Absage-WelleMehr als 400 Kölner Kinder bekommen keinen Schulplatz am Wunschgymnasium
Köln – Über 400 Kinder sind an ihrem Wunsch-Gymnasium abgelehnt worden. So viele Ablehnungsbescheide wie in diesem Jahr hat die Stadt noch nie verschickt. Im vergangenen Jahr waren es rund 160. Für die betroffenen Familien beginnt nun ein neues Anmeldeverfahren. Und wiederum ist der Ausgang ungewiss.
In den Ablehnungsbescheiden werden den Eltern Gymnasien genannt, an denen noch Plätze frei sind. In der kommenden Woche sollen sie sich an einer dieser Schulen erneut anmelden. Übersteigt die Zahl der Anmeldungen an den einzelnen Schulen die freien Plätze, werden auch in der zweiten Runde Kinder abgelehnt werden. Wie es dann weiter geht, können Stadt und Bezirksregierung noch nicht sagen.
Mangelverwaltung wird transparenter
Bezirksregierung und die städtische Schulverwaltung hatten sich in der vergangenen Woche parteiübergreifend heftige Kritik gefallen lassen müssen, weil überraschend das Anmeldeverfahren für die Gymnasien geändert wurde. Hatte in den vergangenen Jahren die Bezirksregierung eine Verteilung der abgelehnten Kinder organisiert, um in möglichst vielen Fällen einen Zweitwunsch zu erfüllen und lange Schulwege zu vermeiden, müssen sich nun die Eltern selbst um das weitere Verfahren kümmern. Die Änderung habe bei vielen Familien zu Unruhe und Verwirrung geführt, räumt die Leiterin des städtischen Amtes für Schulentwicklung, Anne Lena Ritter ein. Sie glaubt aber, dass das neue Verfahren mehr Transparenz und „mehr Steuerungsmöglichkeiten“ für die betroffenen Familien ermöglicht.
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Die Stadt will die Entscheidung der Bezirksregierung als zuständige Landesbehörde für die Änderung des Aufnahmeverfahrens nicht kommentieren oder gar kritisieren. Der schwarze Peter käme prompt zurück, ist doch die Ursache allen Übels der Mangel an Räumen und Schulgebäuden, für deren Bau die Stadt zuständig ist. Während die Stadt davon sprach, dass die alte Praxis des Aufnahmeverfahrens möglicherweise nicht mehr rechtssicher gewesen wäre, verwies die Bezirksregierung darauf, dass die Zahl der Kölner Schulen ohne freie Plätze einfach zu groß geworden sei. Den abgelehnten Eltern einen konkreten Alternativ-Vorschlag zu machen ließe sich „insbesondere in diesem Jahr nicht in sinnvoller Weise umsetzen, da die Kapazitäten auch an den Schulen, die als Zweitwunsch genannt werden, bei weitem nicht ausreichen“. Es könne in den allermeisten Fällen kein Vorschlag gemacht werden, der dem Elternwunsch entspricht, so die Bezirksregierung auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Schulplätze werden verlost
Die Bezirksregierung verweist auf das Schulgesetz. Ihre Unterstützung von Stadt und Schulleitungen beim Umgang mit den abgelehnten Schülerinnen und Schülern sei freiwillig und beratend. Das Gesetz gibt die Verantwortung den Schulleitungen der Gymnasien. Von denen sind die allermeisten im Laufe der vergangenen Jahre dazu übergegangen, ihre Plätze zu verlosen, um Ärger und Gerichtsverfahren mit klagenden Eltern zu vermeiden. Die im Schulgesetz genannten inhaltlichen Kriterien für die Aufnahme an einer Schule spielen – mit Ausnahme der Bevorzugung von Geschwistern – an fast allen Gymnasien keine Rolle mehr.
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Dass es die Bezirksregierung als Schulaufsichtsbehörde der Stadt nicht mehr so leicht wie in den vergangenen Jahren machen wollte, ist bereits beim Verfahren zur Einrichtung so genannter Mehrklassen deutlich geworden. Seit Jahren genehmigt sie diese umstrittenen Provisorien, um der Stadt einen Umgang mit dem Mangel zu ermöglichen, ohne in ausreichendem Maße neu bauen zu müssen. In diesem Jahr sei die Mehrklassenbildung nur noch erlaubt worden, wenn die Stadt versichern konnte, dass dafür keine Fachräume geopfert werden müssten, so Ritter. „Das war für uns eine extrem schwierige Situation.“ Zusätzliche Kapazitäten sind nach Angaben der Bezirksregierung vor allem im Rechtsrheinischen wie zum Beispiel in Deutz geschaffen worden. Die meisten Ablehnungen gab es im Stadtbezirk Lindenthal.
„Zu wenig Plätze, zu wenig Schulen"
Man wolle nichts schönreden, beteuerte der Schuldezernent der Stadt, Robert Voigtsberger. Es sei klar, dass man „Symptome“ bekämpfe. „Wir haben zu wenig Plätze, wir brauchen mehr Schulen in Köln. Der einzige Ausweg ist, dass wir mehr bauen müssen.“ Die Einsicht ist nicht neu und die Pläne für die Zukunft nützen den jetzt betroffenen Familien nichts. Voigtsberger deutet an, dass es für die nächsten Jahrgänge in Kürze Fortschritte geben könnte. So sind Umwandlungen von einer weiteren Haupt- und einer Realschule genau wie die Anmietung von Büroräumen in Planung. Auch suche man weiterhin nach Interimslösungen, um den Start neuer Schulen in Provisorien vorziehen zu können.