26 Kölner Feuerwehrazubis stehen vor dem Ausbildungsabschluss. Ein Besuch auf dem Übungsplatz zeigt, was es braucht, um Menschenleben zu retten.
Kellerbrand und Autos in Flammen„Wir üben bewusst den Worst-Case“ – Besuch bei Kölner Feuerwehrazubis
Nach dem Aufprall geht einer der beiden Unfallwagen in Flammen auf. Der Fahrer des Wagens kann sich noch rechtzeitig retten, doch der Insasse des anderen Autos ist eingeklemmt – er muss von der Feuerwehr befreit werden. Es ist ein Schreckensszenario, das sich 26 Auszubildenden der Kölner Feuerwehrschule an diesem Dienstagmorgen auf dem Übungsgelände an der Scheibenstraße bietet. Zum Glück nur ein Übungsszenario, auch wenn es nicht abwegig ist, dass viele der Auszubildenden solche Einsätze später im Berufsleben erleben werden.
Kölner Feuerwehr-Azubis werden mit Katastrophen-Szenarien konfrontiert
Zwei der Azubis, die sich um den eingeklemmten Test-Dummy und das Feuer kümmern müssen, sind Pia Matthes und Alexander Milanovic. Während Milanovic mit zwei Kollegen im sogenannten Angriffstrupp das Auto des Eingeklemmten mit Unterlegscheiben stabilisiert, arbeitet Matthes im Hintergrund und sorgt dafür, dass das Löschwasser schnellstmöglich vorne ankommt, um das brennende Auto zu löschen. Später hilft sie dabei, die hydraulische Rettungsschere bereitzustellen, mit der Milanovic und zwei seiner Kollegen das Dach des zweiten Autos abtrennen, um den Eingeklemmten zu befreien.
Seit vier Wochen befinden sich die 26 von insgesamt rund 500 Auszubildenden bei der Feuerwehr Köln im praktischen Teil ihrer Brandmeister-Ausbildung. Vier Wochen lang wurden sie mit Unfällen, Bränden und anderen Katastrophen konfrontiert, damit sie auch später, wenn sie als Feuerwehrleute auf den Straßen Kölns unterwegs sind, Antworten auf Ausnahmesituationen finden.
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„Das ist für mich die spannendste Phase. Über Monate haben wir gelernt, wie Atemschutzgeräte funktionieren oder wie man mit der Leiter umgeht. Jetzt fügen sich alle Puzzleteile in der Praxis zusammen“, sagt Milanovic. Er ist 28 Jahre alt und hat nach zehn Jahren als Berufssoldat die sogenannte Stufenausbildung bei der Kölner Feuerwehr begonnen. Dabei wird anders als bei der regulären Ausbildung keine vorherige handwerkliche Ausbildung vorausgesetzt. Stattdessen wird sie in die Ausbildung zum Brandmeister integriert.
Auch Pia Matthes hat nicht den klassischen Ausbildungsweg genommen. Lange arbeitete sie in der Sicherheitsabteilung eines großen Chemieunternehmens, bevor sie dort zur Werksfeuerwehr wechselte. Bei der Kölner Feuerwehr erhält sie nun ihre feuerwehrtechnische Ausbildung.
Sie ist die einzige Frau ihres Jahrgangs. „Die Feuerwehr ist immer noch eine Männerdomäne“, sagt Pia Matthes. „Früher aber sicher noch viel stärker als heute.“ Sie ist überzeugt: „Wenn man es schafft, den Frauen die Berührungsängste zu nehmen, etwa die Sorge vor dem Sporttest vor der Ausbildung, dann werden sich auch mehr Frauen bewerben.“
Im zweiten Szenario des Tages müssen die Azubis einen Kellerbrand löschen. Drei von ihnen kämpfen sich durch dichten Rauch zur Brandursache, in diesem Fall ein elektrisches Panel. Gleichzeitig stecken zwei Personen in den oberen Etagen fest, ihnen ist der Fluchtweg abgeschnitten. Eine Person muss aus dem ersten Stock, die andere über die Dachterasse gerettet werden. Nach rund einer Stunde haben die Auszubildenden alle Test-Dummys aus dem Haus geschafft.
„Wir üben ganz bewusst den Worst-Case und bringen die Auszubildenden auf 130 Prozent, damit sie im Stress des Ernstfalls nahe an die 100 Prozent kommen“, erklärt Sebastian Brandt, Leiter der Aus- und Fortbildung der Kölner Feuerwehr das Prinzip der Übungen.
Kölner Feuerwehr wirbt um Auszubildende
So wie andere Branchen auch kämpft die Feuerwehr Köln mit Nachwuchsproblemen. „Der Fachkräftemangel geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Gleichzeitig sind die Anforderungen hoch.“ Brandt ist aber überzeugt: „Wer wirklich zur Feuerwehr will und sich gut auf die Tests vorbereitet, hat auch gute Chancen, bei uns einen Ausbildungsplatz zu bekommen. “ Um noch mehr potenzielle Kandidaten anzusprechen, habe die Feuerwehr Köln einiges getan, etwa die Stufenausbildung eingeführt, die auch Milanovic absolviert. „Unser Ziel ist es, jeder und jedem, ob mit oder ohne vorherige Ausbildung oder Studium, den Weg zu uns zu ebnen und möglichst viele junge Menschen für die Feuerwehr zu begeistern.“
Doch was gut gemeint ist, war in der Vergangenheit nicht immer gut gemacht. Um mehr Auszubildende für die Stufenausbildung zu gewinnen, warb die Stadt mit hohen Sonderzuschlägen für die Auszubildenden. Im September 2023 wies das Land die Stadt daraufhin, dass die Zahlungen nicht rechtens sind – worauf die Stadt die bereits zugesagten Zuschläge um rund 750 Euro monatlich zusammenstreichen musste.
Ein ärgerlicher Fehler, wie Brandt zugibt: „Das tut uns sehr leid. Das ist nicht gut gelaufen, in erster Linie natürlich für die betroffenen Auszubildenden belastend, aber auch für die Außenwirkung natürlich nicht gut.“ Man habe sich mehrmals bei den Auszubildenden entschuldigt und ihnen Unterstützung angeboten. „Ich glaube, wir konnten das vernünftig klären.“
Matthes, Milanovic und ihre 24 Kollegen haben noch fünf Monate ihrer Ausbildung vor sich, bevor die Abschlussprüfungen warten. Der Gedanke an die finalen Tests mache ihn schon nervös, gibt Milanovic zu: „Ich war nie so der Prüfungstyp. Aber es ja noch genug Zeit, sich vorzubereiten. Deswegen bin ich guter Dinge.“ Ähnlich sieht es Matthes. An fehlender Motivation wird es jedenfalls nicht scheitern, betont sie: „Bei der Berufswahl ist für mich der Sinn meiner Tätigkeit die entscheidende Triebfeder. Und den spüre ich hier jeden Tag.“