In der Lanxess-Arena treffen sich Tennis-Weltstars beim ATP-Turnier.
Wegen der Corona-Pandemie sind in ihrer Freizeit im Dorint-Hotel an der Messe abgeschottet.
Wir geben einen kleinen Einblick in die geheime Welt.
Köln – Die Liste der Verbote, die gleich im Eingang des Dorint Hotels an der Messe aushängt, ist lang. Keine Ausflüge in die Stadt, kein Besuch in Bars, keine Restaurants, Schwimmen nur im hoteleigenen Pool, nicht zum Friseur gehen, keine Museumsbesuche – noch nicht einmal ein Ausflug zum Dom ist drin.
Internationale Tennisstars haben ein außergewöhnliches Leben. Doch was die Teilnehmer des ATP-Turniers, das noch bis zum Ende der Woche in Köln stattfindet, derzeit mitmachen, ist wohl einzigartig. Die Welt von Alexander Zverev und den anderen Spielern besteht nur aus dem Hotel und der benachbarten Lanxess-Arena, zu der sie mit einem Fahrservice hin- und herpendeln.
Keine Tennis-Fans vor dem Hotel
Vor dem Hotel stehen keine Fans – die wissen, dass in diesen Zeiten Selfies nicht möglich sind. Und in der Halle sind auch keine Fans – nach der Verschärfung der Besucherrichtlinien hatte sich der Veranstalter entschieden, gar keine Zuschauer mehr hineinzulassen.
Neben dem Spiel und dem Training in der Halle bleibt den Tennisstars dann nur noch ihr Zimmer und vor allem der große Aufenthaltsbereich im ersten Stock des Hotels. Hier wurden Konferenzräume zu einer Multifunkionshalle umgewandelt. Eine Tabuzone – hinein dürfen nur Spieler und Betreuer. Karlheinz Wieser, Pressesprecher des Turniers, zeigt netterweise ein Foto des Raums. Dort gibt es Tischtennisplatten, Computer, Fernseher, man kann Kartenspielen oder sich auf den zu Liegesesseln geformten Matratzen des Hauptsponsors der Turnieres fläzen.
Außerdem werden die Spieler hier regelmäßig auf das Coronavirus getestet und es gibt den Stringing-Service, bei dem die Bespannung der Schläger überprüft wird. Und die Spieler bekommen hier, getrennt von den übrigen Hotelgästen, ihr Essen. Ein Leben in der Hygiene-Blase.
Nur manchmal, da sieht man Sportler in Badelatschen und kurzer Hose im Foyer – wegen der Masken ist aber kaum jemand zu erkennen. „Die anderen Gäste sehen das alles ganz locker“, sagt Karlheinz Wieser. Alles läuft sehr ruhig ab. Auch für Hoteldirektor Frank Schönherr ist die Betreuung der ATP-Spieler unter diesen Umständen kein Problem. „Wir mussten hier nicht eigens einen Hochsicherheitstrakt schaffen. Unsere Hygienestandards sind schon seit Monaten sehr hoch.“ Schließlich war es das Schwester-Hotel Dorint am Heumarkt, das im Mai den 1. FC Köln während seines Quarantäne- Trainingslager beherbergte und dafür ein eigenes Konzept schuf.
Zverev hat ganz Familie dabei
Wichtig sind für die isolierten Spieler vor allem auch ihre Begleitpersonen. Die meisten begnügen sich nach Auskunft von Karlheinz Wieser mit zwei Begleitern. Alexander Zverev ist allerdings gleich mit der ganzen Familie gekommen. „Ich habe gefühlt 20 Leute hier“, sagt er der Deutschen Presseagentur. Wann er zuletzt mit der gesamten Familie gemeinsam auf Tour war, daran könne er sich gar nicht genau erinnern – so hat die Corona-Krise doch auch schöne Nebenwirkungen. In den ersten Zuschauerreihen der fast menschenleeren Lanxess-Arena sitzt nun regelmäßig sein Vater Alexander Zverev senior.
Der hört dann auch den eingespielten Publikumsapplaus, wenn sein Sohn gewinnt, lauscht der Live-Band, die vor leeren Rängen spielt, und freut sich über den Auftritt von Hund Barny. Die Mischung aus Französischer Bulldogge und Terrier beglückwünschte Zverev im Auftrag eines Sponsors am Sonntag zu seinem Sieg. Für den Montag war dann doch ein kurzer Ausbruch aus der Blase geplant: Die Spieler sollten über den Rhein schippern – natürlich in einem eigens gecharterten Schiff. Doch die Fahrt wurde abgesagt.