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„Die Menschen frieren“Helferin kritisiert Zustände in Kölner Geflüchteten-Unterkunft

Lesezeit 4 Minuten
Messehalle3

In der Messehalle sind nun mehr als 1000 Geflüchtete untergebracht.

  1. Auch Köln hat bereites tausende Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen.
  2. Ein wesentlicher Baustein für die Unterbringung ist die Messehalle 3 in Deutz, 1000 Menschen, die vor dem Krieg fliehen, finden hier Platz.
  3. Die Halle wurde eilig eingerichtet, aber einige Zustände seien nicht hinnehmbar kritisiert nun eine Helferin.

Köln – Es fehlt offenbar am Nötigsten, Decken, Kissen, Mützen gibt es nicht genug. Es soll kalt und laut sein. „Die Kinder haben nachts gefroren“, sagt eine ehrenamtliche Helferin. Sie spricht von unhaltbaren Zuständen und einem Organisationschaos in der Messehalle 3 in Deutz, wo die Stadt seit vergangener Woche mehr als 1000 Plätze für Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine bereithält.Die Messehalle ist eine eilig eingerichtete Unterkunft, Putins Angriffskrieg hat die Stadtverwaltung quasi von heute auf morgen zum Handeln gezwungen. Dass womöglich tausende Menschen in Köln Zuflucht suchen werden, war schnell klar. Fast ebenso schnell aber scheinen die Probleme zutage zu treten, die die kurze Planungszeit fast unweigerlich mit sich bringt. Eine Helferin, wir nennen sie Olga, berichtet dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ von schweren Mängeln bei der Unterbringung der Geflüchteten.

„Es war ein ziemlich bedrückendes Bild“

Olga arbeitet ehrenamtlich als Dolmetscherin in der Messehalle und ist täglich mit den Problemen konfrontiert. „Es ist viel zu kalt in der Halle“, sagt sie. Decken seien Mangelware, auch Mützen hätten die Helfer mühsam zusammenklauben müssen. „Pro Person gibt es nur eine dünne Decke. Auch Kissen fehlen. Das Material reicht einfach hinten und vorne nicht aus.“ Die dünnen Wände zwischen den Schlafeinheiten hielten die Wärme kaum, seien zudem zu niedrig, sodass die Kälte auch von oben komme.

„Einige sind schon erkältet angekommen“, sagt Olga, „das wird dann nur noch schlimmer.“ Die Stadt teilt auf Nachfrage mit, dass alle Menschen eine Decke bekämen, die eine bräuchten. Die Temperatur werde „konstant auf 21 Grad gehalten“.

Alles zum Thema Henriette Reker

Messehalle 3 Miller Reker Rau

Feuerwehr-Chef Christian Miller, Kölns OB Henriette Reker und Gesundheitsdezernent Harald Rau in der Messehalle 3.

Seit Tagen bemühen sich Reporter des „Kölner Stadt-Anzeiger“ darum, selbst Einblicke in die Zustände in der Messehalle zu erhalten – vergeblich. Die Stadt hat bisher alle Anfragen abgelehnt, außerdem herrscht dort strenges Fotografieverbot. Anders erging es Caritas-Vorstand Peter Krücker, der am Freitagmorgen Gelegenheit hatte, sich ein Bild von den Unterkünften in der Messe zu machen. „Es war ein ziemlich bedrückendes Bild, was die Versorgung angeht“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Halle wohl zu kalt, Licht brennt permanent

Die Hallen seien in der Nacht zum Freitag nur schlecht geheizt gewesen. „Es war sehr kalt, in der Halle waren es höchstens 14 Grad.“ Obwohl unter den Geflüchteten zahlreiche Kinder sind, gebe es keine ausreichende Betreuung für Mädchen und Jungen. Wenig verständlich sei auch, dass die Flüchtlinge gebeten worden seien, ihre Haustiere abzugeben (wir berichteten). Dies betreffe aber nur wenige Menschen, teilte die Stadt dazu mit. In der Halle seien Haustiere nicht erlaubt, aber diejenigen, die unbedingt ihre Haustiere mitnehmen wollten, wolle man anderweitig unterbringen, sagte eine Stadtsprecherin.

Das Licht in der Halle, berichtet Olga weiter, brenne permanent durch, werde nachts nicht mal gedimmt, was die Menschen rund um die Uhr wach halte. Eine Fluggesellschaft habe das mitbekommen und nach ein paar Tagen Schlafmasken gespendet. „Es kommen rund um die Uhr Menschen an, daher ist Licht nötig“, teilte die Stadt dazu auf Anfrage mit. Die Menschen seien „zum Teil traumatisiert und müssen sich zurecht finden“. Es werde „aber gerade geprüft das Licht zu reduzieren oder durch andere Beleuchtung zu ersetzen“, hieß es am Freitag. Ein weiteres Problem sei ein fast durchgängiger Lärmpegel, sagt Olga.

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„Hier herrscht ständiges Kommen und Gehen, die Menschen können so gar nicht zur Ruhe kommen“, ist ihr Eindruck. „In einer Halle, in denen sich rund 1.000 Menschen aufhalten, lässt sich ein bestimmter Lautstärkepegel nicht ganz vermeiden“, heißt es dazu von der Stadt. Auch nachts kämen Menschen an, auch dafür werde Licht benötigt. Es sei außerdem ein Nachtkiosk eingerichtet worden, „um auch während der Nacht eine Basisverpflegung sicherzustellen“. Zudem sei Babynahrung verfügbar.

Grundproblem scheint zu sein, dass sowohl Aufbau und Organisation in der Unterkunft sehr kurzfristig passieren mussten, als auch, dass diese explizit nur als Zwischenlösung gedacht ist. „Bei der Messehalle handelt es sich um eine Notunterkunft, in der die Menschen im besten Fall nur für wenige Tage verweilen sollen“, teilte die Stadt mit. Damit aber ginge auch mangelnde Orientierung einher, sagt Olga. Sie berichtet von einer unübersichtlichen Zettelwirtschaft bei der Registrierung und bei der Materialliste und Unklarheit darüber, wer für was der richtige Ansprechpartner ist. „Ich habe den Eindruck, bei der Stadt hat man gedacht, aber eben nicht zu Ende“, sagt sie.