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Neue SchriftenreiheHiltrud Kier will moderne Kirchen in Köln vor dem Abbruch bewahren

Lesezeit 3 Minuten
Hiltrud Kier, ehemalige Stadtkonservatorin, und Martin Struck stellen in der Buchhandlung König die Schriftenreihe „Moderner Sakralbau in Köln“ vor.

Hiltrud Kier und Martin Struck stellten in der Buchhandlung König die Schriftenreihe „Moderner Sakralbau in Köln“ vor.

Mit der Schriftenreihe möchte die ehemalige Stadtkonservatorin die modernen Kirchen Kölns vor dem Abriss bewahren.

St. Monika, 1969 bis 1970 in Bilderstöckchen erbaut, ist vor ein paar Jahren einem Komplex aus Wohnungen, Kindergarten und Tagespflegeeinrichtung für Senioren gewichen. Nicht lange ist es her, dass in Mauenheim die Philip-Nicolai-Kirche verschwand, für die 1965 der Grundstein gelegt worden war. Und in diesem Juni wurde die 1965 eingeweihte Petrikirche in Niehl abgebrochen, um Platz für barrierefreien Mietwohnungen zu machen. Kölns ehemalige Stadtkonservatorin betrachtet diesen Schwund mit Sorge.

In den vergangenen Jahre wurden einige Sakralbauten abgebrochen

Um ihm etwas entgegenzusetzen, hat sie die Schriftenreihe „Moderner Sakralbau in Köln“ initiiert; Mitstreiter ist der frühere Kölner Erzdiözesan-Baumeister Martin Struck. Zweck der Publikation sei, das Bewusstsein der Kölner und Kölnerinnen dafür zu schärfen, was sie an den 180 Kirchen und anderen nach 1920 in der Stadt entstandenen Sakralbauten haben, sagte Kier am Mittwoch in der Buchhandlung König. Dort wurde das erste Heft der Reihe präsentiert, das sie selber verfasst hat. Darin stellt sie 16 Bauten in Lindenthal vor.

Innenraum von St. Elisabeth in Hohenlind, 1930 bis 1932 nach Plänen von Dominikus Böhm erbaut

Innenraum von St. Elisabeth in Hohenlind, 1930 bis 1932 nach Plänen von Dominikus Böhm erbaut

Für jeden der neun Kölner Stadtbezirke ist ein Heft geplant, für Lindenthal und Mülheim sind es wegen der Fülle sogar zwei. Verschiedene Autoren und Autorinnen sind beteiligt. Als Nächstes soll ein Band über Mülheim erscheinen, dessen Texte von Struck stammen. „Wenn die Bevölkerung die Bauten nicht kennt, hilft auch der Denkmalschutz nichts“, sagte Kier. Sie wünsche sich, dass die Reihe Diskussionen in den Bezirken anstoße.

Der Kunstführer soll den Kölnern die gefährdeten Kirchen näherbringen

Mit dem Kunstführer werde „ein Schatz gehoben, der vielen von uns bisher nicht so bewusst war. Wir sind eingeladen, uns persönlich ein Bild von den Gebäuden zu machen“, schreibt die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin Cornelia Weitekamp in ihrem Vorwort. In Lindenthal gelten aktuell zwei Gotteshäuser als gefährdet. Zum einen die Klosterkirche vom Guten Hirten, um deren dauerhafte Erhaltung sich der Bezirk bemüht und die zurzeit an die syrisch-orthodoxe Gemeinde vermietet ist. Zum anderen die 2019 profanierte Kirche St. Laurentius, die, wie Kier schreibt, „darauf wartet“, von der Universität zu Köln als Hörsaal genutzt zu werden.

Der Innenraum der 1961/62 in Lindenthal errichteten Kirche St. Laurentius, entworfen von Emil Steffann

Der Innenraum der 1961/62 in Lindenthal errichteten Kirche St. Laurentius, entworfen von Emil Steffann

Die Rettung von Gebäuden könne nur gelingen, wenn sich auch viele nicht kirchlich gebundene Menschen für ihre Erhaltung starkmachen würden und „mit denen in Dialog treten, die diese Bauten verwalten“, sagte Diana Siebert, Bezirksbürgermeisterin von Nippes, bei dem Termin. Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke unterstrich ebenfalls den Wert, wenig beachtete Sakralbauten bekannter zu machen, um sie zu schützen.

„Das Viertel wird seelenarm“ – diese Erfahrung habe er nach Profanierungen von Kirchen in der Mozartstraße und im Kunibertsviertel gemacht. Oft genug sei es so: „Erst wenn sie weg sind, bemerkt man den Verlust.“ In ihre sozialen und kulturellen Funktion seien Kirchen „eine andere Form von Bürgerhäusern“.


Hiltrud Kier: Moderner Sakralbau in Köln – Bezirk 3 (Lindenthal). Kunstverlag Josef Fink, 48 Seiten, 5 Euro.