Die Wohnungen von vier Männern zwischen 22 und 26 Jahren wurden wegen Verstößen gegen das Waffengesetz durchsucht. Festnahmen gab es aber nicht.
Explosionen und GeiselnahmenSEK durchsucht erneut vier Kölner Wohnungen in Ermittlungen zum Drogenkrieg
Erneut haben Spezial-Einsatzkräfte der Polizei am frühen Donnerstagmorgen mehrere Wohnungen in Köln im Ermittlungskomplex rund um den Drogenkrieg und die Sprengstoffanschläge in Nordrhein-Westfalen untersucht. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilen, haben Polizisten per Durchsuchungsbefehl die Wohnungen von vier Männern im Alter zwischen 22 und 26 Jahren wegen Verstößen gegen das Waffengesetz durchsucht.
Sie werden verdächtigt, Schusswaffen besessen zu haben, die in dem Ermittlungskomplex bereits sichergestellt worden sind. In einem Fall geht es um eine Waffe, die bei der Geiselnahme und der Folter eines Clan-Mitglieds aus Bochum und seiner Cousine in einer Villa in Rodenkirchen im Juli zum Einsatz gekommen sein soll. Die Waffe soll auf einem Video zu erkennen sein, das die Folter zeigt.
Warten auf Auslieferung von Kalker Drogenboss
In den drei anderen Fällen geht es um Waffen, die bei anderen Durchsuchungen in dem Tatkomplex sichergestellt worden sind. Spurenuntersuchungen hätten die Ermittler auf die Verdächtigen gebracht, so Oberstaatsanwalt Bremer.
Die Einsatzkräfte stellten eine Schreckschusspistole, einen fünfstelligen Geldbetrag und mehrere Mobiltelefone sicher. Belege dafür, dass es eine Verbindung zwischen den Verdächtigen oder zur Kalker Drogenbande, die mittlerweile in den Fokus der Ermittlungen gerückt ist, gebe es nicht. Auch Haftbefehle wurden nicht vollstreckt, so die Ermittlungsbehörden.
Bei einer der Durchsuchungen in Humboldt-Gremberg leistete ein Familienangehöriger einer der Verdächtigen Widerstand, so Polizei und Staatsanwaltschaft. Rettungskräfte brachten ihn mit leichten Verletzungen in eine Klinik.
Rund 80 Ermittler arbeiten in vier Ermittlungsgruppen an dem Komplex. Hintergrund der Explosionsserie sind Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden. Im Zentrum der Ermittlungen steht der Kalker Drogenboss Samir A. (Name geändert). Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll er die Fäden in der brutalen Auseinandersetzung gezogen haben, die mit dem Diebstahl von 350 Kilogramm Cannabis aus einer Halle in Hürth ihren Anfang genommen hatte. Ein niederländisches Drogenkartell, von der der Stoff ursprünglich stammte, soll er zur Unterstützung angeheuert haben, um die Drogen wiederzuerlangen.
Auf der Suche nach den verschwundenen Drogen folgte am 4. Juli die Entführung eines Mannes und einer Frau in Bochum. Ihre Entführer folterten sie in einer Villa in Rodenkirchen. Tags darauf befreite ein Spezialeinsatzkommando der Polizei die Gefangenen und nahm ihre Wächter fest.
Es folgten mehr als ein Dutzend Sprengstoffanschläge vor Geschäften und Wohnungen unter anderem in Köln, Düsseldorf und Duisburg. Von der Machart her ähnelten die selbstgebastelten Sprengsätze jenen Modellen, die auch die Drogennetzwerke in den Niederlanden benutzen, um Rivalen einzuschüchtern oder Geld einzutreiben.
16 Personen hat die Polizei mittlerweile inhaftiert. Im Oktober wurde auch Samir A. auf dem französischen Flughafen Paris-Orly festgesetzt. Derzeit läuft noch das Auslieferungsverfahren. Der 22-Jährige geht juristisch gegen die Auslieferung vor. Ein Gericht in Frankreich wird sich nun mit dem Auslieferungsantrag der Staatsanwaltschaft befassen und eine Entscheidung treffen. „Wann dieses Verfahren abgeschlossen sein wird, ist noch nicht einzuschätzen“, sagte Oberstaatsanwalt Bremer.