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Flucht aus der UkraineStadt Köln schlägt Alarm wegen knapper Unterkünfte

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Übersicht in der Messehalle 3

Köln – Die Stadt Köln hat bislang 2800 Menschen untergebracht, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind – jeden Tag lassen sich zurzeit 500 bis 600 weitere an der offiziellen Anlaufstelle am Breslauer Platz vor dem Hauptbahnhof registrieren. Das UN-Flüchtlingswerk UNHCR spricht bereits jetzt von einer noch nie dagewesenen Fluchtbewegung. Die Stadtverwaltung schlägt jetzt aufgrund der extrem geringen Kapazitäten an verfügbaren Unterkünften Alarm.

Messehalle fast vollständig belegt

Wie dem Stadt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag auf Anfrage bestätige, ist die für die Geflüchteten als Notunterkunft hergerichtete Messehalle 3 in Deutz bereits fast vollständig belegt. 872 Flüchtlingen sind dort bislang untergekommen, die verbleibenden 172 Plätze werden demnach im Laufe des heutigen Tages gefüllt sein. Ab diesem Zeitpunkt steht steht nur noch ein Feldbettenlager mit etwa 400 Betten in der Messehalle 4 zur Verfügung. „Dieses wird nach aktueller Einschätzung im Laufe der Nacht gefüllt sein“, sagte ein Stadtsprecher.

Das bedeutet, dass bereits am morgigen Freitag keine weiteren größeren Unterkünfte für die Geflüchteten mehr zur Verfügung stehen werden. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran“, sagte der Stadtsprecher. Die Stadt versuche, die Menschen auch in Landesunterkünften und anderen Kommunen unterzubringen.

Benötigt werden größere Notunterkünfte

Die Stadt steckt in einem Dilemma, da der Stadtrat beschlossen hatte, Geflüchtete nicht mehr in Turn- und Sporthallen unterzubringen, wie es bei der Flüchtlingskrise 2015 und 2016 noch üblich war. Deshalb kann die Verwaltung jetzt nicht auf die eigenen Gebäude zurückgreifen, um dort schnell Notunterkünfte einzurichten. Als Alternative könnten private Hallen dienen, falls deren Eigentümer sie der Stadt zur Verfügung stellen würden.

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„Nicht alle Geflüchteten, die hier in Köln ankommen, bleiben auch hier“, sagte der Stadtsprecher. Vielen müssten zunächst nur für einige Tage mit einer Unterkunft versorgt werden, würden dann aber in das Umland oder nach Belgien und in die Niederlande weiterreisen. Benötigt würden daher zurzeit vor allem größere Notunterkünfte und weniger einzelne Hotelräume und Wohnungen, in denen die Menschen drei Wochen oder länger leben können – das sei erst mittelfristig sinnvoll.

Wie sich die Situation in Köln in den kommenden Wochen weiterentwickeln wird, ist derzeit nur schwer absehbar. Grundsätzlicher werden die Geflüchteten ab sofort nach dem Königsteiner Schlüssel innerhalb Deutschlands verteilt. Demnach muss das Land Nordrhein-Westfalen 21 Prozent aller Asylbewerber in Deutschland aufnehmen. Köln wiederum ist gesetzlich verpflichtet, davon fünf Prozent unterzubringen.

Es sei klar gewesen, dass viele weitere Menschen nach Köln kommen würden, sagt Claus-Ulrich Prölß, Geschäftsführer des Kölner Flüchtlingsrats. „Wenn man ein bisschen vorausgedacht hätte, wäre man auf diese Situation vorbereitet gewesen.“ Prölß forderte, dass Land und Bund die Stadt nun unterstützen müssen und die Geflüchteten, die in Köln ankommen, gleichmäßig auf die Kommunen in NRW verteilen. „Ich habe aber den Eindruck, dass Köln von Land und Bund allein gelassen wird.“ Die Stadt müsse nun das Auszugsmanagement mit der Verteilung der Geflüchteten betrauen und personell stärken. Zudem forderte Prölß, dass die fünf Beratungsstellen, die Flüchtlinge betreuen, weitere vier Stellen erhalten.

„Wenn die Messe voll ist, wissen wir auch nicht weiter“, sagte Malte Petrikat vom Verein Freunde der Kölner Straßen und ihrer Bewohner. Die einzige Möglichkeit für die Helfer, die sich in der Anlaufstelle am Breslauer Platz um ukrainische Flüchtlinge kümmern, sei, nun auf eigene Faust Hotels und private Anbieter zu kontaktieren. Als absolut letzte Möglichkeit müsse die Stadt auch die Turnhallen wieder belegen. „Alles ist besser, als wenn die Menschen kein Dach über dem Kopf haben.“

Auch die GAG wird akut nicht dabei helfen können, Wohnraum für die zahlreichen Geflüchteten zu schaffen. Derzeit gebe es gerade einmal 67 freie Wohnungen im Bestand des städtischen Immobilienkonzerns, sagte GAG-Sprecher Jörg Fleischer. „Wenn Menschen am Bahnhof stehen und nicht wissen wohin, da sind wir der falsche Ansprechpartner.“