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Geschichte der „Klüttenbahn“Erster Band zur Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn erschienen

Lesezeit 3 Minuten
Die Lokomotive V51 am Bahnübergang Oskar-Jäger-Str. / Melaten im Sommer 1979.

Die Lokomotive V51 am Bahnübergang Oskar-Jäger-Str. / Melaten im Sommer 1979.

Der Bonn Buch Verlag stellt den ersten Band über die „Klüttenbahn“, auch bekannt als die Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn (KFBE), vor.

Ein Besucher der Buchpräsentation erinnerte sich noch lebhaft an seine Kindheit in den 50er Jahren, als er ganz fasziniert den Zügen der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn (KFBE) zusah, wie sie durch den Stadtwald fuhren: „Das hat mich geprägt, damals wollte ich unbedingt Lokomotivführer werden“, erzählte er gerührt.

Auch Norbert Huppert gestand, dass er regelmäßig an der Schranke am Sandweg in Bickendorf stand, um den Zügen nachzuschauen. Nicht wenige Bewohner des linksrheinischen Kölns haben eine ganz besondere, sentimentale Beziehung zur „Klüttenbahn“, wie die KFBE im Volksmund heißt.

Neues Kompendium zur KFBE: Einblicke in den Güterverkehr

Umso bemerkenswerter ist es, dass bisher keine umfassende Darstellung der KFBE vorlag, mit Ausnahme eines schmalen, aus Anlass des 100-jährigen Bestehens im Jahre 1993 veröffentlichten Bändchens. Huppert und seine Mitstreiter Wolfgang Schreck und Frank Faubel haben das geändert: Kürzlich erschien im Bonn Buch Verlag der erste, knapp 200 Seiten starke Band eines dreiteiligen Kompendiums zur KFBE. Er widmet sich dem Thema „Güterverkehr“, ein gutes Dutzend Eisenbahn-Fans war zur Vorstellung der Neuerscheinung in die Bickendorfer Buchhandlung „Handtverlesen“ gekommen.

Voll am Zug: Frank Faubel, Wolfgang Schreck und Norbert Hupper (v.l.) stellten in der Buchhandlung „Handtverlesen“ ihren Band über die „Klüttenbahn“ vor.

Voll am Zug: Frank Faubel, Wolfgang Schreck und Norbert Hupper (v.l.) stellten in der Buchhandlung „Handtverlesen“ ihren Band über die „Klüttenbahn“ vor.

Mehr als 400 Fotos von Diesel- und Dampflokomotiven, von Bahnhöfen, Stellwerken, aber auch von Fabriken, die einen eigenen Gleisanschluss hatten, versammelt der Band, dazu mehr als 60 Gleispläne und Konstruktionszeichnungen, alles versehen mit erklärenden Texten.

Mehr als vier Jahre lang haben die Autoren recherchiert. Einfach war das nicht, gerade wenn es um die ersten Jahrzehnte ging, weil das Archiv der KFBE im Zweiten Weltkrieg verloren ging. „Aber wir haben erstaunlich viele Fotos aus Privatbesitz bekommen, insgesamt rund 3300, von denen wir leider nur einen Teil veröffentlichen können“, erzählte Schreck, der als Enkel des Bahnhofsvorstehers im Bickendorfer Bahnhof aufwuchs.

Von der KFBE zur KVB: Wandel im Kölner Güterverkehr

Einiges kam auch aus dem Frechener Stadtarchiv. Denn der Stadtrat des aufstrebenden Industrieorts hatte den Bau der Bahn Ende des 19. Jahrhunderts initiiert, um den Transport von Braunkohle, Tonwaren und Quarzsand nach Köln und damit in Richtung des staatlichen Eisenbahnnetzes und der Rheinhäfen zu vereinfachen.

Zunächst führte die Stecke nur bis Köln-Lind, und schnell wurde klar, dass ein Ausbau notwendig war. Doch auch, dass das Städtchen sich mit dem Projekt übernommen hatte. Die Bahn wurde 1904 an die Stadt Köln verkauft, nach umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen einschließlich der Elektrifizierung des Personenverkehrs wurde die Strecke 1921 nach Bickendorf verlängert, 1925 bis zum Niehler Hafen.

Die Dampflok 26 im Betriebswerk Frechen, im Hintergrund die Lok 33 und V2.

Die Dampflok 26 im Betriebswerk Frechen, im Hintergrund die Lok 33 und V2.

Mitte der 1930er Jahre galt die KFBE in Bezug auf den Güterverkehr als zweitgrößte Privatbahn in Deutschland – nach den Köln-Bonner Eisenbahnen. Doch das änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg, trotz potenter neuer Kunden wie Ford oder Esso. 1960 wurde die KFBE zunächst zur Gänze in die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) integriert, doch 1992 aufgespalten: Der Personenverkehr blieb als Stadtbahnlinie 7 bei der KVB, der Güterverkehr ging in der neu gegründeten Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) auf.

„Klüttenbahn“: Fortsetzungen der KFBE-Geschichte

Auch wenn einige Abschnitte, etwa zum einstigen Bahnhof Melaten, aufgegeben wurden, blieb die alte Streckenführung bis heute erhalten. Doch mit dem Ende der Tongruben und dem Kohleausstieg hat sich die Lage geändert, meint Norbert Huppert: „Wenn dann noch die Quarzsandfabriken schließen, um 2030, wird es spannend.“

Davor, 2025 und 2026, sollen aber die Folgebände des Kompendiums erscheinen. In Band 2 wird es um den Personenverkehr gehen. „Dafür haben wir viele Augenzeugenberichte gesammelt“, verriet Frank Faubel schon einmal.

Unter anderem wird es um den „Klüttenklau“ gehen, das „Fringsen“ heruntergefallener Briketts, ein Hotspot war der Akazienweg in Vogelsang. Aber auch um die Fernsehshow „Bios Bahnhof“, die in der Depothalle der KFBE in Frechen gedreht wurde. In Band 3, der 2026 erscheint, stehen Technik und Infrastruktur im Mittelpunkt, unter anderem das Betriebswerk Frechen.


Band 1 ist zum Preis von 59,80 Euro bereits im Handel erhältlich, einen Eindruck erhalten Interessenten auf der Homepage des Bonn Buch Verlags. www.bonnbuchverlag.de