Granaten-Fund in KölnLiegt noch mehr Munition aus dem Ersten Weltkrieg im Rhein?
Köln – Der Fund einer Granate aus dem Ersten Weltkrieg im Rhein in Köln-Poll hat am Sonntagabend die Experten der Kampfmittelräumung beschäftigt und im Nachgang Fragen aufgeworfen. Die Stadt etwa warnte wegen der Gefahr vor weiteren Fällen davor, generell die durch das Niedrigwasser nun deutlich breiteren Ufer des Rheins zu betreten. Zwar wurde bislang kein ähnlicher Fund gemacht, dennoch bleibt die Warnung angesichts des weiterhin niedrigen Rheinpegels in Kraft. Wir klären die wichtigsten Fragen.
Was ist über die Granate bekannt?
Es handelte sich um eine etwa acht Kilogramm schwere Granate aus dem Ersten Weltkrieg. Wie und wann genau die Munition an ihren Fundort in Poll kam, ist unklar. Experten gehen davon aus, dass die Strömung des Rheins und womöglich seiner Nebenflüsse die Granate hierhin befördert hat. „Ein Kampfmittel, das wir heute am Rheinufer finden, kann im Krieg in Rheinland-Pfalz oder in Baden-Württemberg in den Rhein geraten sein“, teilte die Bezirksregierung mit. „Wir haben allerdings keine Erkenntnisse, wie schnell der Transport erfolgt.“ Ebenso kann es sein, dass die Granate zwar für den Ersten Weltkrieg hergestellt, allerdings erst bei Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. „Darüber hinaus wurden derartige Kampfmittel auch auf Schießplätzen der preußischen Armee eingesetzt“, hieß es von der Bezirksregierung. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst brachte die Granate zunächst in ein Zwischenlager. In einem Entsorgungsbetrieb soll sie dann vernichtet werden.
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Liegt noch mehr Munition aus dem Ersten Weltkrieg im Flussbett des Rheins oder anderswo in der Stadt?
Das weiß niemand. Es gibt keine systematische Auflistung oder Erfassung aller eingesetzten Kampfmittel aus dem Ersten Weltkrieg, erst recht nicht derer, die flussabwärts in den Rhein gelangt sind. Zuletzt hat das Niedrigwasser des Rheins aber auch in Bonn eine Gewehrgranate freigelegt, die von einem Jungen gefunden wurde. Mit klimawandelbedingt häufiger und länger auftretenden Niedrigwasser-Phasen könnten solche Funde zunehmen, ebenso wie die niedrigen Pegelstände auch immer wieder Sperrmüll am Ufer freilegen.
Wo Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegen, ist relativ genau bekannt. Warum?
Diese werden mit aktuellen Luftbildern und verfügbaren Geodaten abgeglichen. Bei der Auswertung lassen sich zum Beispiel Laufgräben, Schützenlöcher und auch Einschlagstellen von Bombenblindgängern erkennen, teilte eine Sprecherin mit. „Diese Stellen, aber auch großräumige Verdachtsflächen werden dann vor Ort auf Kampfmittel untersucht.“ Oft finden sich an solchen Verdachtspunkten aber auch keine Blindgänger. Während oder kurz nach dem Ersten Weltkrieg wurden solche Luftbilder nicht aufgenommen.
Wenn ich am Rheinufer einen potenziell gefährlichen Gegenstand sehe – was soll ich tun?
Zwar sind Granaten wie die am vergangenen Sonntag gefundene wesentlich kleiner und leichter als Bombenblindgänger, aber auch sie gelten als gefährlich, warnt die Bezirksregierung. Diese rät: Berühren Sie den Gegenstand nicht, melden Sie den Fund telefonisch an Polizei (110), Feuerwehr (112) oder Ordnungsdienst (0221-221/32000), bleiben Sie bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte an der Fundstelle und stellen Sie sicher, dass keine anderen Personen den Gegenstand berühren.