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Gastro-KritikIm Kölner Al Salam bekommt der Gast das ganz große Aromenspektakel serviert

Lesezeit 4 Minuten
19.02.2025 Köln. Gastro-Kolumne „Schmeckts Frau Floß?“ im Restaurant Al Salam. Der Chef heißt Mohammad Nazzal, das Gericht nennt sich Daher Kharouf. Foto: Alexander Schwaiger

Ein Traum aus Tausendundeiner Nacht am Eifel-Platz.

Auch am neuen Standort überzeugt das Kölner Al Salam vor allem mit seiner außergewöhnlichen Küchenleistung.

Das Al Salam ist seit Jahrzehnten eine feste Größe in der Kölner Gastronomie Landschaft. Die Familie Nazzal ist für ihre Liebe zum Detail bekannt. Diese ist in jedem Bereich ihres Lokals deutlich erkennbar: Von der Zusammenstellung der Gerichte über die ambitionierte Cocktailkarte bis zum Interieur. Im vergangenen Jahr wechselte das Al Salam den Standort. Vom trubeligen Zülpicher ging es zum weitaus gelasseneren Eifel-Platz. Das hübsche Ecklokal wurde wochenlang renoviert und in einen modernen Traum aus Tausendundeiner Nacht verwandelt. Elegant mit ein paar gezielten Folklore-Elementen.

Seit dem Umzug und der Neueröffnung wurde das Al Salam ganz schön überrannt. Das Reservierungsbuch war allabendlich pickepacke voll. Bei einem Besuch Ende Dezember merkte man die Anstrengungen der letzten Wochen und schlicht den Personalmangel. Die Qualität des Essens war von dieser Beobachtung ausdrücklich ausgenommen. Mittlerweile ist ein bisschen Ruhe eingekehrt. Eine Tischreservierung ist dennoch empfehlenswert.

Die Portionsgröße überrascht

Das Al Salam serviert nach eigenen Angaben arabische Küche mit modernen Elementen. Die Karte ist unterteilt in kalt, warm, Spezialitäten vom Grill und Süßes. Zusätzlich hat der Gast die Möglichkeiten zwischen zwei Menüs bestehend aus vielen kleineren, kalten und warmen Gerichten zu wählen. Bei meinem ersten Besuch wurde ich von der jeweiligen à la carte-Portionsgröße reichlich überrascht. Ich ging von kleineren Tapas-Tellerchen aus und kam schnell an meine Grenzen. Zwei warme Gerichte waren definitiv zu viel für mich.

19.02.2025 Köln. Gastro-Kolumne „Schmeckts Frau Floß?“ im Restaurant Al Salam. Der Chef heißt Mohammad Nazzal, das Gericht nennt sich Daher Kharouf. Foto: Alexander Schwaiger

Mohammad Nazzal mit seinem Lammkarree.

Die frittierten Weizenschrotkroketten kommen auf einem kleinen Heubett und sehen aus wie stilisierte, hübsche Feigen. Im Schälchen daneben wartet ein enorm cremiges Auberginenpüree mit knackig fruchtigen Granatapfelkernen, vermutlich das Mutabbal Beitinjaan. Die Creme schmeckt herrlich frisch und nussig, nach Zitrone und Sesam. Der Geschmack der Kroketten ist vielschichtig und eindrucksvoll. Zartes Ragout, warme, zimtige Aromen und die körnige Textur des Weizenschrotes ergeben eine ungemein befriedigende Mischung. Rummaniyeh ist ein sämiges Linsengericht mit Aubergine, Zwiebeln, Kreuzkümmel und Sesampaste. Die gehackten Kräuter und Granatapfelkerne bringen Frische in dieses herzhafte Eintopfgericht. Ein Teller mit hohem Suchtfaktor.

Auf allen Tellern liegt auch die Liebe zum Detail

Ähnliches gilt für das Maishuhn nach palästinensischer Art. Das saftig gebratene Fleisch liegt auf einem über und über mit confierten Zwiebelstreifen bestrichenen Fladenbrot, das Taboon Brot. Entsprechend saugt sich der Teig mit dem Sud der süßen Zwiebeln und dem Bratensatz des Hühnchens voll. Mandeln und Pinienkerne sorgen für eine zusätzliche buttrige Note und Biss. Die leicht fruchtige Säure kommt vom Gewürz Sumach. Auch an diesem Teller ist die eingangs bemerkte Liebe zum Detail deutlich ablesbar.

Natürlich kann man nicht ins Al Salam gehen, ohne den Hummus zu probieren. Das feine Kichererbsenpüree wird üppig mit Sesampaste und Zitrone abgeschmeckt. Toppings wie Nüsse, ganze Kichererbsen, Granatapfelkerne und eingelegtes Gemüse sorgen für Abwechslung und Aromenvielfalt. Eine klitzekleine Krokodilsträne: Wer Waldpilze auf die Karte setzt, kann nicht ausschließlich braune Champignons servieren. Dafür liefert das Lamm-Karree mit Juwelenreis, Za‘atar-Mandel-Chimichurri und Tamarinden-Granatapfeljus so dermaßen ab: butterzartes Fleisch mit prägnanten Röstaromen. Das mit Reis gefüllte Blätterteigbällchen birgt diverse köstliche Überraschungen, unter anderem getrocknete Aprikosen, Sultaninen und ein Hauch Käse. Die grüne Mandel-Gewürzpaste mit Za’tar möchte ich fortan auf alles schmieren was nicht bei drei auf den Bäumen ist und nicht zuletzt die wirklich wahnsinnig gute Jus mit ganz feinen Säurespitzen von der Tamarinde. Die Komponenten sind einzeln schon hervorragend, zusammen ergeben sie ein Spektakel.

Al Salam, Eifelplatz 4, 50677 Köln, Öffnungszeiten: Di-Do 17-23 Uhr + Fr-Sa 17-0 Uhr, Tel: 0221/216713


Meine Auswahl:

Kibbeh Maglieh // Frittierte Weizenschrotkroketten gefüllt mit

Weidelamm-, Milchkalb- und Rindfleisch // 11,50 Euro

Rummaniyeh // Linsen mit Aubergine, Zwiebel, Granatapfel, Tahina, Kumin und Kräutern // 14,50 Euro

Hummus bel Fittr // Gebratene Waldpilze mit Hummus, Tarator, Kräutern, Tomate, Pinienkernen, Mandel und eingelegtem Gemüse // 15,50 Euro

Musakhan // Maishuhn nach palästinensischer Art mit confierten Zwiebeln, Sumach, Taboon-Brot, Mandeln, Pinienkernen und Olivenöl // 18 Euro

Daher Kharouf // Weidelamm-Karree mit Juwelenreis in Blätterteig, Za‘atar-Mandel-Chimichurri und Tamarinden-Granatapfeljus // 18,50 Euro

Fazit: Hervorragende Küche, aufmerksamer Service