Köln – An diesem Bild hätte der für sein Blau weltberühmt gewordene Künstler Yves Klein seine ungetrübte Freude gehabt. Strahlend tiefblauer Himmel über einem blühenden Rapsfeld. Was in dieser Reinheit zu normalen Zeiten nur in extrem ländlichen Gebieten wie der dänischen Ostseeinsel Bornholm zu sehen ist, ist allerdings in Köln entstanden. Heute ist das Foto Geschichte.
Am 23. April 2020 zeigte sich der Himmel über Kölle komplett streifenfrei. Die Stadt hatte gerade mit viel Glück die Karnevalssession weitestgehend Corona-frei überstanden, die Pandemie nahm gerade Fahrt auf: Es gab 2207 Infizierte in Köln, 1831 Genesene und 72 Gestorbene. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ titelte, dass die Maskenpflicht in NRW ab dem nächsten Montag eingeführt würde.
Unter dem Foto stand folgender Text: „Die Rapsblüte am Weißer Bogen, ganz im Süden der Stadt, ist in diesem so seltsamen Frühjahr besonders schön. Das liegt allerdings weniger am Raps als am Himmel. Denn der erstrahlt seit Wochen im herrlichsten Blau. Makellos wie ein monochromes Kunstwerk von Yves Klein. Das kräftige Azur, das wir so höchstens vom offenen Mittelmeer kennen, ist nicht getrübt vom Smog der sonst typischen Großstadt-Dunstglocke.
Kölner Himmel wie nach dem Frühjahrsputz
Und es ist, oh Wunder, – wie die häuslichen Fenster nach einem ordentlichen Frühjahrsputz – absolut streifenfrei. Denn wo sonst die zahllosen Flugzeuge, die hoch oben ihren unsichtbaren Routen folgen, ihr unbeständiges Bild ins Blau des Firmaments malen, ist – nichts. Rein gar nichts. Außer blau. Das gab es so seit Jahrzehnten nicht mehr, und das wird es nach dem Ende der Krise wohl so auch nicht wieder geben. Selbst wenn Luftfahrtexperten glauben, dass die Zeit der uneingeschränkten Vielfliegerei nach Corona beendet sein wird. Und auch nächtens lohnt es sich, einen Blick nach oben zu riskieren, strahlt der Sternenhimmel über Köln in ebenfalls ungewohnter Klarheit. Da macht der Spaziergang zu zweit gleich doppelt Spaß. Das Virus hat – ganz offensichtlich – auch gute Seiten."
Wie sehr sich die Luftfahrtexperten getäuscht haben, zeigen in diesen Sommerferien nicht nur die langen Warteschlangen der Reisewilligen am Konrad-Adenauer-Flughafen, sondern auch der Kölner Himmel: die Luft ist diesiger, der Dunst ist zurück, und der Himmel wieder voller Streifen.