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„Die Lage ist angespannt”Stadt Köln sucht Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge

Lesezeit 4 Minuten
Geflüchtete Köln Messe 2 gepixelt

Die Geflüchtete aus der Ukraine kommen am Kölner Hauptbahnhof an. Sie sollen künftig auch in einer Messehalle unterkommen.

Köln – Auch am 23. Tag des Angriffs Russlands auf die Ukraine, kommen zahlreiche Flüchtlinge aus dem osteuropäischen Land nach Köln. Mittlerweile wird der Raum knapp, den die Kommune anbieten kann, um Geflüchtete unterzubringen. Die sogenannte Reserve an Unterkünften mit 1500 Plätzen ist bereits belegt und auch die Notunterkünfte in den Messehallen 3 und 4 drohen am Wochenende voll zu werden. Am Freitag waren bereits knapp 1000 der 1100 Betten belegt, teilte die Stadt mit.

Bislang habe die Stadt 3386 Geflüchtete untergebracht, davon 230 Menschen in Hotels. „Die Unterbringungslage in Köln ist nach wie vor angespannt. Die Verwaltung arbeitet mit Hochdruck daran weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu akquirieren“, schreibt eine Stadtsprecherin. Für das Wochenende sei es gelungen, mehrere hundert Hotelzimmer bereitzustellen. Außerdem würden intensiv Flächen geprüft, auf denen auch Leichtbauhallen kurzfristig für weitere Notunterkünfte aufgebaut werden können.

Hunderte Hotelbetten für das Wochenende

Trotz der weiteren Hotelbetten ist vorhersehbar, dass binnen weniger Tage die Kapazitäten erneut erschöpft sein könnten. Wohin also mit den nach Köln kommenden Geflüchteten? Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte bereits vor Tagen öffentlich an Bund und Land NRW appelliert, die Flüchtlinge gleichmäßiger auf andere Kommunen zu verteilen. Doch bislang ist die Bitte offenbar verhallt. Die Verwaltung und auch Mitglieder des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt hatten ausgeschlossen, dass die Geflüchteten künftig in Turnhallen untergebracht werden sollen. Die Messehalle 4 bietet weitere 400 Plätze, weitere Messehallen sollen aber nicht geöffnet werden.

Alles zum Thema Henriette Reker

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„Die Stadt kann das nicht alleine stemmen, jeder Kölner ist nun gefragt“, sagt Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter. „Die Leute müssen aufwachen und helfen.“ Über ein privates Netzwerk habe er mittlerweile 32 Geflüchtete vermitteln können. Gemeldet hätten sich etwa eine Familien, bei denen die Kinder angeboten hatten, ihr Kinderzimmer zu räumen, um einer ukrainischen Mutter mit Kind eine Unterkunft zu bieten. „Wir waren total geflasht, als wir das gehört haben.“

Kölnerin nimmt 13-köpfige Familie auf

Auch Muriel Breier (43) hat sich bei Mörtter gemeldet und gleich eine 13-köpfige Familie aus der Ukraine bei sich aufgenommen. Die fünf Frauen und acht Kinder waren zuvor tagelang, teilweise zu Fuß, auf der Flucht aus der Ukraine nach Köln, wo sie Bekannte haben. Eigentlich war Breier dabei, das Haus ihrer verstorbenen Eltern in Pesch auszuräumen und zu verkaufen. Der Krieg in der Ukraine änderte alles. Am Abend, bevor die Familie gekommen sei, habe man noch eingekauft, damit der Kühlschrank voll ist. „Die Leute waren erschöpft, aber glücklich in Köln in Sicherheit zu sein.“ Breier will die Geflüchteten wenn es sein muss, auch Monate lang bei sich aufnehmen. „Das Leid der Menschen hat mich gerührt. Mir hat sich gar nicht die Frage gestellt, ob ich helfen will.“

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Die Flüchtlinge konnten nur wenig Gepäck auf ihrer Flucht mitnehmen.

Auch das Erzbistum will nun unterstützen, Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge zu finden. Erzbischof Rainer Woelki hat in einem Telefonat mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker seine Unterstützung angeboten, teilt das Erzbistum mit. Generalvikar Markus Hofmann habe nun alle Kirchengemeinden gebeten, an den Flüchtlingskoordinator des Erzbistums, Klaus Hagedorn, zu melden, ob sie Platz für Flüchtlinge zur Verfügung stellen können: „Mit kirchlichen Unterbringungskapazitäten wollen wir die Arbeit des Sonderstabs im Flüchtlingsministerium des Landes NRW unterstützen“, so Hofmann.

Erzbistum sucht Wohnraum

Innerhalb des Kölner Erzbistums werde derzeit eine Vielzahl an Wohnungen für Geflüchtete aus der Ukraine zur Verfügung gestellt, teilte die Pressestelle des Erzbistums mit. Dazu gehörten Wohnungen in Pfarrhäusern etwa in St. Gereon in Merheim, aber auch viele Privaträume von Engagierten innerhalb der Kirche. Das Erzbistum habe weiter kostenlos Gästezimmer in seinen Tagungshäusern wie dem Maternushaus zur Verfügung gestellt.

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Übersicht in der Messehalle 3

„Das Engagement ist überwältigend, das bedeutet auch, dass neben Wohnungen die Unterstützung bei Behördengängen und Sprachkursen angeboten wird“, so ein Sprecher. Es würden Sachspenden verteilt und Mütter darin unterstützt, ihre Kinder an Schulen und Kindergärten anzumelden. Mit der Aktion Neue Nachbarn, die 2014 ins Leben gerufen wurde, sei ein umfassendes Netzwerk in der Flüchtlingshilfe tätig.fluechtlingshilfe@erzbistum-koeln.de