AboAbonnieren

Große Stichflammen und unbemerktes GasFeuerwehr Köln zeigt: So schnell wird entspanntes Grillen gefährlich

Lesezeit 4 Minuten
Ein Feuerwehrmann spritzt Wasser aus einer Flasche auf einen Fettbrand und erzeugt damit eine große Stichflamme.

So geht es nicht: Ein Feuerwehrmann bearbeitet einen Fettbrand mit Wasser – und löst eine große Stichflamme aus.

Im Sommer ist Grillsaison. Was sich für viele entspannt anhört, sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, wie die Feuerwehr zeigt.

Beherzt drückt ein Feuerwehrmann die Flasche mit dem Brennspiritus zusammen. Nur kurz, aber die Wirkung ist immens. Aus dem Holzkohlegrill, auf den er zielt, schießt eine knapp drei Meter hohe Stichflamme Richtung Decke. „Flüssige Grillanzünder sind ein No-Go“, sagt Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet. Gut, dass sich diese Szene im Übungshaus der Kölner Feuerwehr abspielt. Und nicht auf einem Kölner Balkon. Ausgeschlossen ist das aber nicht.

Wenn das Wetter im Sommer zur Jahreszeit passt, zieht es viele Menschen in Köln an den Grill. Wer dort nicht aufpasst und „nur mal eben schnell etwas auf den Rost schmeißen“ möchte, riskiert unschöne Nebenwirkungen. Immerhin knapp 4000 Grillunfälle gibt es jährlich in Deutschland.

Jeder Grill hat seine eigenen Tücken

Wie viele es in Köln sind, erfasst die Feuerwehr nicht. Auf jeden Fall sind es genug, damit sie auf ihren Hof in Weidenpesch einlädt. Und einmal vormacht, was man zu Hause „bitte, auf gar keinen Fall“, wie Laschet sagt, nachmachen sollte – weil es schnell gefährlich wird. Der bewölkte Himmel schreit zwar nicht wirklich nach Grillwetter, für den Vorführeffekt reicht es aber allemal.

Ob mit Gas, Kohle oder Strom betrieben, jeder Grill hat seine Tücken. So kann bei dem vermeintlich harmlosen Elektrogrill nicht nur die Steckdose durchschmoren. Fünf Sekunden dauert es, bis eine auf den Grill gewehte Serviette in Flammen steht. „Und: Dem Elektrogrill sieht man nicht an, ob er heiß oder kalt ist“, sagt Laschet. Egal, welchen Grill man benutzt: Man sollte ihn immer im Blick haben. „Die größte Gefahr beim Grillen ist es, unvorsichtig zu sein.“

Kohlenmonoxid, Propan, Butan: Unsichtbare Gase bergen verschiedene Gefahren

Offensichtlich ist, dass man den Holzkohlegrill nicht in der Wohnung oder der Garage platzieren sollte. Weder während des Grillens noch danach. Daran erinnern laut piepsende Messgeräte, die zu viel Kohlenmonoxid entdeckt haben – nur wenige Minuten, nachdem die Feuerwehrleute einen brennenden Holzkohlegrill in einen Übungsraum gestellt haben. „So langsam sollten wir dann auch mal den Kollegen da rausbitten“, sagt Laschet. Ohne das Warngerät wären Grillfreunde wohl erst ohnmächtig geworden und dann erstickt.

Das Gefährliche an Kohlenmonoxid: Es ist unsichtbar, wie auch Propan und Butan, mit denen ein Gasgrill betrieben wird. Lecks an Anschlüssen oder Schläuchen bleiben deshalb erstmal unbemerkt. Das austretende Gas lagert sich am Boden ab, der kleinste Funken kann das Gas zum Explodieren bringen, „sogar das Betätigen eines Lichtschalters“, sagt Laschet. Vorsichtig erzeugen die Feuerwehrleute eine kleine Druckwelle, bei richtigem Gemisch kann die Explosion einen ganzen Wohnwagen auseinanderreißen.

Ein brennendes Leck in einer Gasleitung sollte man übrigens auf keinen Fall löschen. Stattdessen das Gas abdrehen und die Flamme so langsam ausgehen lassen, erklärt Laschet.

Auf einem Elektrogrill liegen drei kleine Maiskolben, ein Feuerwehrmann entzündet eine Serviette durch bloßen Kontakt mit dem Grill.

Innerhalb weniger Sekunden entzündet sich eine Serviette auf dem heißen Elektrogrill. Den sollte man deshalb immer im Blick behalten.

Ebenfalls nicht löschen sollte man Fettbrände. Zumindest nicht auf dem klassischen Weg. Demonstrativ tut es ein Feuerwehrmann – mittlerweile in Schutzausrüstung – trotzdem, kippt Wasser auf brennendes Fett. Aufgrund der Hitze verdampft das Wasser sofort und reißt das Fett mit sich. Wieder steigt eine große Stichflamme empor, man könnte meinen, in der Wasserflasche hätte sich Spiritus befunden. „Fettbrände sollte man nie mit Wasser bearbeiten, sondern ersticken oder die Feuerwehr rufen“, sagt Laschet.

Kinder sind „genau auf Augenhöhe mit dem Grill“

Was selbstverständlich klingt, es aber nicht ist: Wer mit Kindern grillt, sollte doppelt und dreifach wachsam sein. Und zwar auch nach dem Grillen, solange, wie der Grill heiß ist. Nicht nur sind Kinder neugierig, unvorsichtig und manchmal etwas tollpatschig. Sie sind oft auch „genau auf Augenhöhe mit dem Grill“, sagt Laschet mit besorgter Miene. Bei 30 Prozent der jährlich 4000 Grillunfälle seien Kinder involviert, in der Hälfte dieser Fälle mit einer schweren Verletzung. Verbrennungen wiegen bei Kindern deutlich schwerer, weil die Narben nicht mit den Kindern mitwachsen. Im schlimmsten Fall sind sie später in ihrer Bewegung eingeschränkt.

Nicht nur deshalb rät Laschet: „Immer genug Abstand vom Grill halten.“ Auch bei Gruppen ohne Kinder stünde der Grill oft zu nah am Tisch – passiert etwas, ist der Sicherheitsabstand zu gering. Umsicht ist ebenso nach dem Grillen angesagt. „Einige Menschen kippen die noch heiße Grillkohle einfach in den nächsten Papierkorb im Park. Der fängt dann schnell an zu brennen“, mahnt Laschet.

„Wir wollen natürlich niemandem etwas verbieten“, stellt der Feuerwehrsprecher klar. „Aber darauf hinweisen, dass das Grillen eben gefährlich sein kann.“ Das haben die Feuerwehrleute mit mehreren Stichflammen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.