Geflüchtete in KölnWarum die Notaufnahme Herkulesstraße nicht umgebaut wird
Köln – Die Notaufnahme für Flüchtlinge an der Herkulesstraße kann offenbar nicht von einer Gemeinschaftsunterkunft in eine Wohnanlage mit abschließbaren Apartments umgebaut werden.
Derartige Bauarbeiten im ehemaligen Bürogebäude würden 17 Millionen Euro kosten, heißt es in einer Mitteilung der Stadt an den Integrationsrat und den Sozialausschuss. „Von einem Umbau der Herkulesstraße in abgeschlossene Unterkunftseinheiten wird daher aufgrund des unverhältnismäßig großen Aufwands abgesehen“, erläutert Sozialdezernent Harald Rau in dem Papier.
Diese Einschätzung müsste eigentlich das mittelfristige Aus für die Einrichtung bedeuten. Denn im Februar hatte der Rat beschlossen, Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge innerhalb von vier Jahren zu schließen. Der Standort Herkulesstraße sollte gesondert geprüft werden. Zuvor hatten sich 41 Flüchtlinge in der Notunterkunft mit dem Coronavirus infiziert, 31 davon mit der hoch ansteckenden südafrikanischen oder brasilianischen Variante. Zudem wurde bei 16 Mitarbeitenden Corona nachgewiesen, bei elf die neue Variante. Die Stadt hatte daraufhin die Unterkunft, in der derzeit 108 geflüchtete Menschen leben, unter Quarantäne gestellt. Verbände und Politiker hatten daraufhin erneut gefordert, Gemeinschaftsunterkünfte zu schließen.
Rau listet in der Mitteilung auf, was alles in der Einrichtung Herkulesstraße ertüchtigt werden müsste, und das ist nicht wenig. Der Katalog reicht von Aufzügen und Treppen über den Brandschutz, die Elektrik sowie Trink- und Abwasseranlagen, Heizungen bis hin zu Fassaden, Fenstern und Dächern. Akuten Handlungsbedarf sieht die Stadt nicht. Da die Anlage derzeit nicht ausgelastet sei, habe man Familien weitere Räume zur Verfügung stellen und die Wohnsituation „entzerren“ können.
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„Es ist eine verrückte Idee, so ein Bürogebäude umbauen zu wollen“, sagte Marianne Arndt von der Arbeitsgemeinschaft (AG) Bleiben, die sich für Flüchtlinge engagiert. „Besser wäre es, den gesamten Komplex abzureißen und etwas Neues zu bauen.“ Die Menschen in der Einrichtung, dem Vernehmen nach sind es noch etwa 80, müsste schnell in andere Unterkünfte gebracht werden. Das sei möglich, da zahlreiche Wohnungen für Flüchtlinge frei seien.
„Das ist das Ende für die Herkulesstraße”
Claus-Ulrich Prölß ist vom Ergebnis der Prüfung nicht überrascht. „Nun haben wir schwarz auf weiß, dass die Unterkunft nicht umgebaut werden kann.“ Mit Blick auf den Ratsbeschluss sagte Prölß: „Das ist das Ende für die Herkulesstraße. Der Standort ist nicht mehr zu halten.“ Schon jetzt müssten Konzepte erarbeitet werden, wie man die Unterkunft auflöst und die Geflüchteten anderweitig unterbringt. Denise Klein vom Verband Agisra fordert ein schnelles Aus für die Gemeinschaftsunterkünfte: „Sie sind besonders in der Pandemie-Situation nicht tragbar.“ Ähnlich äußerte sich Nicola Markgraf vom Rom e.V.
Auch die Politik reagierte auf das Papier: „Die Herkulesstraße ist zu groß und nicht corona-gerecht“, sagte Ratsherr Jörg Detjen (Linke). „Bei rückläufigen Flüchtlingszahlen ist es doch zielführend und auch praktischer jetzt diese Einrichtung als erstes dichtzumachen. Abstand halten ist hier nicht möglich, weil die sanitären Anlagen nicht kleinteilig umgebaut werden können.“ Ursula Gärtner (CDU) forderte, andere Einrichtungen zu nutzen. „Man könnte die Herkulesstraße leerziehen und nur als Reserve nutzen. Besser ist es, wenn man etwas anderes baut.“
Politiker fordern schnelles Aus
Dilan Yazicioglu (Grüne) bedauert, dass ein Umbau sehr teuer würde. Da Gemeinschaftsunterkünfte generell aber keine gute Lösung seien, müsse man die Einrichtungen innerhalb von vier Jahren aufgeben. „Schön wäre es, wenn es schneller geht.“ Der Fokus müsste auf den besonders schutzbedürftigen Menschen liegen. Michael Paetzold (SPD) betonte, dass für die Flüchtlinge schnell eine neue Bleibe efunden werden müsse. „Vier Jahre sind mir zu lang. Ich möchte mit dem Ratsbeschluss nicht so großzügig umgehen.”