Bestuhlt und im MorgenmantelBroilers feiern in Köln ihre Rückkehr auf die Bühne
Köln – Welche seltsamen Blüten die Corona-Pandemie hervorbringt, zeigte sich am Donnerstagabend im Kölner E-Werk. Ein bestuhlter Konzertsaal ist grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Wenn aber eine Punkband auf dem Programm steht, mag der eine oder andere doch die Stirn gerunzelt haben.
Während die Broilers den Abend tatsächlich größtenteils sitzend verbrachten, hielt es das Publikum spätestens ab „In 80 Tagen um die Welt“ nicht mehr auf den Stühlen. Erst nur vereinzelt, bis schließlich so ziemlich jeder vor der Bühne – anständig an dem ihm zugewiesenen Platz – tanzte und sang. Darunter einige Fans mit dem Logo des Zweitliga-Vereins aus der Landeshauptstadt. Daran störte sich jedoch niemand, denn im Gegensatz zu den Kollegen der Toten Hosen pflegen die Broilers die folkloristische Rivalität zwischen den beiden Städten zu ignorieren und der Anhang tat es ihnen gleich.
Optimismus auf Besserung nach bevorstehenden Winter
Immer wieder betonte Frontmann Sammy Amara, wie sehr seiner Band und ihm die Begegnung mit den Menschen vor der Bühne in den letzten beiden Jahren fehlte. Dabei versank der Sänger aber nicht in Selbstmitleid. Im Gegenteil. Mit „Alles wird wieder OK!“ verbreitete die Düsseldorfer Truppe Optimismus auf Besserung nach dem bevorstehenden Winter. Zudem hatte Amara diejenigen im Blick, denen in den vergangenen Monaten schlimmeres als abgesagte Auftritte widerfahren war. Etwa die Opfer der Flutkatastrophe an Ahr und Erft.
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Eine Achterbahn der Emotionen, aufgebaut auf dem steten Wechsel zwischen Coverversionen bekannter Weihnachtsstücke wie „Driving Home For Christmas“ (Chris Rea) oder „Santa Claus Is Comin‘ To Town“.Zwischendurch wurde die Show sogar interaktiv, wie Amara es nannte. Er stellte je einen Hit von Johnny Cash, Bruce Springsteen und Social Distortion zur Abstimmung. Wenig überraschend gewann „Ball & Chain“ von Social Distortion, denn die musikalische Überschneidung mit dem Sound der Broilers war hier am größten.
Morgenmantel-Etikette auf der Bühne
Inzwischen hatte Amara sich seines seidenen Morgenmantels entledigt, den er zu Beginn noch trug. „Ich kenne mich mit der Morgenmantel-Etikette auf der Bühne gar nicht so aus, vielleicht hätte ich mich bei Chilly Gonzales erkundigen sollen“, sagte Amara. Der in Köln lebende Jazz-Musiker trägt bei seinen Auftritten bekanntermaßen stets ein solches Kleidungsstück.
Im Zugaben-Block nach einer fröhlichen Weihnachtsshow nach Art der Broilers wurde es noch einmal intensiv. Neben „Zurück zum Beton“ sorgte das Pogues-Cover „Fairytale Of New York“ für Gänsehaut-Momente.
Der Abend bog auf die Zielgarde ein, doch Sänger Amara tat sein Möglichstes, das Ende noch ein wenig heraus zu zögern. Es blieb offen, wer bei dem Gedanken wehmütiger war: Band oder Fans. „Du hast gesagt, nach einigen Shows spielen wir alle Coverversionen. Es ist Abend Eins“, protestierte Keyboarder Christian Kubczak halbherzig, als Amara ankündigte, die bei der vorherigen Wahl unterlegenen Stücke von Cash („Folsom Prison Blues“) und Springsteen („Atlantic City“) zu spielen. Zum großen Finale gab es die traditionell letzte Nummer einer jeden Broilers-Show: „Blume“. Es bleibt der Gruppe und ihrem Publikum zu wünschen, dass auch die weiteren Stationen der kleinen Tour bis kurz vor Weihnachten bespielt werden können. Die positive Energie von Abenden wie diesem können derzeit alle gut gebrauchen.