Kölner Vater vor GerichtUrlaub vorgetäuscht, um der Mutter die Kinder zu nehmen?
Köln – Ein Kölner Familienvater muss sich vor dem Landgericht verantworten, da er zwei seiner Kinder gegen den Willen der Mutter in der Türke festgehalten haben soll. Vorwürfe der Geiselnahme und Zwangsheirat ließ der Richter aber bereits fallen. Verteidiger Michael Murat Sertsöz sprach von absurden Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft und einem Rachefeldzug einer „Rabenmutter“.
Köln: Anklage spricht von vorgetäuschtem Urlaub
Laut Anklage soll der 51-jährige Verkäufer seine Familie mit einer List in die Türkei gelockt haben, hier leben Verwandte von ihm. Er habe eine Urlaubsreise vorgegeben, seiner Ehefrau und der damals 15-jährigen Tochter dann aber die Pässe abgenommen und sie so Mitte 2017 an einer Rückreise nach Deutschland gehindert. Auch der dreijährige Sohn sei so im türkischen Trabzon festgehalten worden.
Seiner Frau soll der Mann gedroht haben, „die Kinder nach Pakistan oder Syrien zu bringen“, sollte sie sich ihm widersetzen, so die Staatsanwältin. Im März 2018 sei die Frau dann alleine nach Deutschland zurückgereist, da sie dringend Medikamente benötigt hätte. Erst zwei Jahre später seien die Kinder mit konsularischer und anwaltlicher Hilfe ebenfalls zurück nach Köln gekommen.
Weitere schwere Vorwürfe bereits ausgeräumt
Der kleine Sohn habe eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten und daher zunächst die Grundschule nicht besuchen können. Der Junge befinde sich in therapeutischer Behandlung, so die Anklage. Seit April dieses Jahres befindet sich der Familienvater in Untersuchungshaft, allerdings drohten ihm zunächst auch mindestens fünf Jahre Gefängnis, was nun schon wieder vom Tisch ist.
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So hatte die Staatsanwaltschaft den Mann auch angeklagt, seine Tochter im Jahr 2020 erneut in die Türkei gelockt zu haben, nachdem er über einen Bekannten habe mitteilen lassen, dass er nach einem Herzinfarkt komatös im Krankenhaus liege. Dafür und für den Vorwurf der anschließenden Zwangsverheiratung seiner Tochter bestehe laut Landgericht aber kein hinreichender Tatverdacht.
Anwalt spricht von einer Vielzahl falscher Vorwürfe
Was laut Anklage bleibt, ist die Entziehung der Kinder. Auch diesen Vorwurf bestreitet der Angeklagte. Über eine Auswanderung in die Türkei sei ausführlich gesprochen worden, nachdem die Tochter den Wunsch geäußert habe. Man habe letztlich verabredet, es zumindest einmal zu probieren. Eine vorgetäuschte Urlaubsreise sei völlig abwegig und lebensfremd, so Anwalt Sertsöz.
Richter Christoph Kaufmann betonte, dass aufgrund des gemeinsamen Sorgerechts eben auch gemeinsam entschieden werden müsse, wo die Kinder verbleiben sollen. Verteidiger Sertsöz sagte dazu, dass die Mutter hier sehr wankelmütig gewesen sei. Erst habe sie die Kinder freiwillig zurückgelassen, dann ihren Mann plötzlich mit allerlei falschen Vorwürfen überzogen. Der Prozess wird fortgesetzt.