Der Sozialdienst katholischer Frauen beschenkte die Insassen als kleine Geste. Die Produkte sind praktisch und sehr willkommen.
Geschenke in der JVA Köln-Ossendorf„Die Weihnachtszeit ist für viele Inhaftierte eine besonders belastende Zeit“
Es sind kleine, einfache Dinge, die sich in den roten Stofftaschen für die weiblichen Häftlinge in der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Köln-Ossendorf befinden: Neben Duschgel, Shampoo und anderen Pflegeprodukten sind das auch löslicher Kaffee, Schokolade sowie Spekulatius-Kekse und Mandala-Malbilder. Die Frauen, die in der JVA an der Rochusstraße einsitzen, freuen sich über „ein besonderes Zeichen der Menschlichkeit vor dem Weihnachtsfest“, wie es Nina Dentges-Kapur, Vorständin Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) Köln, ausdrückt. Ihr Verein hat die Aktion in Kooperation mit dem „Soroptimist International Club Köln“ um Vereins-Präsidentin Julia Garnatz in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal durchgeführt.
„Weihnachten allein im Gefängnis verbringen zu müssen, das ist schon hart“, sagt die Gefangene Tina (Name geändert). Die 31-Jährige hat einen Sohn, mit dem sie bereits im vergangenen Jahr nicht zusammen das Weihnachtsfest verbringen konnte. „In dieser Zeit fühlt man sich mehr als sonst einsam und vermisst den Kontakt zu Familie und Freunden“, sagt Tina, die noch bis November 2025 in der Haftanstalt leben wird.
Geschenke werden als „tolle Geste des Mitgefühls“ aufgefasst
Ihre Zellengenossin Franziska (Name ebenfalls geändert) empfindet das ebenso. Die beiden teilen sich seit einem Jahr eine Zelle und haben sich längst angefreundet. Die Aktion mit den Geschenktaschen finden beide Frauen sehr gut, wie sie sagen. „Einkaufstag ist nur einmal wöchentlich, man hat hier wenig Geld zur Verfügung“, sagt Franziska. „Die Produkte, die wir geschenkt bekommen, sind da praktisch und sehr willkommen – vor allem aber eine tolle Geste des Mitgefühls“, so die 29-Jährige.
Rund 200 Frauen müssen dieses Jahr die Weihnachtstage in der JVA Ossendorf verbringen. Aufgrund von Umbauarbeiten ist die Kapazität von 400 Plätzen für die Frauen derzeit nicht ausgelastet „Die Weihnachtszeit ist für viele Inhaftierte eine besonders belastende Zeit“, sagt Angela Wotzlaw, Leiterin der Justizvollzugsanstalt Köln. Um zu zeigen, dass die Frauen auch in dieser schwierigen Lebenssituation nicht vergessen sind, organisieren die ehrenamtlich engagierten Frauen des Soroptimist International Club Köln (SI Köln) auch in diesem Jahr Weihnachtstaschen.
Weihnachtstaschen sollen Zuversicht und Hoffnung geben
„Wir unterstützen das gern“, sagt Wotzlaw, die kurz vor Weihnachten die Mitarbeiterinnen des SkF als Besucherinnen empfängt, damit die Taschen auch persönlich überreicht werden können. Julia Garnatz, Präsidentin des Soroptimist International-Clubs Köln: „Wir möchten den Frauen mit der Aktion, die wir seit über 20 Jahren durchführen, zeigen, dass uns ihre Schicksale nicht gleichgültig sind.“ Und Dentges-Kapur vom SkF Köln ergänzt: „Die Weihnachtstaschen sind für die Inhaftierten Gesten der Solidarität, die ihnen Zuversicht und Hoffnung verleihen.“
So wie die beiden weiblichen Gefangenen Tina und Franziska solidarisieren sich die Frauen in der JVA im Advent und über Weihnachten stärker als sonst. „Die Gründe für ihre Anwesenheit hier spielen für die inhaftierten Frauen dabei eine untergeordnete Rolle“, hebt Angelika Linnartz hervor. Sie arbeitet seit 15 Jahren in der JVA und ist eine der Abteilungsleiterinnen für den Frauen-Vollzug dort.
In der JVA Ossendorf sitzen Frauen mit sehr unterschiedlichem Strafmaß ein
Als sogenannte Vollhaftanstalt ist die JVA bei den Frauen für ein bestimmtes Einzugsgebiet zuständig, nicht – wie bei den bis zu 800 Männern – für ein bestimmtes Strafmaß, sagt Linnartz: „Von wenigen Tagen wegen Diebstahls über Haft für Jahre für ein Gewaltverbrechen bis hin zu lebenslänglich als Strafmaß ist in der JVA Ossendorf alles vertreten.“ Franziska sagt: „Wir versuchen mit gemeinsamen Aktionen wie Kochen oder Backen das Beste aus der Situation zu machen und uns gegenseitig zu unterstützen.“
Wer rechtzeitig Termine anmeldet, hat die Gelegenheit für einen Besuch oder ein Online-Telefonat mit Freunden und Familien. Franziska und Tina nehmen die Geschenke-Taschen gern an und sind dankbar – trotzdem, das versichern beide inhaftierte Frauen, freuen sie sich am meisten darauf, kommendes Jahr die JVA verlassen und ihre Lieben „draußen“ so schnell wie möglich wieder persönlich in den Arm nehmen zu können.