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Homeschooling mit PuppenKinder lernen spielerisch kölsche Sprache

Lesezeit 4 Minuten

Imke Schreiber und Günter Ottemeier mit Puppen.

Köln – Ein kölsches Mädchen zeigt einem Außerirdischen, der mit seinem Raumschiff im Rhein gelandet ist, die Stadt und bringt ihm gleichzeitig die kölsche Sprache bei. Das ist der Ausgangspunkt der Geschichten um „Ara und die Kölsch Bande“, die als kurze Filme – je drei bis fünf Minuten – im Distanz-Unterricht für Kölner Grundschüler eingesetzt werden sollen. Über das Homeschooling können auch die Eltern mitlernen.

„In den Familien wird doch immer weniger Kölsch gesprochen, aber im Lehrplan der Grundschulen ist die Mundart ja irgendwann dran“, weiß Priska Höflich von der Akademie för uns kölsche Sproch, die seit Jahren als Referentin für Heimatkunde Köln-Veranstaltungen für Kinder und Kölsch AGs an Grundschulen vermittelt.

Da derartige Veranstaltungen und Kurse aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht möglich sind, hat sie mit ihrem Team auf der Basis des kölschen Lehrbuchs „Ara und die Kölsch-Bande“ die Filme konzipiert, Puppen gebaut, ein Drehbuch geschrieben und dann abgefilmt. Mit einfacher Sprache werden Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der Stadt kindgerecht und vor allem unterhaltsam vermittelt. Höflich: „Die Pänz sollen doch mit der kölschen Sprache aufwachsen.“ Als Sprecher und für die Puppenführung hat die Kölsch-Akademie die Schauspieler Imke Schreiber und Günter Ottemeier engagiert.

Über 20 Jahre als Puppenspieler

Ottemeier zählt nicht nur seit 1984 als Gründungsmitglied zum Ensemble der Stunksitzung, sondern wirkt als Puppenspieler auch schon mehr als 20 Jahren im preisgekrönten Projekt Nulli & Priesemut mit. Im Fernsehen war er zu sehen als Polizeiobermeister in „Verbotene Liebe“, als Zollbeamter in „Der Fahnder“, als Prinz Karneval in „Bernds Hexe“, als Entführer in der „Die Aldi-Story“ oder als Bruder eines Opfers in der ZDF-Reihe „Aktenzeichen XY ungelöst“. Seine Kollegin Schreiber, zweimalige Kindertheaterpreisträgerin und ausgebildete Theaterpädagogin, ist verheiratet mit Max Schreiber. Der ist Schlagzeuger in der Newcomer-Band Chanterella und hat auch schon mehrfach bei Miljö ausgeholfen, bei denen sein Bruder Nils Schreiber Gitarre und Akkordeon spielt.

Nun spielt sie in der Film-Reihe die kölsche Anni und rettet Ara aus der Verzweiflung, weil sein Raumschiff bei einer Bruchlandung im Rhein „avvgesoffe es“. Dass Anni solch ein gutes Kölsch spricht, hat sie Alice Herrwegen zu verdanken, die die Puppenspieler sprachlich gecoacht hat. Davon profitiert auch Ottemeier, der ursprünglich aus Lippstadt kommt und wegen dieser westfälischen Herkunft bisher in der Stunksitzung nur selten kölsche Rollen spielt. „Durch sein Engagement als Außerirdischer Ara könnte sich das wohl künftig ändern“, glaubt Höflich und lacht. Denn: „Mit Hilfe der kölschen Anni ist Kölsch lernen einfach. Auch für Außerirdische oder Westfalen.“

Durch Maus-Show bekannt

Die beiden Puppen, die den Illustrationen aus dem Lehrbuch entsprechen, hat Tom Haass gebaut, der durch seine Großpuppen für die Maus-Show bekannt wurde. Die musikalische Untermalung der Filmchen hat Friso Lücht komponiert und eingespielt. Schließlich hat der Keyboarder von Köbes Underground schon mehrfach Musik für Filme geschaffen – so auch im Zusammenspiel mit Arno Steffen. Die ersten drei Filme von „Ara und die Kölsch Bande“ sind zu den Themen „Landung en Kölle“, „Liebesschlösser“ und „Kölner Dom“ bereits auf der Internetseite der Kölsch-Akademie veröffentlicht. Die insgesamt neun Filme sollen in den nächsten Wochen nach und nach veröffentlicht werden. Es geht noch in den Zoo und in den Lindenthaler Tierpark, in einen Supermarkt und auf einen Wochenmarkt. Auch die Kölner Geschichte wird untersucht: Kölle unter den Römern, im Mittelalter und in der Neuzeit.

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Weitere Filme sind, so Höflich, derzeit in Planung. „Sich op kölsch unterhalten, einkaufen gehen, sich in der Stadt bewegen und etwas über Köln lernen ist die Motivation, die allen Filmen zugrunde liegt“, sagt Akademie-Sprecher Ralph Convents. „Einfach Kölsch lernen bedeutet auch, keine Angst vor Fehlern zu haben. Es geht ums losschwade“. Da sei es auch egal, dass einige Kölschexperten angesichts der Schreibweise in dem auf die Filme folgenden Vokabeltrainer (so hügg für heute anstelle des geläufigeren hück) den Kopf schütteln. Höflich: „Die Pänz müssen doch nicht perfekt kölsch schreiben können. Aber sie sollen mit Spaß und Freude kölsch sprechen und singen.“