Infografik

Europawahl 2024
In welchen Stadtteilen die AfD am stärksten ist – und wovon sie profitierte

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Die Bildkombo zeigt eine Regressionsanalyse zum Abschneiden der AfD und der jeweiligen Wahlbeteiligung in den Kölner Stadtvierteln bei der Europawahl 2024 über einem Bild von Wahlunterlagen.

Die AfD konnte bei der Europawahl 2024 in Köln besonders dort gut abschneiden, wo die Wahlbeteiligung gering war.

In einigen Stadtteilen in Köln holt die AfD bei der Europawahl besonders viele Stimmen. In einem wird die Partei sogar stärkste Kraft. 

Drei ostdeutsche Bundesländer wählen im Herbst neue Landtage. Die in Teilen rechtsextreme AfD hofft auf viele Wählerstimmen – und dürfte nach der Europawahl am vergangenen Sonntag neues Selbstbewusstsein für den Wahlsommer gesammelt haben: Im Osten ist sie stärkste Kraft geworden, bundesweit hat die AfD bei dieser Europawahl deutlich zugelegt – ein Trend, der sich in Maßen auch in Köln widerspiegelt.

Stadtweit ist die AfD bei der Europawahl 2024 mit einem Ergebnis von 7,3 Prozent viertstärkste Kraft geworden. Die AfD schnitt damit in Köln zwar viel schlechter als im Bund ab, wo sie 15,9 Prozent holte.

Europawahl 2024: AfD wird in Köln viertstärkste Kraft

Dennoch: Im Vergleich zur vorherigen Europawahl im Jahr 2019 ist das ein Zuwachs von 1,1 Prozentpunkten. Stärker verbesserten in Köln nur die Kleinparteien Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und Volt ihr Ergebnis, von denen erstere bei der Wahl 2019 noch nicht angetreten war. 

Europawahl in Köln: Die meisten Stimmen holt die AfD in Chorweiler

Je nach Stadtteil schnitt die AfD jedoch unterschiedlich stark ab. Die meisten Stimmen holte die Partei in Chorweiler, dort machten 23,8 Prozent der Wählerinnen und Wähler ihr Kreuz bei der AfD. Die wenigsten Stimmen holte die Partei im Stadtteil Neustadt/Süd – hier erzielte die AfD nur 2,6 Prozent aller Stimmen.

Auffällig ist, dass die AfD besonders dort gut abschneidet, wo die Wahlbeteiligung bei der Europawahl 2024 niedrig war. So verzeichnete der Stadtteil Chorweiler nicht nur das höchste Ergebnis für die AfD, sondern auch stadtweit die niedrigste Wahlbeteiligung. Lediglich 32,5 Prozent der Menschen machten dort von ihrem Wahlrecht Gebrauch.

AfD profitiert in Köln von geringer Wahlbeteiligung

Dass der Stimmenanteil der AfD umgekehrt mit der Wahlbeteiligung korreliert, zeigt die Trendlinie in untenstehender Grafik: Mittels einer Regressionsanalyse  – ein statistisches Verfahren, um den Zusammenhang zweier Variablen zu berechnen – haben wir den Stimmanteil der AfD mit der jeweiligen Wahlbeteiligung in jedem der 86 Kölner Stadtteile verglichen.

Die Ergebnisse sind in einer sogenannten Scatterplot-Grafik dargestellt, in der sich Muster und Trends ablesen lassen. Die Trendlinie, die in diesem Fall von links oben nach rechts unten verläuft, zeigt: je niedriger die Wahlbeteiligung, desto besser hat die AfD abgeschnitten – so zum Beispiel in Chorweiler, wo mit 32,5 Prozent die stadtweit geringste Wahlbeteiligung sowie mit 23,8 Prozent auch das beste Ergebnis für die AfD verzeichnet wurde.

Stefan Marschall, Professor für Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, sagt dazu: „Die AfD ist häufig dort stark, wo es ein niedriges Einkommens- und Bildungsniveau und eine hohe Arbeitslosigkeit gibt.“

Grüne punkten bei Europawahl in Köln in Stadtteilen mit hoher Wahlbeteiligung

Genau umgekehrt sieht das Verhältnis übrigens bei den Grünen aus: Bei der Europawahl 2024 in Köln schneidet die Partei dort besonders stark ab, wo auch die Wahlbeteiligung hoch ist.

Auch diese Ergebnisse haben wir mittels einer Regressionsanalyse visualisiert. Hier verläuft die Trendlinie von links unten nach rechts oben. Das bedeutet: je höher die Wahlbeteiligung in einem Stadtteil, desto besser schnitten die Grünen ab.

Was sich aus der Analyse nicht ableiten lässt, sind die Hintergründe: Offen bleibt also, ob die AfD gerade dort besonders stark ist, wo viele Menschen sich entscheiden, von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch zu machen oder ob es den anderen Parteien eben dort nicht gelang, ihre Wählerinnen und Wähler zur Wahl zu motivieren.

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