Köln – Trotz vier Wochen Dreharbeiten in Antwerpen blieb ihr nicht viel Zeit, um die Stadt richtig zu erkunden. „Wegen einiger Knutschszenen musste ich ja allein zwei Wochen davon in Quarantäne“, sagt Maike Johanna Reuter (31), die am Sonntag (24. April) in dem ZDF-Film „Ein Sommer in Antwerpen“ in ihrer ersten großen Fernsehrolle zu sehen ist. Die belgische Hafenstadt habe ihr schon sehr gut gefallen und man habe an vielen schönen Orten gedreht. „Coronabedingt war die Stadt ja ziemlich leer. Oftmals liefen immer die gleichen Komparsen durch den Hintergrund“, erinnert sie sich. Doch da mit Dries de Sutter einer der Darsteller-Kollegen selbst aus Antwerpen stammt, „machte das die ganze Geschichte schon ein wenig authentischer. In den freien Zeiten ist er mit seinem Hund und mir spazieren gegangen und hat mir viel von seiner Heimatstadt gezeigt.“
„Köln ist für mich Heimat“
Die in Bergisch Gladbach geborene und aufgewachsene Schauspielerin („Schon als Kind hat mich dieser Beruf fasziniert. Ausgebildet wurde ich von 2006 bis 2008 am Kölner Comedia-Theater, das Diplom folgte dann an der Hochschule für Musik und Theater Rostock“) lebt nach Zwischenstationen in Bochum, Rostock und im englischen Seebad Brighton nun in Nippes. „Hier ist für mich Heimat. Köln hat die perfekte Größe und alles, was man sich von einer Großstadt wünscht“, betont sie beim Gespräch vor der Agneskirche. „Da drinnen habe ich übrigens vor einem Jahr noch in einem Chor gesungen.“ Auch mit dem kölschen Liedgut ist sie vertraut. „Ich komme ja aus einer großen Familie. Das sind alles Lokalpatrioten.“ Und so zählt der Bläck Fööss-Hit „Ming eetste Fründin“ schon seit vielen Jahren zu ihren Lieblingstiteln: „Das Lied berührt mich.“ Die Fööss hat sie sogar kürzlich noch live gesehen – Ostersonntag bei deren Autokino-Konzert.
Im Fernsehen hatte sie in der RTL-Serie „Alles was zählt“ angefangen und dort knapp zwei Jahre eine Hauptrolle (Pauline Reusch) gespielt. „So eine Serie ist die beste Schule und für so manch einen auch ein Karriere-Sprungbrett. Da kann man viel lernen und vor allem auch viel ausprobieren. Man lernt auch, im Team zu arbeiten.“ Neben Episoden-Rollen in „Rentnercops“, „Soko Köln“ und „Einstein“ wirkte Reuter in einigen Kinofilmen mit – so in „Der 8. Kontinent“ und in „Kahlschlag“, der mit dem Förderpreis „Neues Deutsches Kino“ ausgezeichnet wurde.
In Köln stand sie zuletzt im Theater im Bauturm im Zwei-Frauen-Stück „Frankenstein“ auf der Bühne. „Meine Mutter meint immer, ich sollte doch auch mal in der Scala mitspielen. Vielleicht mache ich das ja auch mal für eine Zeit“, sagt Reuter. „Dabei klingt mein Kölsch manchmal ein wenig in Richtung Öcher Platt. Mein Vater stammt aus Eschweiler, meine Mutter aus Düren.“ Um die Mundart besser hinzukriegen, plant sie einen Kurs an der Kölsch-Akademie. Das dürfte ihr nicht allzu schwerfallen, denn sie spricht bereits englisch, französisch, spanisch und norwegisch.
Was bei der Schauspielerin in den nächsten Wochen und Monaten ansteht? „Das ist alles noch recht vage. Einiges habe ich durchaus in Aussicht. Aber wie das so ist in diesem Geschäft: Noch darf ich nicht darüber reden.“ Doch sie freut sich auf die TV-Ausstrahlung von „Ein Sommer in Antwerpen“ am Sonntag. „Alle meine Freunde und Verwandten sind schon aufgeregt. Schließlich habe ich da schon eine richtig große Rolle und so ein Film ist auch eine Herausforderung.“ Beworben hatte sie sich dafür nicht. „Ich bin eines Freitags angerufen und angefragt worden. Montag habe ich dann zugesagt.“
ZDF-Film mit Nicole Heesters
Bei einem Besuch in Hamburg („Da haben wir einige Passagen aus dem Drehbuch gelesen und vieles besprochen“) hatte sie dann die Regisseurin Ulrike Hamacher und ihre Film-Kollegin Nicole Heesters, eine Tochter aus der ersten Ehe von Johannes „Jopie“ Heesters, kennengelernt. „Die ist noch so fit und steckt uns mit ihren 83 Jahren noch alle in die Tasche“, schwärmt Reuter. „Sie ist sehr präsent, richtig witzig und unfassbar professionell. Und dazu auch wie eine liebe Oma – genau wie in dem Film.“
Reuter spielt die Modedesignerin Caro, die ihren Mann Johann (Helgi Schmid) zu einem Geschäftstermin in die belgische Hafenstadt begleitet. Mit auf die Reise geht Großmutter Magda (Heesters), für die Caro als Überraschung deren Jugendfreundin ausfindig gemacht haben will. Doch an deren angeblicher Adresse trifft sie auf den Stadtführer Mathis (de Sutter), der ihr Liebesleben erheblich durcheinanderbringt. „Beide Männer, beide Lebensentwürfe sind reizvoll“, so Reuter. „Und genau deswegen ist dieser Film auch besonders, weil er nicht vorhersehbar ist.“
„Ein Sommer in Antwerpen“ wird an diesem Sonntag (25. April) um 20.15 Uhr in der Reihe „Herzkino“ im ZDF ausgestrahlt. In der Mediathek ist der Film bereits jetzt zu sehen.