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Trauerhalle und Blumenhandlung dichtDer Eingang zu Kölns berühmtestem Friedhof sieht erbärmlich aus

Lesezeit 3 Minuten
Die Trauerhalle ist seit Frühjahr 2023 gesperrt.

Die Trauerhalle ist seit Frühjahr 2023 gesperrt.

Der Zustand des Entrees an der Piusstraße wird wohl noch lange so bleiben, zeigen Recherchen.

Es ist Kölns berühmtester Friedhof, viele Prominente liegen hier begraben und zahlreiche Führungen bringen Einheimischen und auch Touristen die Bedeutung und den Zauber des historischen Ortes nah. Doch der Haupteingangsbereich des Melatenfriedhofs an der Piusstraße sieht derzeit erbärmlich aus – und das wird wohl noch lange so bleiben.

Im Frühjahr 2022 gab es erste Sicherungsmaßnahmen an der maroden Fassade der denkmalgeschützten Trauerhalle. Seit dem Frühjahr 2023 ist die Halle gänzlich gesperrt und von einem Holzzaun umgeben. Der Beton des Gebäudes von 1955 nach Entwürfen des renommierten Architekten Fritz Schaller müsse saniert und die Klinkerfassade erneuert werden. Dazu seien umfangreiche Voruntersuchungen nötig, hieß es 2022 von Seiten der Stadt.

Auch die letzte Blumenhandlung vor Melaten schloss

Eine aktuelle Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ergab nun: So bald wird die Halle nicht wieder geöffnet. „Die Schadenskartierung ist abgeschlossen. Diese hatte gezeigt, dass der Sanierungsaufwand ein größerer sein muss. Deswegen ist nun eine Generalinstandsetzung geplant“, so eine Sprecherin.

Bei der Gesamtbetrachtung des Gebäudes sei festgestellt worden, dass die ursprünglich vorgesehene reine Betonsanierung „leider nicht ausreichend ist und das gesamte Gebäude einschließlich seiner Lagerräume, der technischen Anlagen und der Kühlkammern saniert werden muss“. Ein Architekturbüro sei bereits mit der Planung für die Hochbauten beauftragt. Auch die Planungen für die Technik seien angelaufen.

Ein Zeitplan, wann die Trauerhalle wieder genutzt werden kann, gebe es nicht. „Vor Abschluss aller notwendigen Untersuchungen können noch keine konkreten Angaben zum Beginn der Arbeiten und zu einer Wiederinbetriebnahme der Trauerhalle gemacht werden“, so die Sprecherin.

Mit dem Ladengeschäft der Firma Willy Wirtz schloss nun die letzte Blumenhandlung am Eingang des Friedhofs.

Mit dem Ladengeschäft der Firma Willy Wirtz schloss nun die letzte Blumenhandlung am Eingang des Friedhofs.

Und auch vor dem Eingang sieht es nicht besser aus: Hier schloss nun die letzte verbliebene Blumenhandlung, die von der Friedhofsgärtnerei Willy Wirtz betrieben wurde. So kann man keinen Blumengruß und keine Kerzen mehr kaufen, wenn man auf den Friedhof gehen will. Claudia Neumann (62) führt das 1901 gegründete Familienunternehmen in dritter Generation. Sie stellt klar: „Die Grabpflege machen wir natürlich weiter wie bisher. Aber ich habe nicht mehr die Kraft, das Ladengeschäft jeden Tag und dann auch noch an Sonn- und Feiertagen zu öffnen.“ Lange habe sie vergeblich nach qualifiziertem Personal gesucht. Nun habe sie die Notbremse ziehen müssen.

19.03.2024 Köln. Report Melaten für Ostern - Rundgang mit dem ehemaligen Friedhofsleiter Peter Lejeune. Foto: Alexander Schwaiger

Gräber auf dem Melaten-Friedhof (Archivbild)

Hinzu komme, dass sich auch das Kaufverhalten der Kunden geändert habe: Viele würden im Bauhaus oder Supermarkt Blumen kaufen. Und es gebe immer mehr Urnenbestattungen oder pflegefreie Gräber, die kaum Schmuck brauchen. „Früher waren wir fünf Blumenläden hier im Karree, aber es wurde immer weniger.“ Das Ladengebäude hat sie von einem Privatmann gepachtet. Falls sie doch noch Personal fände, würde sie auch wieder eröffnen. Viel Hoffnung habe sie aber nicht. Die Stadt sagte auf Anfrage, sie habe auf diese Entwicklung keinen Einfluss.

Kölner Trauergesellschaften müssen auf Interimshalle ausweichen

Trauergesellschaften müssen derweil weiterhin auf die in Leichtbauweise errichtete Interimshalle ausweichen. Den „Kölner Stadt-Anzeiger“ erreichte Kritik an der Gestaltung der Halle. Laut Stadt seien bei der Gebäudewirtschaft aber bislang keine Beschwerden eingegangen. Vielmehr gebe es die Botschaft, dass auch hier ein „würdevoller Raum geschaffen wurde“.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Eröffnung des Kolumbariums im Sommer.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Eröffnung des Kolumbariums im Sommer.

Die zweite historische Trauerhalle auf dem Melatenfriedhof kommt als Ausweichstätte nicht infrage. Das lange Zeit dem Verfall preisgegebene Gebäude von 1881 wurde für 3,3 Millionen Euro saniert und im Sommer eröffnet. Die Halle wurde zu einer oberirdischen Grabstätte umgebaut, die Platz für mehrere Hundert Urnen hat. „Eine Trauerfeier oder der Aufbau von Dekoration ist im Kolumbarium grundsätzlich nicht möglich, unabhängig von der Bestattungsart“, so die Stadt.

Wegen der großen Nachfrage wurde in Köln das Bestattungsangebot für Urnen bereits ausgeweitet: Es gibt Urnenwahlgräber, pflegefreie Urnengräber, Baumgräber und Bestattungsgärten. Fast drei Viertel aller Bestattungen auf den 55 Kölner Friedhöfen seien Urnenbestattungen, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Eröffnung des Kolumbariums. Auf diesen Bedarf müsse man reagieren.