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„Gebt die Turnhallen frei!“Pro und Contra zu Unterkünften für Geflüchtete

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Sporthalle des Hildegard-von-Bingen-Gmynamsiums in Köln.

  1. Die Stadt sucht nach Unterkünften für Geflüchtete aus der Ukraine – doch Turnhallen bleiben ein Tabu für die Unterbringung.
  2. „Gebt die Turnhallen frei!“ argumentiert KStA-Redakteur Martin Dowideit.
  3. KStA-Redakteur Christian Hümmeler hält dagegen: „Der Verzicht ist sinnvoll.“

KölnPRO: Martin Dowideit ist der Meinung: „Hilfsbereitschaft darf nicht enden, wo Sportunterricht und Vereinssport gefährdet werden“Die Stadt Köln sucht händeringend nach Schlafplätzen für Geflüchtete. Jeden Tag kommen weiterhin hunderte Menschen aus der Ukraine in der Stadt an. Der Andrang ist groß – und auch größer als er in der Vergangenheit war.

Der Stadtrat hatte beschlossen, auch bei größeren Zuströmen an Flüchtenden nicht wieder wie 2015 auf Turnhallen zugreifen zu müssen. Die Stadt war in der Verantwortung, sich auf ein solches Szenario vorzubereiten. Doch die Zahl der Ankommenden übertrifft jedes Szenario. Und so sucht die Stadt jetzt händeringend nach weiteren Unterkünften, um Menschen einen sicheren Wohnplatz anbieten zu können.

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Martin Dowideit ist Head of Digital und Mitglied der Chefredaktion.

Und dennoch will der Stadtrat bislang die Turnhallen nicht freigeben. Natürlich kann dort niemand dauerhaft wohnen und auch Kindern würde der Sportunterricht erschwert. Der Deutsche Olympische Sportbund appelliert, dass keine Sporthallen für Flüchtlinge genutzt werden sollen.

Doch hat jemand die Kölner Sportvereine einmal gefragt? Oder die Schülerinnen und Schüler?

Die Hilfsbereitschaft für die Ukraine ist in den Schulen immens. Kinder und Jugendliche beschäftigen sich mit dem Krieg und suchen nach Wegen, ihr Mitgefühl und die Hilflosigkeit gegenüber der russischen Aggression zum Ausdruck zu bringen. Turnhallen für eine Übergangsfrist zur Verfügung zu stellen, wäre ein guter Weg.

Ein Öl- und Gasembargo gegen Russland trauen wir uns nicht, um nicht zu frieren. Die Möglichkeiten, Waffen zu liefern, sind laut Bundeswehr bereits erschöpft. Soll die Hilfsbereitschaft für die Vertriebenen dort enden, wo der Sportunterricht behindert zu werden droht?

CONTRA: Christian Hümmeler argumentiert: „Den Schülern erneut die Turnhallen wegzunehmen, ist die bequeme Lösung“

Die Opfer des Krieges in der Ukraine – und dazu zählen auch die Geflüchteten, die täglich in großer Zahl nach Köln kommen – müssen untergebracht werden. Diese Unterbringung muss sicher sein und sie muss menschenwürdig sein. Es gibt in einer Millionenstadt zahlreiche Optionen, um genau das zu ermöglichen. Man braucht dazu nur Mut, Fantasie und gute Ideen. Wieder einmal die Turnhallen zu belegen, ist das Gegenteil von all dem. Doch es ist die bequeme Alternative: Wir machen es eben so, wie wir es schon immer gemacht haben.

Doch das verbietet sich diesmal, bei aller Solidarität mit den Geflüchteten. Warum sollen ausgerechnet jene erneut Verzicht üben, die schon in der letzten Flüchtlingswelle ihre Hallen abtreten mussten? Warum sollen gerade die Schülerinnen und Schüler, die in zwei Corona-Jahren mit am stärksten belastet waren, nun wieder auf unbestimmte Zeit die Turnhallen räumen? Warum sollen Sportvereine, die immer noch mit den Folgen der Pandemie kämpfen, schon wieder auf ihre Trainingsstätten verzichten?

Christian Hümmeler

Christian Hümmeler ist Geschäftsführender Redakteur und Mitglied der Chefredaktion.

Es war richtig, dass sich der Stadtrat hier eindeutig positioniert hat. Doch das Nein zu einer erneuten Freigabe der Hallen für Flüchtlinge ist auch eine Verpflichtung: Politik und Verwaltung müssen nun sehr schnell Alternativen finden für jene Flüchtlinge, die noch kommen werden. Die seit geraumer Zeit leerstehenden Messehallen bieten sich hier in erster Linie an – hier können neben den bereits bestehenden Unterkünften weitere Betten in großer Zahl untergebracht werden. Auch die Anmietung leerstehender Gebäude von privat kann eine Lösung sein – jedenfalls dann, wenn die Gebäude sich dafür eignen.

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Natürlich kostet das alles Geld. Aber es sind eben außergewöhnliche Zeiten. In denen braucht es außergewöhnliche Maßnahmen. Den Kölner Kindern und Jugendlichen erneut die Turnhallen wegzunehmen, zählt nicht dazu.