Die Handball-Nationalmannschaft zieht in die Kabine der Kölner Haie, ein Mediencenter für 300 Journalisten entsteht: Die letzten Stunden vor der EM in Köln.
Hinter den KulissenLanxess-Arena baut in nur drei Tagen für Handball-EM in Köln um
Kaum hatten die Kölner Haie nach ihrem Sieg am Sonntag das Eis verlassen, begann in der Lanxess-Arena der Umbau für das nächste Sportereignis. Seitdem wird die Halle Tag und Nacht für die Handball-Europameisterschaft vorbereitet.
„Es gibt keine ruhige Minute mehr“, sagt Pressesprecher Carsten Heling Dienstagmittag am frisch verlegten Spielfeldrand. Denn Köln ist gemeinsam mit Hamburg Austragungsort der Hauptrunde, außerdem findet in Köln die Finalrunde statt. Hier erlebte die Handball-Nationalmannschaft 2007 vor 19.000 Besuchern in der ausverkauften Lanxess-Arena mit dem WM-Sieg ihr Wintermärchen.
Handball-Boden wird auf Haie-Eis verlegt
Bis die deutschen Handballer versuchen können, sich auch 2024 wieder an die Spitze zu spielen, gibt es in Köln noch einiges zu tun. Neben Heling verkleben Facharbeiter im Akkord den Sportbodenbelag „Gerflor“ einer Troisdorfer Firma, mit der der Deutsche Handball Bund (DHB) kooperiert. Darunter liegt ein Schwingboden – und darunter sogar noch das Hockey-Eis der Haie, das auch für Konzerte nicht abgetaut wird.
Alles zum Thema Lanxess Arena
- Sechs von neun Heimspielen verloren Heimschwäche hält an – Haie verlieren vor vollen Rängen 2:5 gegen Ingolstadt
- 50.000 Fans in fünf Tagen Die Kölner Haie bleiben ein Zuschauermagnet
- Vorverkauf gestartet Ben Zucker singt 2026 in der Lanxess-Arena
- Casino und Hochhaus waren schon geplant Stadt will Grundstück am Ottoplatz erneut vermarkten
- Kult-Band der 1990er Jamiroquai tritt nach sechs Jahren wieder in Köln auf
- „Elfter im Elften“ in der Arena Räuber-Sänger überrascht im Bärenfell – Kasalla-Gitarrist fällt mit Rückenproblemen aus
- Auszeichnung der Kölschen Funkentöter Lanxess-Arena-Chef Stefan Löcher wird zum Ehrenbrandmeister ernannt
Über den Zuschauerrängen hängen bereits die Flaggen der an der EM teilnehmenden Länder. „Das ist immer ein ganz großes Politikum, wie herum man Fahnen aufhängen darf“, sagt Heling und kontrolliert noch einmal die Details. „Für uns ist das auch nicht so selbstredend, mal eben nebenher umzubauen“, sagt Geschäftsführer Stefan Löcher. „Die EM ist für Köln etwas ganz Besonderes, alle blicken auf uns.“
In den Gängen um das Herzstück der Arena herum ist man noch nicht so weit wie auf dem Feld. Von der Decke hängen noch Luftballons der Lachenden Kölnarena, unter ihnen holten sich erst Samstag noch die Karnevalisten ihre Pittermännchen von der Theke, und an der Wand lehnt eine Taktiktafel, auf der die Haie taktische Details visualisieren – ein Mix aus Kulissen und Utensilien, die die Arena und die Stadt ausmachen.
Während Heling durch die Gänge der Katakomben führt, bauen Arbeiter Scheinwerfer und Werbewände auf. Auf einer Strecke halb um das Spielfeld herum können hier zahlreiche Spieler gleichzeitig interviewt werden. Und in Lagerräumen wird Teppichboden ausgerollt, damit ein Mediencenter für 300 Journalistinnen und Journalisten samt Catering einziehen kann.
Deutsche Nationalmannschaft zieht in Kabine der Kölner Haie
Am Mittwochnachmittag muss die Lanxess-Arena bereit für die EM sein. Um 14 Uhr kommt die Nationalmannschaft am Bahnhof in Köln an. Sprecher Heling ist zuversichtlich, was den Zeitplan angeht. Im Umbauen ist das Arena-Team schließlich geübt. Den Umbau von einem Eishockey-Spiel auf ein Konzert schaffen die Mitarbeitenden zum Beispiel in acht Stunden über Nacht. Einen Teil der Arbeiten führt die Arena in Eigenregie durch, einiges muss aber auch an externe Dienstleister vergeben werden.
Ab Donnerstag finden dann Handball-Spiele in Köln statt. Die jeweils besten zwei Mannschaften aus den Gruppen A, B und C kämpfen dann um den Einzug ins Halbfinale. Da Deutschland sich die Teilnahme an der Hauptrunde schon sichern konnte, hat der DHB in Köln schon eine Umkleidekabine nur für die deutsche Mannschaft gestaltet.
Die Nationalspieler werden in die Kabine der Kölner Haie einziehen. Ihre Plätze und Kleiderhaken sind bereits umnummeriert. Angeschlossen sind Duschen, ein Fitnessbereich, Physioraum, Spinde, eine Küche und eine Trainerkabine. Den Luxus hat nur die Mannschaft des austragenden Landes, für alle anderen stehen insgesamt vier weitere Umkleiden bereit.
Am Ende des Spielerbereichs mit den Kabinen geht Heling durch mehrere Türen, die den Zuschauern gewöhnlich verschlossen bleiben, und führt zum Nabel der Arena-Unterwelt nach draußen. Mitarbeiter steuern Ameisen und Gabelstapler vorsichtig um ihn herum. Durch ein riesiges Tor werden Deko, Technik, Blumen und Lebensmittel angeliefert. Und hier kommen auch die Busse der Nationalteams an. „Im Prinzip haben wir hier eine kleine Stadt gebaut in den letzten paar Tagen und all das kommt über dieses Tor an“, sagt Heling. Das vielleicht wichtigste Stück der EM war auch schon dabei: Die goldene Trophäe wartet in einer Loge hoch über dem Spielfeld auf den diesjährigen Handball-Europameister.