Das „Ratchada“ an der Kante des Barbarossaplatzes ist im Grunde ein unscheinbarer Thai-Imbiss. Aber Achtung: Hier wird authentisch gekocht – was keine Selbstverständlichkeit ist.
Julias LieblingsortWarum die Thai-Küche im Ratchada auf keinen Fall als Geheimnis gehütet werden darf
![Benedict Selich-Chansai mit einer Yen Ta-Fo Suppe im Ratschada Thai Kitchen.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/0e0385b8-3266-4736-9394-d4fd938b8a5c.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=9e228d3217f595673e123d14a2c6a7a5)
Benedict Selich-Chansai mit einer Yen Ta-Fo Suppe im Ratchada Thai Kitchen.
Copyright: Arton Krasniqi
Ich steckte in einer kleinen Recherche-Krise. Zu viele mittelmäßige Udon-Nudeln und erstaunlich schlechte österreichische Spezialitäten kreuzten zuletzt meinen Weg; und dann sehe ich die Insta-Story einer Kollegin. Eigentlich möchte sie das Ratchada am liebsten geheim halten, aber Gatekeeping funktioniert in der Gastronomie einfach nicht. Wem nützt es, wenn niemand weiß, wie gut die kochen?
Am nächsten Abend mache ich mich auf den Weg. Das Lokal liegt direkt am Barbarossaplatz. Schön ist es hier nicht. Neonreklame, Fast Food und Straßenlärm. Das Baustellengerüst vom Nachbarhaus verdeckt beinahe den Eingang.
![Eingang zum Ratchada Thai Kitchen am Barbarossaplatz](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/7058933e-90e7-41e0-a832-1f43d89f4ba1.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=6a40255af95d4e1470e0939aa56ce32b)
Eingang zum Ratchada Thai Kitchen am Barbarossaplatz
Copyright: Arton Krasniqi
19 Uhr und das Restaurant ist leer – kein gutes Zeichen. Auf den Tischen stehen typische Menagen und jeweils eine Kleenex-Box – sehr gutes Zeichen. Die Karte klingt vielversprechend. Eine Handvoll Vorspeisen, zwei, drei Suppen, traditionelle Thai-Curries, Reis-, Nudel- und Wok-Spezialitäten, aber so richtig spannend wird es auf der Rückseite. Unter der Rubrik Street Food finden sich fabelhafte Dinge wie frische Reisnudeln mit Meeresfrüchten in dunkler Sojasauce, dazu Kailan, Ei und knuspriger Knoblauch (Phad Sei Iew). Kailan wird auch chinesischer Brokkoli genannt. Ein wunderbares Gemüse zum Kurzbraten. Ein bisschen knackig, ein bisschen erdig.
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Die Dame an der Theke fragt grundsätzlich nach „gar nicht scharf“, „Deutsch-scharf“ oder „Thai-scharf“
Von Pad Gaprao habe ich schon mehrfach geschwärmt. Ein scharfes Gericht aus gebratenem Hackfleisch, Knoblauch, grünen Bohnen und einem bestimmten Basilikum, dem Holy Basil. Es wird immer mit Reis und einem Spiegelei serviert. Wenn alles gut läuft, liegen noch ein paar Scheiben frische Gurke auf dem Teller. Im Ratchada steht die höchste Schärfestufe neben der S2. Das würde ich an Ihrer Stelle sehr ernst nehmen. Wobei die Dame an der Theke grundsätzlich nach „gar nicht scharf“, „Deutsch-scharf“ oder „Thai-scharf“ fragt.
![04.02.2025, Köln: Julia Floss' Kolumne „Lieblingsort“ im Ratschada Thai Kitchen. Foto: Arton Krasniqi](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/95b0afbc-8fbb-4b6b-9f69-adac8ccfef8a.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=ddbfc0b12e6adf82677d4939d01cb99e)
Die Flasche Sriracha auf dem Tisch hat kein Etiquette – sie ist hausgemacht.
Copyright: Arton Krasniqi
Generell wird die Bestellung an der Theken abgegeben, die Getränke nimmt man sich aus dem Kühlschrank und dann geht alles ganz schnell. Die Chicken Wings sind schlicht perfekt: Glühend heiß, sehr saftig, fein knusprig und so gewürzt, dass der Eigengeschmack des Fleisches ideal betont wird. Die kleinen Geflügelteile sind so gut, dass man überhaupt kein Sößchen braucht. Die Flasche Sriracha auf dem Tisch hat seltsamerweise kein Etiquette. Warum wohl? Richtig, die köstliche, süßlich scharfe Chilisauce wird hausgemacht und sogar flaschenweise verkauft.
Der Salat mit frittiertem Tofu und allerlei Gemüse ist ein netter Snack, dafür überzeugt das cremig scharfe Panaeng Curry mit Kaffirblättern, Kokos, Erdnüssen und Thai-Basilikum auf ganzer Linie. Bei den Curries kann der Gast zwischen zehn verschiedenen Einlagen wählen, unter anderem knuspriger Schweinebauch und Tintenfisch. Womit wir bei meinem absoluten Highlight wären, der Schweinebauch mit Kailan, Chili, Knoblauch und einer dunklen, süßen, Soja-basierten Saucen. Das Gericht wird mit einem Lehrbuch-Spiegelei serviert: außen super knusprig, innen weich und fließend. Ich empfehle dringend den sogenannten „Alles-Löffel“. Versuchen Sie, beim Essen ein Stückchen von jeder Komponente zu erwischen: Süß, scharf, herzhaft, knackig, weich. Der ideale Löschzug steht im Kühlschrank: Kokosnektar aus Thailand. Ein köstlich cremiges Getränk – mit erstaunlich hoher Kaloriendichte.
![Die Yen Ta-Fo Suppe ist ein Hauptgericht im Ratchada Thai Kitchen.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/06/0fedbb81-7a44-4695-b6a4-c738223a0d4f.jpeg?q=75&q=70&w=2000&h=1170&fm=jpeg&s=a82817c34d3c171055c24f2927152a76)
Die Yen Ta-Fo Suppe ist ein Hauptgericht im Ratchada Thai Kitchen.
Copyright: Arton Krasniqi
Yen Ta Fo ist die berühmte pinke Suppe mit allerlei Meeresfrüchten und fermentiertem Tofu, daher kommt die schöne Farbe. Eigentlich schmeckt sie sauer-scharf. Im Ratchada ist die Brühe eher neutral gehalten, dafür wird bei der Einlage richtig ‘was rausgehauen: große Garnelen, Muscheln, Fischbällchen, Wantans, Tintenfisch und ein Berg frisches Gemüse. Eine wirklich glorreiche Suppenschüssel, für die man unbedingt wiederkommen sollte; und von der Menschen dringend erfahren müssen.
Ratchada Thai Kitchen, Kyffhäuser Straße 5, 50674 Köln, Öffnungszeiten: Mo-Fr 11-22 Uhr + Sa 12-22 Uhr + So 13-22 Uhr, Tel: 01772-239227
Meine Auswahl:
Khana Muu Grob // Knuspriger Schweinebauch mit Kailan, Chili, Knoblauch, Austern-, Soja- und Fischsauce // 14,80 Euro
Yen Ta Fo // Reisnudel-Suppe mit Meeresfrüchten, Fischbällchen, frittierten Wantans, Knoblauch, Koriander, Frühlingszwiebeln und Sauce aus fermentiertem Tofu, Tomaten und Chili // 14,80 Euro
Panaeng Curry // Curry mit Paprika, Kokosmilch, grünen Bohnen, Kaffirblättern, Erdnüssen und Thai-Basilikum // 9 Euro
Chicken Wings // 7,60 Euro
Yam Tofu // Tofu mit Tomaten, Paprika, Chili, Möhren, Koriander, Roten- und Frühlingszwiebeln // 8,- Euro