Köln – „Think big – Stark wie zwei.“ Kurz und knapp und mit zwei gemeinsamen Fotos nimmt Udo Lindenberg am Samstagnachmittag auf Instagram Abschied von seinem langjährigen Konzert- und Tournee-Veranstalter Roland Temme. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag ist der 67-Jährige verstorben.
Auf Facebook wird der Altmeister später ausführlicher und sehr persönlich: „Rest in Power, geliebter Balou. Ich krieg das noch gar nicht klar… der Tod ist ein Irrtum, nur‘n falsches Signal aus irgendeinem fernen Sternental… unsre Freundschaft ist doch stärker als die Zeit. Du warst der große Zauberer der Think Big K& K-Monarchie: Keine Kompromisse – Exzess mit Ansage – auch Expedition ins unerforschte Land: nur wir zwei hatten so‘n Visum, best friends & compagneros 4ever‼️ You made my dreams come true, warst der Wind für meine Flügel... unsre Stadion-Shows wie Vermächtnisse – sie bleiben für immer und überstrahlen die Zeiten. Deine Power bleibt in uns, großer Bruder! Tieftraurig: dein Udo und die Panikfamilie.“
Auch Wolfgang Niedecken und BAP sind schockiert
„Ich bin völlig platt“, sagt Wolfgang Niedecken, derzeit mit seinem Bob Dylan-Programm solo unterwegs, am kommenden Dienstag, 10. August, auch im Tanzbrunnen. "Ich habe das gestern in Mannheim erfahren und hätte das nie für möglich gehalten", sagt der BAP-Chef dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Tod von „Balou“ Temme, der 18 Jahre auch Manager von BAP war. „Wir trauern um Balou, der von 1981 bis 1999 die Geschichte unserer kleinen kleinen Rock'n'Roll-Band gelenkt hat. 18 abenteuerliche Jahre.“ schreibt die Band auf Facebook und weiter: „Tschüss Balou, do woors ene Joode!“
Wolfgang Niedecken ist der Schock und der Schmerz über den Verlust des Freundes anzumerken. „Ihn konnte man immer anrufen. Er war der Fels in der Brandung. Der hat Sachen hingekriegt mit seiner Ruhe, die gingen eigentlich gar nicht. Wenn ich nur an unsere Tourneen in Russland und China denke.“ Balou sei einfach nicht 08/15 gewesen.
„Er war wahrhaftig. Und die Chemie hat sofort gestimmt.“ Niedecken erinnerte sich, dass Konzertveranstalter Peter Rieger in den Anfangszeiten der Band einen Tourbegleiter mitgeschickt habe. Da die Chemie nicht gestimmt habe (Niedecken: „Wir waren eher autark“), wurde der immer ins Hotel geschickt. Kein Bedarf. Rieger ersetzte den Mann durch Balou. Und kurze Zeit später war Temme Manager der Band.
„Das ist ein Riesenverlust für die gesamte Musikbranche – menschlich und beruflich. Jeder hat ihn geschätzt, vor allem auch die Künstler“, sagt Stefan Löcher, der Geschäftsführer der Lanxess-Arena. Noch am Dienstag in dieser Woche waren Löcher und Temme gemeinsam zu Gesprächen bei der Düsseldorfer Landesregierung. „Stundenlang haben wir über die Zukauft der Veranstaltungsbranche diskutiert und Balou Temme war voller Tatendrang.“
Temme, der 1991 zu den Begründern des E-Werk zählte und seit einigen Jahren auch den Weihnachtsmarkt am Dom mitbetrieben hat, war bundesweit einer der ganz Großen im Veranstaltungsgeschäft. Außer Lindenberg vertrauten ihm auch Peter Maffay, Marius Müller-Westernhagen, David Garrett, André Rieu und andere, die sich allesamt von Temme beraten ließen und von diesem und dessen Kölner RTK-Team ihre Konzerte und Touren zusammenstellen ließen. Auch für die Deutschlandkonzerte von David Guetta und Justin Timberlake war Temmes Unternehmen zuständig. Löcher: „Temme war gefühlt schon ewig im Geschäft. Den kann auch so schnell keiner ersetzen.“