Eigenwilligste SongtitelDer Kölner Schlagzeuger Jo Beyer im Porträt
Köln – Sein erstes Schlagzeug war aus Pappe, seine erste musikalische Liebe der Punk – der 27-jährige Jazz-Schlagzeuger Jo Beyer arbeitet heute als Berufsmusiker und bringt im Herbst das zweite Album seiner Band Jo heraus. Doch bis dahin war es ein weiter Weg mit einigen Umwegen. Dabei ist dem gebürtigen Essener die Musik und auch der Jazz eigentlich in die Wiege gelegt worden. Sein Vater Andreas Wahl ist auch Berufsmusiker und Jazzgitarrist. „Ich habe die Musik zu Hause vorgelebt bekommen“, erzählt der Wahlkölner. Musik sei schon immer spannend für ihn gewesen.
Mit sechs bekommt Beyer zunächst Klavierunterricht, entdeckt mit 13 Jahren dann aber seine Passion für das Schlagzeug. Aus Pappkartons baut er sich ein Drumset und trommelt mit Bambusstöcken zu Liedern von Black Sabbath und Tina Turner. Nach einem Jahr bekommt er das erste richtige Schlagzeug. Doch die eigene Musik hörte sich noch gar nicht nach Jazz an. „Damals fand ich Jazz richtig doof, ich stand auf Rock und Bands wie Blink 182 und The Offspring“, erinnert sich der Musiker. Die Wende kommt mit einem Jazzstandard, den er von seinem Vater ans Herz gelegt bekommt: „Cantaloupe Island“ von Herbie Hancock.
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„Das ist so kraftvoll und hat mich sofort gekickt.“ War er zuvor Teil des Rock-Pop-Programms an der Folkwang Musikschule in Essen, wechselt er nun das Genre und spielt fortan überwiegend in Jazzbands. Nach einem Vorstudium an der Jazzhausschule in Köln schreibt er sich mit 21 Jahren schließlich an der Hochschule in Osnabrück für ein Jazzschlagzeugstudium ein.
Mittlerweile hat er seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und lebt seit gut zwei Jahren in seiner neuen Wahlheimat Köln. „Hier gibt es eine sehr lebendige Jazzszene und viele Musiker mit denen ich mich austauschen kann“, sagt Beyer. Einen musikalischen Austausch gibt es auch mit seinem Vater. Mit ihm spielt er in seiner eigenen Band Jo. Das Quartett besteht neben Schlagzeuger Beyer und seinem Gitarre spielenden Vater noch aus Saxofonist Sven Decker und Pianist Roman Babik. Für das Jazzensemble schreibt Beyer alle Arrangements.
Seinen Kompositionen gibt er ganz eigenwillige Namen. So gibt es Stücke wie „Die Bottroper Inderin“ oder „Ein Monchhichi geht nie zum Frisör“. „Die Songtitel sind meist an Anekdoten aus der Entstehungszeit des Stücks geknüpft“, verrät der Künstler. So habe es etwa einen Musiker gegeben, dessen Frisur der eines Monchhichi glich, einer Spielzeugpuppe aus den 1970er Jahren. Auf dem im Herbst erscheinenden neuen Album wird es dann einen Titel geben, der dem heißen Sommer 2018 gewidmet ist: „Zwischen Bier in Poll und 34 Grad“ wird er heißen.
Steckbrief Jo Beyer
Jo Beyer (27), Schlagzeug, ist in Essen geboren und aufgewachsen, hat an der Hochschule in Osnabrück und an der Royal Academy of Music in Arhus (Dänemark) Jazzschlagzeug studiert, arbeitet als freischaffender Musiker und wohnt in Kalk. „Jo“ heißt sein eigenes Jazzquartett mit dem er 2016 ein erstes selbstbetiteltes Album mit neun Eigenkompositionen veröffentlicht hat. Das zweite Album soll im Herbst folgen. Mit seinem Jazz-Metal-Trio „Malstrom“ hat er bereits vier Alben veröffentlicht und im Oktober 2018 sogar eine einwöchige Tour durch China absolviert. Das aktuelle Album von Malstrom heißt „Jazz Getxo“ und ist eine Liveaufnahme aus dem Jahr 2017. Alle Alben sind über die gängigen Onlineportale als Download erhältlich, CDs können über die Homepage des Musikers bestellt werden.
Das nächste Konzert mit Malstrom findet am 1. April um 20.30 Uhr im Loft an der Wissmannstraße 30 in Ehrenfeld und mit Jo am 21. Mai auf dem Jazzfest in Bonn statt. (af)