AboAbonnieren

Ein Neubeginn an der Neusser Straße

Lesezeit 4 Minuten

Auf der Neusser Straße sollen 2021 die Umbauarbeiten beginnen (Bild links). Nach der Umgestaltung sollen sich auch die Bürgersteige sauberer und geordneter präsentieren (l.).

Nippes – Schon fast neun Jahre ist es her, dass die Pläne zur fußgängerfreundlichen und ampelfreien Umgestaltung der Neusser Straße erstmals präsentiert wurden. Damals hatte das Leverkusener Stadtplanungsbüro Isaplan Ideen entwickelt, wie man Fußgängern und Radlern mehr Platz geben, die Meile grüner gestalten kann und – trotz zukünftig geltendem Tempo 30 – zugleich auch den Autoverkehr etwas entlastet. Das sollte geschehen, indem alle Ampeln durch Alternativen wie Kreisverkehre oder begehbare Mittelstreifen ersetzt werden, wodurch Wartezeiten an roten Ampeln wegfallen. Bereits 2017 hat die Stadt überarbeitete Entwurfspläne öffentlich ausgehängt und Stellungnahmen von Bürgern entgegen genommen (siehe: „Stadt hat viele Bürgereingaben berücksichtigt“). Schon damals gab es leichte Änderungen zum Ursprungswerk der externen Planer: Demnach soll die Ampelanlage an der Kreuzung zur Blücher-/Schillstraße erhalten bleiben, da der zunächst geplante Kreisverkehr für die dort abbiegenden Busse der KVB-Linie 147 zu eng wäre.

Dann geschah wieder längere Zeit nichts. Nun wird das Vorhaben, dessen Baustart nach wie vor für 2021 angepeilt ist, wieder konkreter: Das neu gebildete Amt für Verkehrsmanagement hat einen aktualisierten Planungsentwurf für die Neusser Straße zwischen dem geplanten Kreisel Kempener Straße und der Kreuzung Niehler Kirchweg eingebracht. In dessen Zentrum steht vor allem eine Neuplanung des Fahrbahnrandes: Er soll zukünftig zweigeteilt sein – so soll es erstens einen (im Verlauf der Straße zwischen 2,50 und 4,50 Metern breiten) reinen Gehwegbereich geben, der einzig und allein der Fortbewegung von Fußgängern vorbehalten ist. Die zweite Hälfte wird dagegen eine sogenannte „Multifunktionszone“. „Innerhalb der Multifunktionszone sollen Parkflächen, Außengastronomie, Baumstandorte sowie alle Stadtmöblierungselemente wie Fahrradanlehn-Bügel, Beschilderungen, Bänke, Beleuchtung etc. angeordnet werden, um den Gehwegbereich frei zu halten“, erläutern die städtischen Planer die Idee. Im gleichen Zuge wurden – nach den Protesten von Fahrrad-Vereinen – die Rad-Schutzstreifen auf dem Asphalt von 1,50 auf 1,75 Meter verbreitert, um Radlern mehr Platz zu geben. Für den Autoverkehr verbliebe eine Breite von 4,50 Metern pro Fahrtrichtung.

Über einen sehr wichtigen Teilaspekt der Planung müssen die Nippeser Bezirksvertreter in ihrer kommenden Sitzung am 28. März entscheiden: Ob für die Umgestaltung auch Bäume gefällt werden. Hierzu hat die Stadt zwei Beschluss-Varianten vorgelegt. In dem von der Verwaltung favorisierten Modell würden 18 Bäume gefällt und dafür 37 neue gepflanzt. Die Fällungen der Altbäume sollen dazu beitragen, optisch sauberere, geradlinige Straßenfluchten zu schaffen und die Gehwege von „Hindernissen“ freizuräumen. Das würde aus Sicht der Planer die Aufenthaltsqualität der Neusser Straße steigern.

Auf der Neusser Straße sollen 2021 die Umbauarbeiten beginnen (Bild links). Nach der Umgestaltung sollen sich auch die Bürgersteige sauberer und geordneter präsentieren (l.).

Die im Gegenzug neu gepflanzten Bäume ständen zudem weiter von den Häusern weg und hätten so mehr Freiraum zum Wachsen. In der Alternativ-Variante müsste nur ein einziger Baum gefällt werden, 22 neue kämen hinzu. Die Bezirksvertretung Nippes hatte die beiden Beschluss-Varianten sogar schon zu ihrer vorigen Sitzung am 31. Januar vorliegen. Die Runde entschied sich dann jedoch dafür, die Pläne eingehender zu prüfen und stellte ihren Beschluss zurück.

Die von der Verwaltung reklamierte Dringlichkeit sah sie nicht. „Wir warten ohnehin schon seit Jahren auf die Pläne für den Umbau der Neusser Straße. Warum wir, nachdem wir ganz kurz vor der Sitzung die Entwürfe bekommen haben, jetzt eilig darüber entscheiden sollen, erschließt sich uns nicht“, fasste es Bezirksbürgermeister Bernd Schößler zusammen.

Stadt hat viele Bürgereingaben bei der Planung berücksichtigt

Insgesamt 35 Bürger-Eingaben und -Anregungen, zum Teil mit mehreren Forderungen, waren beim Informationsnachmittag zu den Umbauplänen für die Neusser Straße am 18. Mai 2017 und in den Folgetagen zusammengekommen. Die Anregungen hat die Stadt geprüft und teilweise für das aktuelle Planungswerk berücksichtigt. Wiederum andere Vorschläge lehnten die städtischen Planer ab. Hier ein kleiner Überblick: Gefolgt wurde etwa dem Vorschlag, die Auto-Fahrbahn an der Kreuzung Blücher-/Schillstraße nicht zu erweitern. Hierdurch wäre der Rad-Schutzstreifen an der Stelle weggefallen. „Die Aufweitung an der Blücherstraße wurde entfernt und dafür wird der Schutzstreifen für Radfahrer auf der Neusser Straße durchgezogen“, teilt die Stadt mit. Ebenfalls sagte sie, mit Verweis auf Ordnungsamt und Polizei, stärkere Kontrollen des Zweite-Reihe-Parkens und des zu schnellen Fahrens zu. Ebenfalls ergänzt wurde, auf Bürgerwunsch, ein Zebrastreifen an der Einmündung Auerstraße, die am zukünftigen Kreisel Neusser/Kempener Straße liegt. Auch mit der Verbreiterung der Radschutzstreifen, sowie der Platzierung von Fahrradparkplätzen am Straßenrand, kommt die Stadt Bürgereingaben nach. Der mehrfach geäußerten Forderung, für die Umgestaltung keine Bäume zu fällen, kommt die Verwaltung mit einer politisch zur Abstimmung stehenden Beschluss-Alternative nach. Zurückgewiesen wurde hingegen die Forderung, die Neusser Straße zur Einbahnstraße zu machen (und die Gegenrichtung über die Niehler Straße abzuwickeln). Dies führe „zu einer Verlagerung der Verkehrsströme“ auf benachbarte Straßen, so die Stadt; zudem würde in Einbahnstraßen „erfahrungsgemäß schneller gefahren“, hieß es. Auch eine Rechts-vor-Links-Regelung, um den Verkehr zu entschleunigen, lehnten die Planer ab. Die Herabsetzung des Höchsttempos von 50 auf 30 km/h bringe schon eine Beruhigung; für „Rechts vor Links“ sei der Verkehr zu stark. Ebenfalls nicht möglich sei eine Mittelinsel auf Höhe Viersener Straße: Das würde die Schleppkurve für abbiegende Müllwagen zu eng machen. (bes)