„Figurentheater Köln“Kölner Puppenspieler gewinnt renommierten Wettbewerb
Wer strahlt mehr? Das fröhliche Krokodil oder Andreas Blaschke? Diesmal ist es der Mann hinter der Bühne. Der 55 Jahre alte Kölner Berufspuppenspieler ist der Gewinner des renommierten Hohnsteiner Kasperwettbewerbs. Der vom Traditionsverein „Hohnsteiner Kasper“ ausgelobte Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Als Blaschke in einer Theaterzeitschrift den Aufruf „Weck den Kasper in dir“ las, war er hellwach und bewarb sich mit dem Stück „Hexerei im Zauberwald“.
Hohnsteiner-Bühne in Köln
In diesen Tagen wird in der Stadt Hohenstein in Sachsen Jubiläum gefeiert. Der Puppenspieler Max Jacob gründete vor 100 Jahren die Hohnsteiner Puppenspiele. Es gab später mehrere Hohnsteiner-Bühnen in Deutschland. Eine davon führte Friedrich Arndt. Er drehte in Köln ab 1964 die ersten Kasperfilme. Im Kinderfernsehen des WDR gab es Serien wie „Kasper und René“ oder Märchenraten mit Kasper und René“. Protagonisten waren der Schauspieler Peter René Körner und der Hohnsteiner Kasper. (mos)
Die siebenköpfige Jury, die sich einstimmig für den Kölner entschied, hob vor allem dessen „ausgefeilte Spielkunst, treffliche Puppenführung und Stimmenvielfalt“ hervor. „Die Idee zur Hexerei basiert auf einem traditionellen Stück der Bühne von Friedrich Arndt“, sagt der Preisträger. Das Original mit dem Titel „Die neugierige Prinzessin“ hat er ganz bewusst als Inspiration gewählt. „In dem Wettbewerb geht es auch darum, eine Verknüpfung zwischen modernem Puppenspiel und traditioneller Spielweise zu zeigen.“
Premiere des Stücks im Oktober
Neugierig ist die Prinzessin auch bei Blaschke. Sie geht trotz eindringlicher Warnungen alleine in den Märchenwald, um die dort lebende Hexe zu treffen. Leider ist mit der nicht gut Kaffeetrinken. Die Dame neigt zum Verzaubern. Was der Hofmarschall bestätigen kann, der sein Amt zeitweise in Gestalt eines Drachens ausüben muss. Doch damit nicht genug. Die Hexe kapert die Prinzessin und sperrt sie ein. Natürlich gelingt es dem Kasper, das erlauchte Mädchen zu befreien.
Wie ihm das glückt, erfahren die Zuschauer bei der Premiere des preisgekrönten Stückes am 3. Oktober im Max-Jacob-Theater in Hohnstein in der Sächsischen Schweiz in Sachsen. Für die Proben in Köln des 45 Minuten langen Stückes, das für Kinder zwischen vier und zehn Jahren geeignet ist, veranschlagt der Puppenspieler etwa vier Wochen.
Berufswunsch seit Kindheitstagen
Andreas Blaschke kam 1986 über ein Volontariat im Hänneschen-Theater zum professionellen Puppenspiel. „Der damalige Spielleiter Gérard Schmidt hat mich gefördert. Puppentheater habe ich schon vorher gespielt.“ Im Alter von fünf Jahren eröffnete Andreas seinen Eltern, dass er Puppenspieler werden wolle. Die lächelten milde und stellten sich auf gängige Jungenwünsche wie Lokomotivführer, Baggerfahrer oder Feuerwehrmann ein. Sohn Andreas blieb hartnäckig bei Puppenspieler. Zu Weihnachten und zum Geburtstag wünschte er sich Karten fürs Hänneschen-Theater. „Schon als Jugendlicher habe ich mir meine ersten Hohnsteiner Puppen gekauft und angefangen vor Publikum zu spielen.“
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Vor etlichen Jahren gründete er dann das „Figurentheater Köln“. Es ist ein reines Tourneetheater. Blaschke verfügt über ein breites Repertoire von Kasper-, Märchen- und Weihnachtsstücken. Er tritt unter anderem in Kindergärten und Schulen, in Jugendzentren und Kirchengemeinden sowie auf Figurentheaterfestivals auf. Mittlerweile kann er auf annähernd 400 Hand- und Stockpuppen, Stab- und Flachfiguren sowie Marionetten zurückgreifen. Dazu kommen sieben mobile Bühnen sowie jede Menge Requisiten und Bühnenbilder.
Während der Fundus und das Textarchiv stetig gewachsen sind, ist die Belegschaft gleichgeblieben. Andreas Blaschke ist Spieler, Regisseur, Manager, Autor, Produzent und Sänger in einer Person. Egal, wie viele Figuren in einem Stück auftauchen, Blaschke ist sein einziger Kollege. Im Spiel kann er alles sein: Mann oder Frau, Junge oder Großmutter, Drache oder König. „Das ist großartig. In welchem Beruf hat man das schon?“ Gelegentlich kehrt er an seine erste Spielstätte zurück und hilft als Puppenspieler im Hänneschen-Theater „Hinger d’r Britz“ aus.