Die Kölner Polizei erhöht vor der Partie die Zahl der Einsatzkräfte und spricht von einer „besonderen Herausforderung“.
1. FC Köln zu Gast in LeverkusenWelche Rolle spielte NRW-Innenminister Reul bei der Derby-Verlegung?
Mehrere hundert Bereitschaftspolizisten, die für das Derby Bayer Leverkusen gegen den 1. FC Köln vorgesehen sind, wissen schon seit voriger Woche, dass sie entgegen der ursprünglichen Planung zwei Tage früher ran müssen: Freitagabend statt Sonntagnachmittag – für die Hundertschaftsbeamten keine große Sache: „Dass sich Einsatzzeiten kurzfristig ändern, ist unser tägliches Geschäft“, sagt einer.
Weitaus größere Wellen schlug die Verlegung des Spiels in den vergangenen Tagen bei den Verantwortlichen des 1. FC Köln. Sie fühlten sich von Bayer und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vor vollendete Tatsachen gestellt. Und auch innerhalb der Kölner Polizei ist längst nicht jeder und jede glücklich mit der neuen Anstoßzeit am Freitag um 20.30 Uhr.
Köln: Polizei stimmte Verlegung zu und sieht kein höheres Risiko
Fest steht – so bestätigte es ein Sprecher des NRW-Innenministeriums – , dass der Minister und Bayer-Leverkusen-Sympathisant Herbert Reul dem Kölner Polizeipräsidenten Falk Schnabel eine „wohlwollende Prüfung“ empfahl, das Bundesligaspiel wie von den Bayer-Verantwortlichen gewünscht von Sonntag auf Freitag vorzuverlegen. Somit haben die Leverkusener Spieler eine längere Erholungspause vor ihrem Europapokalspiel am kommenden Dienstag. Ohne die Zustimmung der Polizei Köln, die für die Sicherheit bei diesem Hochrisikospiel verantwortlich ist, hätte die DFL die Bundesligapartie nicht so ohne Weiteres verlegen können.
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Fest steht auch, dass die Kölner Polizei dem Plan letztlich zugestimmt hat. Die Spielpaarung stelle die Polizei zwar vor eine besondere Herausforderung, sagt Sprecher Wolfgang Baldes. Aber „in der individuellen Betrachtung“ bestünden am Sonntagnachmittag die gleichen Risiken wie am Freitagabend. Daher habe man der Verlegung „ausnahmsweise“ zugestimmt. Welche konkrete Rolle bei dieser Entscheidung der persönliche Einsatz des Ministers gespielt hat, ob sich die Polizeiführung möglicherweise unter Druck gesetzt fühlte, bleibt erst einmal ungewiss. Die SPD im Landtag will nun in einer Kleinen Anfrage von der Landesregierung wissen, warum und in welcher Form Reul sich „in diese Sache eingemischt“ habe.
Köln: Polizei hat keine Hinweise auf geplante Fan-Auseinandersetzungen
Intern jedenfalls schlagen so manche Polizeitaktiker die Hände über dem Kopf zusammen. Fußballspiele, bei denen Auseinandersetzungen verfeindeter Fan-Lager zu erwarten sind, so genannte Hochrisikospiele, „halten wir seit Jahren wenn irgend möglich aus der Dunkelheit raus, und das aus guten Gründen“, sagt ein erfahrener Beamter im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er fürchtet, wenn diese „goldene Regel“ nun gebrochen werde, könnte das Schule machen. „Dann war unsere ganze Argumentation für die Katz‘.“
Hochrisikospiele sind oft ohnehin nur mit einem massiven Polizeiaufgebot zu stemmen. Die Dunkelheit erschwert die Arbeit für die Hundertschaften in der Regel zusätzlich. Aus diesem Grund muss die Polizei nun am Freitag offenbar auch mehr Beamtinnen und Beamte einsetzen, als am Sonntagnachmittag erforderlich gewesen wären. „Die polizeiliche Kräfteplanung hat sich durch den Terminwechsel leicht erhöht“, bestätigt Behördensprecher Baldes auf Anfrage. Zudem würden Lichtmasten zur mobilen Beleuchtung eingesetzt.
Zeitgleich mit Köln und Leverkusen spielt am Freitag auch der FC Schalke 04 in Mainz, die Fans von Köln und Schalke könnten sich also im Reiseverkehr begegnen. Das birgt zusätzlichen Sprengstoff und die Gefahr möglicher Auseinandersetzungen, denn die Ultra-Anhänger beider Klubs sind sich spinnefeind. Man habe das im Blick, sagt Baldes.
Eher entspannt sieht das Ganze dagegen ein Beamter einer Kölner Hundertschaft. Während der Vorspielphase, in der die Fans am Freitag anreisen, sei es ja noch hell, sagt er. Außerdem sei die Lage in Leverkusen insgesamt übersichtlicher als in Köln, die Fanströme bei der An- und Abreise seien einfacher im Blick zu halten: „Es geht im Grunde ja nur vom Bahnhof an der Dhünn entlang ins Stadion. In Köln wäre die Gemengelage etwas problematischer gewesen, vor allem im Dunkeln.“
Immerhin: Zum jetzigen Zeitpunkt lägen keinerlei konkrete Hinweise auf geplante Auseinandersetzungen zwischen Kölner und Leverkusener Gewalttätern vor, sagt Polizeisprecher Baldes. Auch FC-Trainer Steffen Baumgart hofft auf ein friedliches Duell und richtete einen Appell an die Anhänger beider Klubs: „Ich hoffe, dass die Rivalitäten nur auf dem Platz ausgetragen werden und nirgendwo anders. Wir haben eine Situation, in der jeder froh ist, wenn es am Freitag nur um den Sport geht. Ich mache mir viele Gedanken darum, dass es ein friedliches Miteinander wird. Meine große Hoffnung und mein Wunsch sind, dass wir alle die Nerven behalten. Es geht um ein klares Statement: Der Fußball muss im Vordergrund stehen. Nichts anderes.“