Köln – Noch ist vieles unklar im Fall des havarierten spanischen Gefahrgut-Lastwagens, der vorige Woche bei Rösrath einen aufwendigen Feuerwehreinsatz ausgelöst hat. Aus dem Tank des Lkw war eine hochaggressive Flüssigkeit ausgetreten. Ohne das Leck wäre womöglich nie aufgefallen, dass der Tanklastzug offenbar deutlich gefährlichere Stoffe transportierte als die 30-prozentige Salzsäure, die in den Ladepapieren angegeben war. Der Lkw ist aber keine Ausnahme: Bei Kontrollen auf den Autobahnen stellt die Polizei Köln regelmäßig Verstöße gegen die Gefahrgutordnung fest.
Täglich rollen Dutzende Lkw mit brisanter Ladung durch Köln und an Köln vorbei. Wie viele genau, weiß niemand. Statistisch werde die Zahl der Gefahrguttransporte nirgends erfasst, sagt ein Sprecher des Bundesamtes für Güterverkehr auf Anfrage, schon gar nicht heruntergebrochen auf einzelne Regionen. Auch die Polizei Köln traut sich keine seriöse Schätzung zu, nicht mal einen Näherungswert.
Köln: Verstöße können gravierende Folgen haben
Die einzige Zahl, die existiert, ist auf den ersten Blick vergleichsweise niedrig: 40. So viele Verstöße gegen die Gefahrgutverordnung hat die Polizei dieses Jahr bisher auf dem Kölner Autobahnring bei Kontrollen des Schwerlastverkehrs festgestellt. Im gesamten Vorjahr waren es 42 Verstöße – einerseits nicht überbordend viel angesichts von knapp 600 Autobahnkilometern, die die Kölner Polizei überwacht, von der belgischen und niederländischen Grenze im Westen bis nach Eckenhagen im Osten, von Remscheid im Norden bis nach Rheinland-Pfalz im Süden.
Andererseits waren einzelne Verstöße teilweise gravierend – und hätten zum Beispiel bei einem Unfall dramatische Folgen haben können. Vor knapp drei Monaten etwa hielten Polizisten auf der A555 am Autobahnkreuz Köln-Süd den Fahrer eines 40-Tonners an, der rund 300 Fässer mit zehn Tonnen Sprengstoff transportierte. Der Fahrer stand unter Drogen, die Paletten mit den Fässern waren nicht gesichert und hätten auf der Ladefläche leicht verrutschen können.
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Ladung wird laut Polizei immer dann als Gefahrgut klassifiziert, wenn von Produkten oder Substanzen eine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgehen kann. Insbesondere für den Transport von explosiven Stoffe benötigen Berufskraftfahrer eine spezielle Qualifikation und Eignung. „Die transportierten Güter müssen zudem gegen nur eine geringe Erschütterung und das Verrutschen gesichert sein“, sagt eine Sprecherin. Generell sei die Trefferquote bei Kontrollen im Schwerlastverkehr „relativ hoch“. Manche Lkw seien entgegen der Vorschriften „bis zur Decke überladen“, was unter anderem Reifenplatzer zur Folge haben könne.
Speditionen und Fahrer, die zum Beispiel giftige, ätzende, explosive oder radioaktive Stoffe transportieren, müssen dafür zertifiziert und ausgebildet sein. Die Ware muss speziell verpackt, gesichert und gekennzeichnet sein – zum Beispiel durch Warntafeln am Heck eines Lastwagens, Zugwaggons oder Schiffs. Auch bei der Polizei Köln sind Beamtinnen und Beamte der Schwerlastgruppe der Autobahnpolizei speziell geschult im Umgang mit Gefahrguttransporten sowie im Erkennen von Mängeln und Verstößen.