Fahrgastaufkommen während des Berufsverkehrs.
Methodik der Messung
Das Reporter-Team des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sammelte die Daten für die Stichprobe am 14., 16. und 19. Juni an den Haltestellen Neumarkt, Ebertplatz, Venloer Straße/Gürtel sowie Subbelrather Straße/Gürtel. Jede Linie wurde an zwei Wochentagen vormittags und nachmittags jeweils drei Stunden am Stück während des Berufsverkehrs untersucht. Eine Verspätung wurde notiert, wenn eine Bahn nicht wie im Fahrplan angegeben an der Haltestelle eintraf. Ein Komplettausfall eines Fahrzeugs ging mit zehn Minuten in die Berechnungen ein. (att)
Welche Linie war wie viele Minuten zu spät? Zahlen, Daten, Fakten zu den einzelnen Bahnen