Weidenpesch – Dass die eigenen Räume viel zu klein sind, gehört beim Jugendprojekt Dachlow inzwischen zum Glück der Vergangenheit an. Denn seit seinem Umzug Anfang 2014 in die Neusser Straße 731-733 hat der Club deutlich mehr Platz zur Verfügung als zuvor, in einem großen Ladenlokal auf zwei Etagen. Zur Zehn-Jahres-Feier aber hätte man locker das Doppelte an Fläche dranhängen können: Rund 100 Gäste kamen, um mit dem Team um Erich Boye Toledo und seinen Mitarbeiterinnen Katja Smirnova und Maike Dresen den runden Geburtstag der Jugendeinrichtung zu feiern. Darunter zahlreiche frühere Besucher, die inzwischen selbst Kinder haben.
„Du hast Deine eigenen Stärken und Kompetenzen. Du musst sie einfach entdecken, packen und umsetzen“, fasst Onur Simsek, der seit Jahren dem Club verbunden ist, das Fitness-Angebot mit aufbaute und hier auch sein Praxisjahr als angehender Erzieher absolvierte, im auf Großleinwand gezeigten Video zum Jubiläum die Philosophie des Clubs zusammen. Viel haben die Jugendlichen und das Leitungsteam in den zehn Jahren ihres Bestehens auf die Beine gestellt, und das trotz zeitweise schwieriger Bedingungen: Neben der Übermittags-Betreuung von Montag bis Freitag gibt es fünf Tage in der Woche – montags bis donnerstags sowie sonntags – einen offenen Jugendtreff für Zehn- bis Zwölfjährige von nachmittags bis in die Abendstunden. Seit einigen Jahren wird im Club auch an eigenen Fitnessgeräten trainiert, seit kurzem gibt es auch eine schalldichte Musik-Aufnahmekabine, außerdem Billard, Darts und eine kleine Küche. Außerhalb der eigenen Räume nimmt das Dachlow häufig an Politiker-Sprechstunden, diversen Projekten wie dem Bezirksjugendtag, dem Nippeser Hip-Hop-Netzwerkprojekt sowie mit einem eigenen Team beim jährlichen Toleranz-Fußballturnier „Come-Together-Cup“ am Stadion teil. Es ist – abgesehen vom Gemeinwesenzentrum (GWZ) Etzelstraße in der Hochhaussiedlung am Bahndamm, das eher für die dortigen Kinder und Jugendlichen Anlaufpunkt ist – die einzige Jugendeinrichtung im Stadtteil Weidenpesch.
Neben Bürgermeister Ralf Heinen und dem Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler kam auch die Jugend- und Schuldezernentin Agnes Klein zum Gratulieren vorbei. „Ich bin hier, weil ich mich einfach freue, dass hier seit zehn Jahren so tolle Jugendarbeit gemacht wird. Ich hoffe, dass das Dachlow weiterwächst. Denn Nippes als junger Bezirk kann solch ein Zentrum wirklich gebrauchen.“ Im Festprogramm traten zahlreiche junge Hip-Hop-Musiker aus dem Zentrum auf – sowie Hassan, ein ganz besonderes Talent: In Eigeninitiative brachte er sich über You-Tube-Lernvideos, ganz ohne Vorkenntnisse oder Musiklehrer, das Klavierspielen bei. Zum Jubiläum spielte er „Lux Aeterna“, das atmosphärische und technisch sehr schwierige Piano-Thema aus dem US-Drama „Requiem For A Dream“. „Wenn man ihm zuhört, denkt man, eine alte russische Klavierlehrerin würde ihn unterrichten und permanent triezen“, merkte Boye Toledo scherzend an. Auch Claydermans „Ballade pour Adeline“ hat er drauf, und Beethovens „Für Elise“ spielt er eher so zum Aufwärmen runter – und das alles komplett auswendig. Auch das kulinarische Programm gestalteten die Besucher und Ehemaligen selbst. „Für unsere Geburtstagstorte haben wir ein Wochenende lang gebacken“, erzählen zwei Mädchen aus dem Club – und es hat sich gelohnt: Das doppelstöckige Meisterwerk aus Buttercreme und Glasur war ein echter Blickfang. Ebenfalls lohnend war das kölsch-chilenische Büffet aus dem „Don Kölle“ in der Innenstadt, dessen Betreiberin dem Club ebenfalls verbunden ist.
Zum runden Geburtstag hat das Team zwei große Wünsche: Endlich vom Jugendprojekt mit eher provisorischem Status zum offiziellen Kölner Jugendzentrum hochgestuft zu werden – das brächte mehr Planungssicherheit. „Derzeit können wir etwa keine Grundstücke auf unseren Namen erwerben“, erläutert Smirnova. Nachdem die Bezirksvertretung Nippes in ihrer vorigen Sitzung einstimmig einen SPD-Antrag zur Anerkennung als Jugendclub beschlossen hatte, gibt es nun auch im Jugendhilfeausschuss des Rates etwas Bewegung – vielleicht könnte nun alles ganz schnell gehen. Und die bisher noch fehlende Außenfläche für Sport, Spiel sowie zum Grillen und Chillen, die nebenan im Grünstreifen am Simonskaul entstehen könnte, im Zuge des geplanten Baus des neuen Wohnviertels mit 330 Einheiten. Auch hierfür liegt ein Beschluss des Nippeser Stadtteilparlamentes vor.
Chronologie des Dachlow
Oktober 2008: Die Arbeit des „Dachlow“-Teams startet mit Streetwork-Einsätzen auf dem Spielplatz An den Kreutzmorgen, wo sich Jugendliche treffen und es Beschwerden von Nachbarn über Lärmbelästigung gibt. September 2009: Das Jugendprojekt bezieht an der Neusser Straße 587 sein erstes festes Quartier, dessen räumliche Kapazitäten aber schnell erschöpft sind. Hier startet zugleich die Übermittags-Betreuung. Dezember 2012: Die Jugendlichen erhalten vom damaligen Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters die persönliche Zusage für eine räumliche Vergrößerung. Januar 2014: Umzug in die jetzigen Räume an der Neusser Straße 731-733. November 2014: Auf dem Nippeser Bezirksjugendtag präsentierten die Kinder und Jugendlichen ihren Wunsch eines Club-Außengeländes – und basteln hierfür ein Modell, wie es aussehen könnte.
Onur Simsek, langjähriger Unterstützer des Dachlow