Merchandise in Köln-EhrenfeldIm Lofi-Store gibt es Band-Shirts und mehr
Ehrenfeld – Mittlerweile sind Bands wie Eagles of Death Metal und Queens of the Stone Age feste Größen im Bereich des Alternative-Rock. Zur Jahrtausendwende aber zählten sie noch zum musikalischen Untergrund, aus dem heraus sie nach und nach ihre weltweite Strahlkraft entwickeln sollten. Nicht ganz unbeteiligt daran war auch Bertrand Castagnet: Der gebürtige Franzose gründete 2001 in Köln seine eigene Firma, Lo-Fi Merchandise, mit der er sich der Produktion und dem Vertrieb von Fanartikeln widmete.
Online-Shop für Band-Merchandise
„Die Queens of the Stone Age waren eine der ersten Bands, mit denen ich zusammengearbeitet habe“, erzählt der 51-Jährige, „da war die Band noch klein und wir sind miteinander gewachsen.“ Inzwischen kümmert sich Castagnet um das Merchandise zahlreicher internationaler Musikgruppen, in seinem Online-Shop bietet er Kleidung von 150 Bands an: „Die meisten Gruppen, mit denen ich arbeite, kommen aus den USA oder Skandinavien“, erklärt der Musikliebhaber, der früher selbst Bass in einer Band gespielt hat: „Viele lassen sich dem Alternative Rock zuordnen, wie Indie- oder Stoner-Rock.“
Musik statt Militär
Geboren wurde Castagnet in Südfrankreich als Sohn eines Militär-Angehörigen. In den 80er-Jahren besuchte er ein Militärinternat in Freiburg, dessen Geschicke bis 1992 von den französischen Streitkräften gelenkt wurden. Castagnet aber wollte nicht zum Militär – er wollte Musiker werden: „Nach dem Internat ging ich zurück nach Frankreich, aber da sind die Möglichkeiten als Musiker sehr beschränkt. Die dortige Szene ist eine geschlossene Gesellschaft, in die man nicht so leicht aufgenommen wird.“In Deutschland erhoffte sich Castagnet bessere Chancen für seine musikalische Karriere, also kehrte er 1997 zurück. Zwischen den Proben mit seiner Band jobbte er im Lager einer Firma, die sich auf Musik und Merchandise spezialisiert hatte. Schnell stieg Castagnet vom Lagerarbeiter in die Produktion auf. Damals wurden die Logos der Gruppen allerdings noch per Siebdruck auf die T-Shirts gebracht.
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2001 machte sich Castagnet dann mit seiner eigenen Firma selbstständig. Heute sitzt sein Büro in der Ehrenfelder Lichtstraße, mitten im Epizentrum der Kölner Livemusik: „Ehrenfeld ist immer noch sehr Indie und lebendig, obwohl viele Clubs mittlerweile weg sind“, erzählt der 51-Jährige mit einem Funken Nostalgie – denn wo einst Weltstars wie Frank Turner auf der Bühne des Undergrounds standen, entsteht jetzt die Heliosschule. Doch ein Umzug kam für Castagnet nicht in Frage. Stattdessen erweiterte er sein Unternehmen um ein Ladenlokal an der Venloer Straße, den „Lo-Fi-Store“: „Wir wollten neben Produktion und Vertrieb immer einen eigenen Laden aufmachen, denn ein exklusives Geschäft für Merchandise gab es in dieser Form in Köln noch nicht.“
Im Oktober 2019 öffnete der Store dann seine Pforten, um sie wenige Monate später wieder zu schließen: „Bis Dezember lief es gut für uns, aber dann kamen immer weniger Leute einkaufen. Und als der komplette Lockdown in Kraft trat, war das wie ein Schlag ins Gesicht.“ Von ursprünglich 16 Mitarbeitern umfasst das Lo-Fi-Team heute nur noch sechs: „Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Produktion und dem Vertrieb von Tour-Merchandise, auf T-Shirts und Plakaten zum Beispiel“, erklärt Castagnet – doch wo keine Live-Touren gespielt werden, da ist auch kein Absatzmarkt für Tour-Merchandise.
Stoner Rock
Der Stoner Rock entwickelte sich zu Beginn der 90er-Jahre und zeichnet sich durch einen basslastigen Sound mit tiefen Gitarren und polternden Schlagzeugen aus. Weil sich der Name des Genres vom englischen Ausdruck „stoned“ ableitet, der übersetzt etwa „bekifft“ bedeutet, lehnen viele Bands den Begriff jedoch ab – schließlich würde er die Musiker auf den Gebrauch von Marihuana reduzieren, was ihnen nicht gerecht werden würde: „Trotzdem hat sich der Begriff im Allgemeinen etabliert“, erklärt Bertrand Castagnet.
Inzwischen bietet Castagnet in seinem Laden so auch eine eigene Lo-Fi-Kollektion an, die T-Shirts sind nachhaltig produziert und bestehen aus biologischer Baumwolle.Ansonsten gibt es im Lo-Fi Store alles, was das Herz von Musikfans im rasenden Rhythmus des Black Sabbath-Songs „Sweet Leaf“ – ein wichtiger Einfluss für den Stoner-Rock – höher schlagen lässt: Tour-Plakate, Schallplatten, T-Shirts, Kapuzenpullover und Accessoires in sämtlichen Ausführungen – vom Aufnäher für die Jeansjacke bis hin zur Mundnasenmaske.
Kollektion vom Kebapland in Köln-Ehrenfeld
Doch Castagnet verkauft nicht nur Merchandise von Musikgruppen – auch der Ehrenfelder Imbiss „Kebapland“ ist mit einer eigenen Klamotten-Kollektion im Lo-Fi Store vertreten: „Die Stücke sind einer unserer Bestseller“, erzählt Castagnet: „Das Kebapland ist Kult und die Kappen, Pullis und Polohemden kommen super an.“Sobald die Pandemie-Lage es zulässt, will Castagnet in seinem Geschäft auch wieder Konzerte veranstalten, bei denen sich lokale und internationale Musiker einen Namen machen können: „Vor der Pandemie haben wir hier ein paar Auftritte gehabt, das waren sehr schöne Abende – wenn es wieder möglich ist, sind wir direkt bereit.“
Bertrand Castagnet selbst greift inzwischen aber nur noch im privaten Rahmen zur Gitarre: „Ich spiele in meiner Freizeit noch Musik, das ist so etwas wie mein Yoga“, erklärt Castagnet mit einem Lachen im französischen Akzent. Und Entspannung ist in seinem Beruf durchaus wichtig: „Wenn man Merchandise für Musiker macht, ist das mitunter sehr anstrengend und zeitaufwendig – aber es ist einfach meine Leidenschaft.“
Lo-Fi Store, Venloer Straße 404, geöffnet montags bis samstags von 12 bis 19 Uhr.