Selbst Zierkirschen zeigen in Köln schon ihre ersten Blüten. Studien zeigen, dass viele Pflanzen immer früher im Jahr blühen.
Frühling in KölnWas die frühe Blüte mit dem Klimawandel zu tun hat
Schneeglöckchen, Krokusse, Osterglocken – dass sie zurzeit in Köln blühen, fügt sich alles in allem ins gewohnte Bild. Doch dass auch Zierkirschen bereits Blüten zeigen, scheint etwas Besonderes zu sein. Hat es mit dem Klimawandel zu tun? Klar ist, dass der Januar trotz zeitweise winterlicher Witterung milder als in anderen Jahren ausgefallen ist.
Und schon jetzt ist abzusehen, das der Februar höchstwahrscheinlich der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland wird. Da es aber immer mal wieder mildere Winter gegeben hat, könnte man es zunächst als „normal“ verbuchen, wenn Blumen, Bäume und Sträucher früher als sonst blühen.
Der Frühling zeigt sich in den vergangenen Jahren immer früher
Der Klimaatlas Nordrhein-Westfalen, mit dem das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) umfangreiche Informationen zur Verfügung stellt, gibt genaueren Aufschluss. Verschiedene Indikatoren zeigten im Langzeit-Vergleich, dass sich der Klimawandel nicht nur sichtbar, sondern auch messbar bemerkbar mache, sagt Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann.
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Der mittlere Beginn der sogenannten phänologischen Jahreszeiten, die durch Beobachtungen aus der Natur bestimmt werden, hat sich deutlich geändert, wie die Auswertung der statistischen Daten zeigt. So hat sich im Vergleich zur ersten verfügbaren Klimanormalperiode (1951-1980) der Beginn des Frühlings vom 23. Februar auf den 4. Februar (1993-2022) verschoben, also um nicht weniger als 19 Tage. Der früheste phänologische Frühlingsbeginn ist nach dieser Statistik im Jahr 2018 aufgetreten, nämlich am 14. Januar.
Je eher Obstbäume blühen, desto größer die Gefahr, dass sie von Frost angegriffen werden
Als weiteren von mehreren Indikatoren, dass der Frühling wegen des Klimawandels immer früher beginnt, verweist Deitermann auf die Angaben des Klimaatlas zur Apfelblüte. In der Periode 1993-2022 fing sie durchschnittlich am 22. April an; im Vergleich mit der ersten verfügbaren Klimanormalperiode hat sich der Beginn demnach um zwölf Tage nach vorne verschoben.
In dem Zusammenhang macht Deitermann auf ein Problem aufmerksam, dass diese Folge des Klimawandels für die Landwirte mit sich bringt: Je eher die Blüte von Obstbäumen beginnt, umso größer ist die Gefahr, dass sie von Frost zerstört wird. Die Folge sind Ernteausfälle, die auch Weinbauern zu schaffen machen. Überdies führen die früher vorkommenden wärmeren Temperaturen dazu, dass sich Schädlinge besser vermehren können.
Bäume blühen 15 Tage früher, Haselsträucher 17 Tage
Dass die Zierkirschen in Köln schon blühen, ist also mehr als ein Phänomen, wie es hin und wieder vorkommt; vielmehr fügt es sich in einen langfristigen Trend ein. Dazu passen die Ergebnisse der Studie eines Forschungsteams der Universität Cambridge, die Daten zum Blühbeginn von rund 400 Pflanzenarten analysierten, im Wesentlichen erhoben für den Zeitraum 1952 bis 2019.
Der Befund: Die sogenannten krautigen Pflanzen, zu denen viele Blumen zählen, blühten im Teil-Zeitraum nach 1986 im Schnitt 31,5 Tage früher als zuvor, die Baumblüte begann im Mittel 15 Tage früher und die der Sträucher zehn Tage. Aufgezeigt werden konnte, dass der Blühbeginn in einer deutlichen Wechselbeziehung damit stand, wie sich die Maximaltemperaturen im Zeitraum Januar bis April von 1952 bis 2019 entwickelt hatten.
Für Deutschland hat der Deutsche Wetterdienst die im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Vegetationsphasen der Pflanzen untersucht und dabei die Zeiträume 1961 bis 1990 sowie 1991 bis 2020 einander gegenübergestellt. Der Vergleich hat unter anderem ergeben, dass Haselsträucher 17 Tage früher zu blühen beginnen, Forsythien elf und Apfelbäume zwölf Tage eher.
Auch Biologen der Universität Jena haben erforscht, welchen Einfluss der Klimawandel auf die Blütezeiten von Pflanzen hat, allerdings nicht nur in Deutschland. Sie werteten die Daten zu mehr als 550 Pflanzenarten von 18 Standorten in Europa und Amerika aus und wiesen nach, dass sich der Klimawandel bei vier von fünf Arten dahingehend auswirkt, dass sie früher blühen. Heraus kam aber auch: Ein Fünftel kommt inzwischen später zur Blüte.