In unserer Serie „Köln früher und heute“ stellen wir wichtige Kölner Bauwerke, Plätze und Siedlungen vor. Diesmal: Die „Blücher-Ecke“.
Köln früher und heuteWie sich die „Blücher-Ecke“ in Nippes verändert hat
Zunächst zum lustigen Fauxpas auf der alten Postkarte. Es fällt nicht gleich auf, aber die elektrische Straßenbahn nutzt hier gleich beide Gleise – sie fährt genau in der Mitte. Vielleicht musste sie einfach nur dem entgegenkommenden Pferdefuhrwerk ausweichen, wer weiß. Nippes-Historiker Reinhold Kruse stellt jedenfalls fest: „Hier hat wohl der Retuscheur der Karte einen kleinen Fehler gemacht.“
Dargestellt ist die Kreuzung von Neusser Straße und Blücherstraße in Nippes. Die freiheitsliebende Straßenbahn wird in Kürze das Eckhaus erreichen, das Johann Schmitz 1903 errichten ließ. Ungefähr in dieser Zeit entstand in der Nähe auch der Leipziger Platz. Schmitz muss ein glühender Verehrer Gebhard Leberecht von Blüchers gewesen sein, nannte er seine Immobilie doch nicht nur „Blücher-Ecke“, sondern schmückte die Fassade obendrein mit einer Statue des preußischen Generalfeldmarschalls.
Die Fassade der Blücher-Ecke wurde vor Kurzem aufwändig gestrichen
Sie fand ihren Platz in einer halbrunden Nische, die eingerahmt wird von einem imposanten Schmuckrelief. Blickfang sind zwei Löwen, die das Preußenwappen halten sowie einen Helm mit Federschmuck und Preußen-Adler.
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Kürzlich erst ließen die Eigentümer die Fassade aufwändig streichen und Schäden ausbessern. „Uns war es wichtig, das alles zu erhalten“, sagen Gabriele Schmitt und Antje Casaretto von der Eigentümergemeinschaft: „Es geht darum, etwas Schönes zu erhalten.“ Auch das Treppenhaus ist noch immer eine Schönheit und beweist, dass Schmitz nicht unbedingt sparen musste.
Das Eckhaus befindet sich in gutem Zustand, allerdings ist die Blücher-Statue nicht mehr vorhanden. Wann sie verschwand, kann heute niemand mehr mit Bestimmtheit sagen. „Ich denke, sie ist dem Krieg zum Opfer gefallen“, sagt Gabriele Schmitt. Jedenfalls sei sie schon nicht mehr da gewesen, als das Haus im Jahr 2000 grundsaniert wurde.
Wann die Blücher-Statue verschwand, kann heute niemand genau sagen
Nur noch der Name „Blücher“ und das Schmuckrelief sind übriggeblieben. Ansonsten lobt Reinhold Kruse das Erscheinungsbild des Eckhauses in den höchsten Tönen. Viele einst so hübsche Gründerzeithäuser seien nach 1945 unschön verklinkert worden. Umso dankbarer sei er, dass es der „Blücher-Ecke“ anders erging: „Die Besitzer haben sich um das Nippeser Stadtbild verdient gemacht.“
Auffällig an der Karte sei neben der „entgleisten“ Straßenbahn auch die Beschriftung, sagt der Nippes-Experte. Auf der Originalkarte von 1910 hätte niemals „Neusserstraße“ und „Köln-Nippes“ gestanden. Die offizielle Schreibweise damals hätte nur „Neußer Straße“ und „Cöln-Nippes“ zugelassen. Deshalb handele es sich wohl um einen späteren, neu betexteten Nachdruck.
Kruse hat auch recherchiert, wie es mit dem Ladenlokal weiterging. 1929 bis in die 1950-er Jahre sei die Cornelius Stüßgen AG mit einer Kolonialwarenhandlung vertreten gewesen. „Danach zog eine Parfümerie und eine Wäscheannahmestelle ein.“ Heute ist unter der verwaisten Blücher-Nische ein Restaurant zu finden.