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„Demokratiefeindlich“Deutscher Olympischer Sportbund feuert Kölner OB-Kandidaten – SPD verärgert

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Torsten Burmester vor den olympischen Ringen. Seine Arbeit für den Deutschen Olympischen Sportbund ist beendet.

Torsten Burmester vor den olympischen Ringen. Seine Arbeit für den Deutschen Olympischen Sportbund ist beendet.

Der SPD-Bewerber wird mit sofortiger Wirkung abberufen. In der Partei brodelt der Unmut, es ist von Demokratiefeindlichkeit die Rede.

Der SPD-Kandidat für die Kölner Oberbürgermeisterwahl hat sein Spitzenamt beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) verloren. Er wurde bei einer außerordentlichen Sitzung mit sofortiger Wirkung abberufen, wie die Dachorganisation des deutschen Sports am Dienstag mitteilte. Grund dafür soll wohl die Bewerbung um das OB-Amt sein, Hinweise auf ein Fehlverhalten Burmesters gibt es bisher nicht.

Die SPD hatte sich bereits empört darüber geäußert. Burmesters Freistellung war in der vergangenen Woche bekannt geworden, nun ist er seinen Posten auch offiziell los. Dem Vernehmen nach soll DOSB-Präsidenten Thomas Weikert missfallen haben, dass er erst aus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von Burmesters Ambitionen in der Kommunalpolitik erfahren hat. Allerdings war bereits über Burmesters Kandidatur spekuliert worden, als diese offiziell noch nicht feststand.

Burmester hat „mit viel Herzblut und Freude“ für den DOSB gearbeitet

Am Dienstag sagte Burmester dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Es ist ein ganz normaler Vorgang, dass auf eine Freistellung die Abberufung folgt. Damit endet meine Arbeit für den DOSB, die ich mit viel Herzblut und Freude ausgeübt habe.“ Alle Beteiligten halten sich aktuell auffällig zurück mit Erklärungen oder Bewertungen der Situation, aber unter der Oberfläche brodelt es offenbar gewaltig.

Der Fall dürfte in den Händen von Rechtsanwälten liegen, die nun die formalen Bedingungen dieser Trennung aushandeln müssen. Danach, so scheint es, könnte noch ein großer Knall der Entrüstung folgen.

Burmester und die Kölner SPD hatten zuletzt Unverständnis für die Haltung des DOSB geäußert. Arbeitgeber täten gut daran, ihren Arbeitnehmern eine Kandidatur für ein kommunales Amt zu ermöglichen, hatte Burmester unabhängig von seiner Person gesagt. Claudia Walther, Vorsitzende der Kölner SPD, hatte den Rauswurf Burmesters durch den DOSB als „unangemessen und demokratiefeindlich“ kritisiert. Sie betonte: „Die Demokratie braucht doch mutige Leute, die sich auf kommunaler Ebene engagieren.“

Der Kölner OB-Kandidat wollte sein Amt bei DOSB weiter ausüben

Bei seiner Präsentation als OB-Kandidat vor knapp zwei Wochen in Köln hatte Burmester noch seinen Plan skizziert, zunächst weiter als Vorstandschef des DOSB tätig zu bleiben und sich in den letzten Monaten seiner Kandidatur unbezahlt beurlauben zu lassen. Er wies darauf hin, dass das im öffentlichen Dienst ein gängiges Prozedere sei.

Mit einer möglichen deutschen Olympiabewerbung und dem neuen Sportfördergesetz hat der Verband große Aufgaben vor sich, die fraglos der ungeteilten Aufmerksamkeit der Verantwortlichen bedürfen. So teilte der DOSB mit, dass die Entscheidung „nicht leichtgefallen“ sei. Das Präsidium habe aber die Aufgabe, „die Belange des Verbandes an erste Stelle zu setzen und zum Wohle des DOSB zu handeln“.

Ob die Basis Verständnis hat für die Entscheidung des DOSB-Präsidiums, wird sich wohl bei der Mitgliederversammlung am Samstag in Saarbrücken zeigen. „Man kann sicher sein, dass es Nachfragen geben wird“, sagte Alfons Hölzl, Präsident des Deutschen Turner-Bundes. Er selbst sieht es so: „Es ist legitim, dass sich jemand entscheidet, für ein politisches Amt zu kandidieren.“