In unserer Serie „Köln früher und heute“ stellen wir wichtige Bauwerke, Plätze und Siedlungen in Köln vor. Diesmal: die Kölner Flora.
Köln früher und heuteWie die Göttinnen-Statue aus der Kölner Flora verschwand
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Im Freundeskreises des Botanischer Garten gibt es erste Überlegungen, den historischen Flora-Tempel wieder aufzubauen.
Copyright: Arton Krasniqi
Im vergangenen Jahr keimte noch einmal Hoffnung auf, die Namensgeberin der Kölner Flora könnte doch noch an ihren angestammten Platz zurückkehren. Auf einer Kunstauktion im US-Bundesstaat Massachusetts wurde eine Marmorfigur angeboten, die identisch mit der Skulptur zu sein schien, die nach dem Zweiten Weltkrieg spurlos verschwunden war.

Eine historische Darstellung der Kölner Flora, ca. 1870: Die Kaskade wurde einst von einem Brunnen und einem Tempel mit der Flora-Figur eingefasst.
Copyright: Sammlung Joachim Brokmeier
Die Flora feierte 1864 Eröffnung. Mitten in einem „Botanischen Zier- und Lustgarten“ stand ein Glaspalast, in dem sich die Kölner High Society amüsierte. Getragen wurde die Flora von einer Aktiengesellschaft. Wer nicht Anteilseigner war, musste horrende Eintrittsgebühren bezahlen, um die Schönheiten der Anlage bestaunen zu dürfen. Selbst die Mittelklasse konnte sich das Vergnügen nicht leisten.
Göttin Flora, ein eleganter Blickfang in der Kölner Flora
Gartenkünstler Peter Joseph Lenné hatte die Flora als historistische Parkanlage gestaltet. Die Partie in der südlichen Querachse des Glaspalasts widmete er der italienischen Renaissance. Hier plätscherte das Wasser über sechs Stufen eine Kaskade hinab, gesäumt von Laubengängen aus halbrund geschnittenen Hainbuchen. Den Anfangspunkt der Achse bildete auf der Terrasse des Festgebäudes ein Wasserbecken mit einem Jüngling, der auf einer reich verzierten Mittelkonsole eine Pflanzschale auf dem Kopf trägt.
Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein weißer Tempel mit der lebensgroßen Göttin Flora aus Carrara-Marmor, gefertigt nach antikem Vorbild von dem Kölner Bildhauer Anton Werres. Es war ein eleganter Blickfang (Point de Vue), den der Bankier und Mäzen Abraham Oppenheim hier gestiftet hatte.
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Die Figur der Göttin Flora ist bis heute verschollen, es gibt aber Pläne, den Tempel mit der Figur nachzubilden.
Copyright: Sammlung Joachim Brokmeier
Doch wo sich die Schönheit heute befindet und ob sie überhaupt noch existiert, ist nach wie vor unklar. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flora-Tempel abgerissen, obwohl nur das Dach beschädigt war. Seitdem ist auch das Schicksal der Göttin ungewiss. „Wir wüssten gern, wo sie abgeblieben ist“, sagt Gerd Bermbach, Geschäftsführer des Freundeskreises Botanischer Garten. Die in den USA angebotene Flora entpuppte sich jedenfalls als sehr ähnliche, aber nicht dieselbe Figur. Beide Kunstwerke unterschieden sich in Details, vor allem aber in der Größe. Die anfängliche Euphorie verpuffte.
Überlegungen für Wiederaufbau des Tempels in der Flora
Gerd Bermbach ist Landschaftsarchitekt. Sein Büro war in den 1980er Jahren maßgeblich an der Restaurierung der Flora nach historischem Vorbild beteiligt. Auch die marode Kaskade erlebte eine Wiederauferstehung. Nur für einen Nachfolger des Flora-Tempels fehlte damals das Geld – es blieb bei einem runden Fundament und einem Postament für die Göttinnen-Figur.
Doch nun gebe es im Freundeskreis erste Überlegungen für einen Wiederaufbau des Tempels, berichtet Gerd Bermbach: „Die Frage ist, ob es eine moderne Interpretation werden soll oder ein historisierender Wiederaufbau des ursprünglichen Zustands.“ Auf jeden Fall wäre damit ein fehlendes Puzzleteil von großer Bedeutung ergänzt. Auch die Figur der Flora müsste nachgebildet werden, so Bermbach.
Dass das Original auftaucht, glaube er jedenfalls nicht mehr. Pläne für einen Nachbau der Brunnenanlage auf der Terrasse gebe es hingegen nicht. Auch sie war im Krieg beschädigt beziehungsweise kurz danach entfernt worden – in einer Zeit, in der die Architektur des 19. Jahrhunderts wenig Freunde hatte.