Köln – „Schön, dat Ihr all do sidd – beim Weihnachtsengel. Alle jeimpf un kein Jedrängel“. Zur Premiere der neuen „Weihnachtsengel“-Show, der 16. in dieser Reihe, hatten Tommy Engel und sein diesjähriger Bühnenpartner Linus (heißt eigentlich Michael Büttgen) der altbekannten Abba-Melodie „Thank you for the music“ einen kölschen und zeitgemäßen Text verpasst. Zuvor waren die beiden in einer Art Vorfilm in in einem kleinen Sportflugzeug von Hangelar in Richtung Butzweilerhof gestartet und dort mangels ausreichender Benzinvorräte als Bruchpiloten gelandet. In der dortigen Motorworld, einem ehemaligen Flugzeughangar, hat die Show nun einen neue Heimat gefunden.
Die Location kam bei den knapp 900 Premierengästen – darunter Familie und Freunde der Musiker wie LSE-Gitarrist Arno Steffen, die Künstler Anton Fuchs und Wolfgang Loesche oder Musikproduzent Reiner Hömig, der nach monatelanger Corona-Erkrankung immer noch unter den Folgen leidet. „Aber ich bin froh wieder unter Menschen zu sein, gemeinsam Musik hören zu können und die Künstler auf der Bühne zu sehen“; sagte Hömig. „Schließlich hat der Tommy schon die beste Band um sich, die es in Köln derzeit so gibt.“
In dem gut zweistündigen Konzertprogramm – rund um ein vorweihnachtliches Drei-Gang-Menü mit Kartoffelsuppe und Rinderbraten– hatten Pianist Jürgen Fritz, die Gitarristen Helmut Krumminga und Till Kersting, Bassist Hans Maahn, Schlagzeuger Axel Vesper und Sängerin Anne Gladbach reichlich Gelegenheit für den perfekten Sound zu sorgen und ihr jeweiliges Können zu demonstrieren. Und das durchaus in den unterschiedlichsten musikalischen Genres – von Coverversionen internationaler Welthits und kölschen Klassikern bis hin zu traditionellen Weihnachtsliedern zum Mitsingen. Zudem lieferte die Band einen der gesanglichen Höhepunkte des Abends – mal vorne am Bühnenrand stehend sangen sie „Love the one you’re with“, ein Lied, mit dem Crosby Still, Nash & Young schon beim legendären Woodstock-Festival 1969 begeistert hatten.
Das gesamte Programm war recht musiklastig und eher besinnlich und melancholisch bis rührselig. Da bedienten Engel und Co die gesamte emotionale Palette. So in der Weihnachtsgeschichte, die Engel aus einem goldenen Buch vorlas, und in deren Mittelpunkt die Gefühlswelt einer alleinerziehenden Mutter in Corona-Zeiten stand; sowie dem anschließenden Lied „Alles för de Pänz“, dem einzigen neuen Engel-Titel in der Show. Und das ist auch ein starkes Plädoyer für die nachfolgende Generation („Nit nor Friedachs hat ihr Räch“), denen man Trost und Zuversicht für eine bessere Welt bieten müsse. „Es ist Zeit für einen Neuanfang“, sagte Engel und erhielt für solche Worte lautstarken Beifall.
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Die „Weihnachtsengel“-Show wird an den kommenden vier Wochenenden (vom 26. November bis 19. Dezember) noch elf Mal gespielt – in der Motorworld am Butzweilerhof. Karten 73 Euro plus 20 Euro fürs Menü.
Viel Applaus gab es für einer witzigen Parodie zum eingängigen „Wellerman“-Hit, bei dem Engel in Kapitänskluft an einen nostalgischen Steuerrad stand, die Band sich in gelbe Ostfriesen-Nerze gezwängt hatten und die Leinwand im Bühnenhintergrund strömenden Regen simulierte: „Drieß op dä Wedderberich, dä is nit nor falsch, dä stemp och nit.“ Dazu überzeugte Linus auch mit seinen Soloeinlagen. Mit kölschem Text unterlegte er den „Late in the evening“-Hit von Paul Simon („Un et wor spät am Samsdachovend und de Musik wor schön laut“), andere Stars parodierte er mit deren englischen Original-Songs. So Joe Cocker („You are so beautiful“), Elton John („I'm still standing“) oder auch das legendäre Rat Pack. Wo man in Las Vegas mit Samy Davis jr., Dean Martin und Frank Sinatra gleich drei Weltstars braucht, schafft Linus das – mit schnellem Kostümwechsel – locker alleine.
Engel hatte seine großen Auftritte in der Rolle des Huusmeisters Kaczmarek als Operntenor, mit dem unverwüstlichen „Du bes Kölle“ oder auch einigen Anleihen aus längst vergangen Bläck Fööss-Zeiten. Zu „Meiers Kättche“ , Pütze Hein“ und dem „Veedel“ hat er nun eine weitere Ballade („Eines meiner Lieblingslieder“) wieder im Repertoire: „Kölle am Rhing“ vom Album „Zweierlei Fööss“ aus dem Jahr 1987.